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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0694
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Neckarbischofsheim

allein herest), das wellest uns geben. So bitten wir
dich demüettigklich, lieber herr und vatter, durch
den selbigen deinen lieben Son, unsern herren Jesum
Christum: Nime gnedigklich von uns hin weckh die
ohnmechtige forcht und schreckhen des leiblichen
todts, tröste mit der gnaden des h[eiligen] gaists un-
sere zaghaffte |59r| und betriebte hertzen, welche sich
natürlich sampt dem gantzen geblüt vor dem todt
entsetzen, zitern und beben, sterckhe unsern glau-
ben von der zukünfftigen welt und ewigen leben, laß
ufgehn das liecht deines göttlichen worts in unsern
hertzen. Mach uns durch Jesum Christum seiner
fürbit thailhafftig und verleihe uns, o herr Jesu
Christe, fürnemlich in unsern lesten zeiten und ster-
bens netten den glauben, in dich allein zu hoffen, in
dem wir gewiß das ewige leben haben. Ja, der du
selbst warhafftig unser ewiges leben bist, verleihe
uns in |59v | kranckhait und leiden gedult, tröste und
sterckhe uns wider alle anfechtung des besen feinds
durch den hohen schatz und teueren verdinst deines
bittern leiden und sterben, das biten wir dich, o Jesu
Christe, von gantzem hertzen, dieweil du uns also
hast leren beten, das wir im gaist und warhait dich
sollen anrüeffen und sprechen: Unser vatter, der du
bist im himmel etc.
Danckhsagung für Empfangen frucht zur Erndtzeit.
O himlischer, Barmhertziger gott, wir dannck-
hen dir von hertzen, deiner |60r| unaussprechlichen
gütte, der du uns so gnedigklich begabet hast mit
früchten des Erdtreichs zur leiblichen erhaltung.
Wir bekenen, das weder unser bawen, wessern oder
pflantzen etwas sey, du gebest dan das gedeihen und
wachsen, weil alle dinng in deiner hand stehn. Hold-
seliger vatter, wir bitten dich, du wollest soliche
frucht in unsern leiben (zur leiblichen notturfft) seg-
nen, dardurch dein lob gemehret, der nutz und fir-
schub des Nechsten gefürdert werde, durch Chris-
tum, deinen ainigen Son, unsern herren. Amen. |60v |

87 Herbst = Weinlese, vgl. Grimm, DWb 10, Sp. 1067.
88 Lk 21,34.
89 Jes 5,11.

Oratio zur zeit des Herbsts.87
O ewiger, barmhertziger gott, wir danckhen dir
vleissigklich der empfangnen reichlichen gaben des
weins, der du uns mit vetterlicher lieb begabet hast
zur leiblichen krafft und sterckhung unserer bleden
Natur. Allmechtiger vatter, wir bitten dich, wellest
soliche Creatur des weins in unsern leiben genedigk-
lich gebenedeyen, dardurch dein h[eiliger] Nam
nicht gelestert sonder geprißen werde, verleihe, das
wir in nicht mißbruchen zur fillerey, da vil men-
schen zu scheittern gangen sind, darfir uns trew-
lichen |61r| gewarnet dein geliebter Son Jesus Chri-
stus, sprechende: Hütet euch, das ewre hertzen
nicht beschwert werden mit fressen und sauf-
fen.88 Damit der ewige fluch über uns nicht komme,
lautende: Wee euch, die ir früe ufstehet zur fillerey
und verziehend mit zechen bis in die Nacht.89 Soli-
che messigkait, die frucht des glaubens sind, wellest
uns verleihen durch den h[eiligen] gaist, auf das dein
h[eilige] gab nicht verlestert werde, der mit dir
sampt deinem lieben Son, unserm herren Jesu Chri-
sto, lebet und regiert in Ewigkait. Amen.|61v|
Ordnung an eines Apostels oder sonst andern
gemainen Feyrtagen.
Uff dise Feyr- und Aposteltag pflegt man (damit
die selbige nicht unnutzlich zue gebracht), also bald
zu samen geleüt, biß sich das volckh versamlet, vor-
gesetzten Christlichen gesang: Wir glauben al an ei-
nen gott90 etc., unsern h[eiligen] Catech[ismum] oder
hauptstuckh Christlicher lehr begreiffend eines oder
sonsten etwas de tempore zu singen. |62r|
Wan diser oder ein ander gesang, nach gelegenhait
der zeit gericht oder sonst Materiae tractandae ge-
mes, ausgesungen, mag an statt der Sontegliche dis
nach geschriben91 Kyrie sampt dem volgenden Glo-
ria gesungen.

90 Luthers „Wir glauben all an einen Gott“, AWA 4, Nr. 24.
91 Ein solches Kyrie fehlt.

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