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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0698
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Neckarbischofsheim

bekümmernus gottseliger lehrer schaden und Nach-
theil der armen, grewliche und gemaine landtsstraf-
fen und plagen bringen und führen. Sonderlich, da
über oberzelte Laster auch undanck und untrew ge-
gen dem Ministerio und predigampt mit einfellet
und niemand nichts mer darzu geben noch dassel-
bige mit schuldiger Narung erhalten, sondern vil-
mehr dem selbigen nemen, rauben, abtragen und
entziehen wellen. |72r|
4. Verbant sinndt auch alle haußvetter und Müet-
tern, herren, Maister und Frawen, Regenten und ire
verweßer, so ire Kindt, gesindt und underthanen
nicht vleißig zu gottes h[eiligem] Catechismo und
geordneten Schulen halten, dieselbige in gottes
Forcht, zucht und Erbarkait weder selbs underwei-
sen noch von andern wollen lernen laßen, sondern
vil mehr wißentlich zusehen, das sie nach diser welt
sitten wider Gottes gebott in aller Leichtvertigkait
und Boßhait dem Teufel zu gefallen leben und also
verwarloßt den Son Gottes (der sie so thewr erar-
nett108 und mit seinem aignen Blut erworben) uß
den armen gerißen und dem Sathan in den Rachen
gestoßen, darzu dan faule |72v| Hürten und fahrle-
ßige prediger, so das werckh des herren untrewlich
verrichten und als stumende hund nicht bellen kinn-
den oder wollen, mit irem heuchlen nicht geringe
ursach geben und also das junnge Blut in irem safft
und blihenden Jugent verderben helffen, welches
inen allen, o schreckhlicher gott, da du deßwegen
strenge Rechenschafft, mit großem ernnst und eyf-
fer von inen fordern würst, züverantworten allzu
schwer und untreglich fallen würdt.
Nicht weniger seind auch im gegenthail von gott
verflucht alle kinder, so nicht von hertzen groß von
iren Eltern umb göttlichs gebotts willen halten, son-
dern sie unehren, verspotten, anspeyen, schelten,
schmehen oder inen fluchen, |73r| sich irer armuth,
gebrechen und verachtung schemen, mit klaider,
Nahrung und uffenhaltung in irem alter nicht ver-
sorgen noch in irer kranckhait besuchen und trö-
y-y Form und gstalt Basel 1526 fol. Bi.
108 Erarnen = verdienen, vgl. Grimm, DWb 3, Sp. 697f.
109 Der Hymnus „Pange lingua“, deutsch erstmals vom

sten, sondern sie vil mer laßen noth und mangel,
hunger und kummer leiden. |73v |
Ordnung, des Herren Abendtmal am Sontag,
Hohen Festen odern andern Feyrtagen zu halten.
Nach dem es dann mitt vorgehend vermahnung,
fürgeleßnen puncten und Articuln der General Ex-
comunication, auch privat exploration und bescheh-
ner Fruh underweisung mit den Comunicanten alles
obgesetzter Maßen und abents zuvor verrichtet und
jetz der Fröliche Morgen zu bestimmter himlischer
Malzeit angebrochen und verhanden, singet man
also bald post compulsum, anfangs und zu Eingang
volgender ernstlichen handlung und hochwichtiger
action des aller h[eiligsten] und hochwürdigen |74r|
Sacraments deß costbarlichen leibs und bluts unsers
Hailands und seligmachers Jesu Christi den 51.
psalm Davids als eine General beicht und Bekandt-
nus unser verderbten Natur und sündtlichen lebens
(wo ferne nicht an hohen Festen oder sonst de Tem-
pore zu singen).
Gleich darauff oder einen andern gesang de tem-
pore singt man das Kyrie paschale sampt seinem
anhangendem Gloria.
Hierauff lißet der pastor vor dem Altar an statt
der Epistel eine lection us S. Paulo oder sonst, was
sich ad coenam domini accomodiren last.
Darauf dan ferners gesungen: Mein zung erkling
und frölich sing109 etc.|74v|
Wan diser oder ein ander gsang us ist, gehet der
Minister uff die Cantzel, erclert das Evangelium ufs
lengst 1/2 stund, beschleust mit volgender vermah-
nung:
yAlle die jenige, so da begehren und komen wollen
zum tisch des herren Abendtmals, ermane ich ge-
trewlich durch die liebe Christi erstlich, das sie sich
zuvor wol beweren, ob sie auch wißen und haben die
geheymnus des h[eiligen] Nachtmals Christi, uff das
die perlin nicht für geworffen werden den Se-
Mönch von Salzburg, in mehreren Fassung überliefert
vgl. Wackernagel II, S. 434f und Wackernagel
V, S. 1253.

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