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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0701
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Kirchenordnung 1560

schmertzlichsten todt gegeben, der hirt ist gestorben
für die Schaf[e]d,116 der oberste priester hat sich selbs
zu einem brenenden opffer us unseglicher liebe dem
vatter für uns ufgeopffert und mit seinem Blut un-
sere verbintung mit gott, dem vatter, ge-
nugs[am]e versichert und versigelt, darumb laßet
uns soliche guthat in ewiger, frischer gedechtnus one
underlaß behalten. Sein blut besprenge und beruhre
unsere hertzen,117 Im sey lob, ehr und preis in ewig-
kait.
Nun wellen wir nicht unser sein, sondern des |81r|
herren, darzu knecht und diner seiner knecht. Nun
wollen wir Christo und nicht uns leben und begeren,
im also eingeleibt sein, als die glider durch sein Blut
erlest und gerainiget. Darumb wir auch mit danckh-
sagung eingedenckh seind der guthaten seines leibs
und Bluts, welche er uns in Crafft des glaubens an
sein wort warhafftigklich gibt zu genießen, fürgebil-
det in leiblicher Speis und tranckh des gehayligten
Brots und weins seines Abentmals, so er uns zu ge-
dechtnis seines bittern leiden und Sterben selbs ein-
gesetzt und verordnet hat zu halten.d
Solliche wort seiner ordnung und zusatzungf di-
ses aller h[eiligsten] Nachtmals |81v| wollent ir nun
anheren und im glauben zu hertzen faßen als die
haupt Suma des gantzen Evangelions, darbey
euchg die h[eiligen] gnadenreiche zaichen empfahen.
So werdet ir warhafftig gespeiset und getrenckht
sein mit seinem h[eiligen] leib und rosinfarben blut
zu dem ewigen leben.
Die wort aber beschreiben uns die h[eiligen]
Evangelisten Matt. 26, Marc. 14, Luc. 22 und der
h[eilige] Apostel Paulus 1 Cor. 11. Cap.:118
Unser herr Jesus Christus, in der Nacht, da er ver-
rathen ward und mit seinen jüngern zu tisch sas,
nam er das Brot, danckhet und brachs und gabs sei-
nen jüngern und sprach: Nemet hin |82r| und esset,
das ist mein leib, der für euch hingeben würdt. De-
ßelbigen gleichen nam er auch den kelch nach dem

α ... [unleserlich] ροινεσις.
c-c Vgl. Form und gstalt Basel 1526 fol. Cv.
d Durch die Buchbindung unleserlich.
e Durch die Buchbindung unleserlich.

abentmal, danckhet, gab in den jüngern und sprach:
Nemet hin und trinckhet alle daraus, diser ist der
kelch des Newen Testaments in meinem Blut, das
für euch und für vil vergoßen wirdt zue vergebung
der Sünden. Solches thut, als offt ir trinckhet, zue
meinem gedechtnus. Und sie trunckhen alle daraus.
Hic ad populum conversus pastor subiungit:
Ir geliebten gottes, dieweil wir jetzunder halten
wollen des herren Abentmal, ermahne ich euch
durch die liebe Christi |82v| getrewlich, das ir in
zucht und andacht herzu komet und euch befleißi-
gen, ohne gleißnerey zubezeugen Christlichen glau-
ben, liebe und ainigkait, damit der Name Gottes
durch euch gehayligt, sein Reich vermehrt und sein
h[eiliger] wille gefürdert werde. Solches von dem All-
mechtigen zu erlangen, laßet uns us grund unsers
hertzen und mit warer andacht inbrünstigklichen
betten, wie uns Christus Jesus, unser geliebter hay-
land, einiger Mittler, gnadenstul und seligmacher
selber gelert und erherung tröstlich zugesagt hatt:
Vatter unser, der du bist etc.
Laßt uns ferner mit einander also betten: |83r|
O aller güttigster und getrewer hierdt, herr Jesu
Christe, wir bitten dich, sihe gnedigklich uf uns
arme Schefflin deiner waid, welche du durch das
costbarlichste rosinfarbe Blut deines bittern, aller-
tewresten leidens und sterbens so schmertzlich erle-
set hast, und verleihe uns, in rechtem glauben, in-
brinstiger liebe und stetter hoffnung zu deinem tisch
zue komen, hungerig und durstig nach der gerech-
tigkait, uf das wir dein h[eiliges] Abendtmal uns
nicht zum gericht empfahen, sondern zu dem ewigen
leben, der du mit dem vatter und dem h[eiligen]
gaist lebest und regierest, wahrer, gebendeyter und
allmechtiger Gott, von nun an in alle Ewigkait.
Amen. | 83v|

f Fälschlich verbessert aus: „Insatzung“.
g Auch?
118 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor11,23-25.

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