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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0702
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Neckarbischofsheim

Deinde compellat comunicantes:
Wer nun under euch sich geherter Maßen ge-
schickht befindet und angezaigt, sich mit uns des
herren tischs will thailhafftig machen, mege sich in
Christlicher zucht und andacht im Namen des all-
mechtigen hieher verfügen.
Hierauff komen die Comunicanten, und erstlich die
weibspersonen, welchen also bald die Menner vol-
gen, zur linckhen seiten des altars, eins nach dem
andern in züchtiger ordnung herbey getredten, da in
darraichung des h[eiligen] Leichnams unsers herren
Christi der Minster also spricht: |84r|
Nim hin und iße, das ist der leib unsers herren
Jesu Christi, der [sich] für dich in den todt gegeben
hat, der bewahre und glaite dich in das ewige leben.
Amen.
Als dann gehn die comunicanten uf der rechten sei-
ten umb den altar her zu dem pfarrherrn, das Blut
des herren zu empfahen, in welches darraychung er
zu in sagt:
Nim hin und trinckh, dis ist das tewre, costbar-
liche Blut unsers herren Jesu Christi, am Stamme
des h[eiligen] Creutzes zur vergebung aller deiner
|84v| sünden vergoßen, das sterckhe und führe dich in
das ewige leben, himmelische frewd und alle selig-
kait. Amen.
Mittlerweil und entzwischen das volckh comunicirt,
würdt nach volgender lobgesang D[octoris] L[uthe-
ri]: Gott sey gelobet und gebenedeyet119 etc. [gesun-
gen].
Da nun der comunicanten sovil, das diser gesang
nicht reichen mag, widerumb angefangen oder der
obgesetzten einer, an dises statt ein ander psalm
oder gaistlich lied, so sich darzu schickht, gesungen
werden. |85r|
Wann nun die comunicanten alle versehen und die
geseng aus, thut der pfarrherr als bald volgende er-
mahnung, gebett und danckhsagung:

119 Luthers „Gott sei gelobet und gebenedeiet“, AWA 4,
Nr. 4.

Ir geliebten gottes in Christo, dem herren, ir sollend
wol betrachten, was ir jetzunder gethan habt, nem-
lich das ir in dißem aller h[eiligsten] Abentmal des
herren euch als Christen Menschen angezaigt, für-
stellet und bezeuget, die da Christum und sein h[ei-
liges] Evangelium offentlich im glauben bekenen vor
der welt, uf das ir nun fürohin mit der hilff und
genaden gottes nach demselbigen Evangelio in got-
tes forcht, in christlichen gehorsam, liebe, zucht,
frid und einigkait wollen leben, das ir wollen fliehen
und |85v | vermeiden alles, was Christo und seinem
h[eiligen] Evangelio offentlich entgegen und zuwider
ist, das ir auch umb Christi willen und seines Evan-
geliums (wo es gott also schickhet) vatter und mut-
ter, Bruder und schwester, weib und kinder, gut und
hab verlaßen wollett, welches man doch alles im tod
ein mal verlasen muß, man welle ja gleich gern oder
wolle nicht, das ir euch willigklich under das creutz
begebet und dem herren als seine jünger nachvolgen
wollet, der sich us unaussprechlicher lieb der gött-
lichen gestalt geußert und eine knechtliche gestalt
an sich genomen hat und in gehorsam seines him-
melischen |86r| vatters an ein creutz hat laßen henck-
hen, sein blut vergoßen und sein leben in den todt
gegeben hat, damit er uns von dem ewigen todt er-
leset und das ewige leben erworben hat.
Welcher Mensch nit also gesinett ist, der hatt
gantz kein ursach, des herren Abentmal zu empfa-
hen. Er ist nicht von der zal der geladnen freunden
und lieben junger Christi, sonder er ist ein
freund120 und verechter aller wolthaten gottes, dar-
zu ein freventlicher verspotter des h[eiligen] leidens
und Sterbens Christi. Das sollend ir, lieben Bruder
und Schwester, wol zu hertzen faßen, ewer leben
und wesen nun fürohin Christlich darnach haben zu
gerichten, |86v| darumb bittend den herren umb ge-
nad und bettet mit wahrer andacht und us grund
ewers hertzens mit mir also:
Oratio.
O aller güttigster und Barmhertzigster herr Jesu
Christe, ein Son des wahren, lebendigen Gottes, du
ewiges wort des vatters, du hayland der welt, ein
120 Wohl: Feind.

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