Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0260
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Heilbronn

herren, die jugendt, sampt den guotten künsten in
zuogehörig, in tugenten und Gotsforcht, so vil Got
gnad geb und mir müglich sey, auffzuoziehen, güns-
tigklich angenommen, und aber der Catechesis ain
grad und stapffel6 ist, durch welche die kinder zur
Gotsforcht kommen, mit was außzug oder ursach
hett ich mich nun solchen, von herr Johann Lach-
man angebotten, zuoschreiben dürffen widern oder
abschlagen? Bin derenhalben solchen vormalß zuo-
schreyben willig und berayt gewesen und nun wi-
derumb, auß bitt viler frommen und Got | Aiiia | se-
ligen Christen für das erst, nachmalß zuo fürkommen
grösserer arbayt der jungen knaben und junckfrew-
lein (welcher hefftig vil sein, Got wöl sy bewarn) mit
dem schreiben, denen im truck lassen außgeen, war-
lich nitt eytteler eer halben, als der geren am laden
fayl wolt gesehen seyn. Auch, so kan ich kainen na-
men oder eer an disem Büchlin erjagen, dann (das
ich mich seyn ja offentlich bekenne) ich hab hierinn
nit mee gethon denn ain bienlin, welchs von vilen
blümlin hünig zuosamen tregt7. Die eer laß ich zuo
forderst got, dem Almechtigen, nachmals seinen er-
wölten rüstzeugen, den getrewen Evangelisten D.
Martino Luthero, D. Urbano Regio8, M. Johanni
Brentio9 und anderen meynen geliebten schuolmays-
tern, welcher ich mich hierinn, wo mir von nöten,
beholffen habe. Auch wöllen wir hierinn nit ainem

f B: Catechesis für die Jüngsten und klainsten Kind, nach
dem brauch der Haylprunner.
Frag: Bistu auch ain Christen mensch?
Antwort: Ja, ich bin ains.
Frag: Waher waystus?
Antwort: Auß dem Tauff, durch welchen wir in die güter
und posseß Christi gesetzt werden und zuo burger des hi-
melreichs angenommen.
Frag: Warauß hast du das, liebs kind?
Antwort: Auß dem hailigen Paulo, welcher zun Galat.
am iii. [27] also sagt: Als vil getaufft sein, haben Chris-
tum angestrayfft.
Frag: Waher waystu aber gewiß, das du getaufft bist?
Antwort: Auß mein Eltern und meinem Pfeterich
[=Taufpate], so ist niemandt, der solchs widerspreche, so
besteet nun alle zeugknuß in zwayer oder dreyer mundt,
Math. 18 [16], Deute. 17 [6].
Frag: Was ist der Tauff?
Antwort: Ain new geburt und wasserbad durch das
Wort, Ephe. am 5. [26].
Frag: Was ist not, zum vordersten, ainem yeden getauff-
ten zuo wissen?

yedem spotter und glößler10 genuog gethon haben,
dieweyl sy sich zum tayl auch nit lassen am hellen,
warhafftigen, ewigen Wort benügen. Solche lassen
wir faren, denen ist auch diser Catechesis nit geschri-
| Aiiib | ben, sonder allain den kindlin. Was aber hie-
rinn nit begriffen, mögen sy, so sy zuo iren tagen
kommen, täglich in der Predig lernen. Das nöttigst
aber, ainem kind zuo wissen, hoff ich, genuogsam hie-
rinn begriffen sein. Nun aber hab ich disen Cate-
chesin, wie gering er am ansehen ist, E. F. W. wöllen
zuoschreyben, mein danckbar gemüt etlicher maß,
wie doch das seye, gegen E. F. W. anzuozaigen, mit
der hoffnung, unsere lesterer solten ains tails still
zeschweigen und die Christenlich jugent solchen
mitt höherem fleyß zelernen geursacht werden, So
sy baid sehen den dapfferen und Gotseligen Patron
dises büchlins. Bit derenhalben underthenigklich,
E. F. W. wölle solchs Büchlin in guottem von mir
auffnemen; das will ich herwider, umb E. F. W. be-
rayts willens zuo verdienen, guottwillig sein. Der All-
mechtig herr wöll E. F. W. bewaren unnd sein ange-
fangen reych in E. F. W. volnstrecken in ewigkait,
Amen.
Datum hie zuo Haylprunn auff Bartholomei,
Anno M.D.XXVIIIef lAiiiial

Antwort: Drey ding. Das erst, Das er wiß, was er thuon
und lassen solle, Welchs im anzaygen die Zehen gebott.
Das ander, Das er wisse, warinn solchs thuon und lassen
bestehe, Das leert in der Glaube. Das dritt, Durch was
mittel er zum glauben komme, Das findt er im gebett.
Frag: Wa findt man aber die Zehen gebott?
Antwort: Im andern buoch Mosi am 20. [1-17] und im
fünfften buoch Mosi am 5. Capitel [6-21].
Frag: Wie lautten sy?
Antwort: Das Erst: Du solt nit frembde Götter haben.
Das Ander: Du solt den namen gottes nit unnütz füren.
Das Dritt: Du solt den Sabbath hailigen.
Und solchs seyn die gebot der ersten tafel.
Das Vierdt: Du solt Vatter und muotter eeren.

6 Staffel, Stufe, vgl. Grimm, DWb 17, Sp. 515.
7 Vgl. Röhrich, Lexikon I (1991), S. 191f.
8 Urbanus Rhegius (1489-1541) war als Prediger in
Schwäbisch Hall tätig, vgl. RGG 7, Sp. 489.
9 Johannes Brenz.
10 Glößler = Verfälscher, Wortverdreher, vgl. Grimm,
DWb 8, Sp. 219.

240
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften