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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0085
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6. Kirchenordnung 1573

derung meines lebens in euch gib ich euch mein Blut
zutrincken.
ηWer nun also von disem Brot isset und von disem
Kelch trincket, auch disen worten, so er von Christo
höret, festiglich gleubet und diß Sacrament zu erin-
nerung und bestetigung seines Glaubens empfehet,
der bleibt in dem Herren Christo und Christus in im
und wird ewiglich leben.
Also sollen wir nun sein darbei gedencken und sei-
nen todt verkündigen, nemlich, daß er für unser
Sünd sei gestorben und zu unser rechtfertigung wi-
der aufferstanden141, und im ewig lob und danck
darumb sagen. Es sol auch ein jeder sein Creutz auff
sich nemen und ihm nachfolgen142 und nach seinem
Gebot einander lieben, wie er uns geliebt hat143.
θDann wir alle seind ein Brot und ein Leib, dieweil
wir alle eines Brots theilhafftig sein und auß einem
Kelch trincken. Dann zu gleicher weiß, wie auß vi-
len Beerlin zusammen getrottet ein Wein und ein
Tranck fleust und sich ineinander menget, Und auß
vielen Körnlein ein Meel gemahlen, ein Brot und
Kuch gebacken wirdt144, Also sollen wir alle, so
durch den Glauben Christo eingeleibt sein, durch
brüderliche lieb umb Christus, unsers liebsten Hei-
lands, willen, der uns zuvor so hoch geliebet hat, alle
ein Leib, |39| Tranck, Kuchen und Brot werden und
solches gegen einander nicht allein mit leren worten,
sondern mit der that und warheit, wie Johannes le-
ret145, ohn allen trug trewlich gegeneinander bewei-
sen. Das helff uns der Allmechtig, barmhertzig Gott
und Vater unsers lieben Herren Jhesu Christi durch
seinen Heiligen Geist, Amen.
Nach diser vermanung folgt die Beicht und Abso-
lutio:

η Joan. 6 [53-56],
θ 1. Cor 10 [17].

141 Röm 4,25.
142 Mk 8,34par.
143 1Joh 4,11.19.
144 Vgl. Didache 9,4.

Lieben freundt, wir werden auß den Bußpredigen
bericht, das niemandt, so seine Jar erreicht hat, zur
verzeihung der Sünden kommen mag, er erkenne
dann seine Sünd und laß ime dieselbigen von hert-
zen leid sein, glaub auch, das im sein Sünd von Gott
auß lauter gnaden und barmhertzigkeit von wegen
Jhesu Christi vergeben werden, Und aber ihr der
verzeihung der Sünden und sterck des Glaubens be-
geren, so solt ihr mir auß grundt ewrer hertzen die
offne Beicht nachsprechen und darauff das Evan-
gelium oder Absolution anhören, damit ihr euch der
rew uber die Sünd vor Gott warhafftiglich bekennen
und auß der Absolution der verzeihung der Sünden
vergwist und versichert werdet. |40|
Die offne Beicht146:
Ich armer Sünder bekenne mich Gott, meinem Him-
lischen Vater, das ich leider schwerlich und manig-
faltiglich gesündigt hab, nit allein mit eusserlichen
groben Sünden, sondern viel mehr mit innerlicher
angeborner blindtheit, unglauben, zweifflung147,
kleinmütigkeit, ungedult, hoffart, bösen lüsten,
geitz, heimlichem neidt, haß und mißvergunst148,
wie das mein Herrgott an mir erkennet und ich lei-
der so volkommenlich nicht erkennen kan. Aber es
rewet mich und ist mir leid und beger von hertzen
gnad von Gott, durch seinen lieben Sohn Jhesum
Christum.

Form der Absolution:
Der Allmechtige Gott hat sich ewer erbarmet und
durch den verdienst des allerheiligsten leidens, ster-
bens und aufferstehens unsers Herren Jhesu Christi,
seines geliebten Sohns, vergibt er euch alle ewre
Sünd. Und ich, alß ein verordneter Diener der

145 1Joh 3,18.
146 Beichte und Absolution sind der württembergischen Kir-
chenordnung von 1553 entnommen, Sehling, EKO
XVI, S. 250. Bei der Absolution bietet die württember-
gische Agende aber noch ein weiteres Formular an.
147 Schwankendem Glauben, s. Grimm, DWb 32, Sp. 1035.
148 Mißgunst, Neid, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 1, S. 227.

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