Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0156
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Herrschaft Rappoltstein

8. Bericht des Predigers Arnaud Banc über die Lehre der französischen Gemeindea
[Ende Juni / Anfang Juli 1561]1
Antwurt dem wolgebornen herrn, herrn Egenolfen, herrn zue Rapoltzstein,
zue Hohenagkh unnd Geroltzegkh am Wassichen etc., belangen
die welsch kirch zue Eckherich, durch Arnold Banc2,

prediger unnd
Erstlich, das principal fundament deß taufs der kin-
der ist die zusagung, die Got in der persohn Abra-
ham gethan hat den glaubigen vetern unnd iren kin-
dern, wie geschrieben stehet Gen. 17 [7]: Ich will
dein Got sein unnd deines samens nach dir in einem
ewigen pundt. So mueßen dann die väter glaubig
sein, ehe ire kleine kinder getaufft werden3. Darumb
war auch die beschneidung niemand befolhen zuge-
ben, dann allein den kleinen kindern der glaubigen
vater unnd mueter, wie an anderen orten clarlich
mag gesehen werden.
Nun ist im tauff ein gleiche sach mit unnßern klei-
nen kindern. Dann wie die beschneidung der kleinen
kinder deß ißrahelitischen volckhs geordnet war,
also geburt der tauff den kleinen kindern der gleü-
bigen unnd christlichen vatern unnd muetern. Die
beschneidung war ein sacrament der bueß und glau-
ben, Deutero. 10 [16] und 30 [6], Rom. 2 [28-29] und
4 [9-12], das der tauff auch ist ein sacrament der
bueß und glauben, Mathei 3 [2.11], Marci 1 [4.15],
Luc. 3 [3.8], Rom. 6 [3-4], Colloß. 2 [11-13], in der
1. [epistel] Petri 3. capitulo [21]. Darumb ennt-
pfienngen die kleinen kinder die beschneidung, wie
obgesagt, wiewol sie nit gnugsam verstendig nach
underwißen waren. Deßgleichen auch die kleine kin-

a Textvorlage (Handschrift): AD Haut-Rhin 1E 83 / 157
(ohne Blattzählung). Abdruck: Muhlenbeck,
Histoire, S. 470M80.
1 Zur Datierung vgl. die Einleitung S. 103.
2 Arnaud Banc (in der Literatur erscheint er oft als
Bauc[us]) stammte aus Aquitanien und war Konventual
im Franziskanerkloster in Castelnaudary, bevor er eine
erste Predigerstelle im Waadtland übernahm. 1548 wur-
de er Diakon bei Pierre Viret in Lausanne; 1559 mußte
er wie die anderen Geistlichen die Stadt wegen des Kon-

diener daselbst |
der der christen sollen enntpfahen den tauff von we-
gen der zusagung Gotes an die vätter gethon, das er
auch sei der seligmacher irer kinder4. Umb dißer ur-
sach willen widerficht Jhesu Christi seinen jünger,
welche die kleinen kinder nycht zue ime wolten la-
ßen, sprechende: | Laßennd die kleinen kinder zue
mir komen, dan solcher ist das himelreich5. Dann
Christus redt namhaftiglich von den kindern deß jü-
dischen volckhs, die in der kirchen Gotes waren,
wiewol in derselben eüsserliche verderbung unnd
große zerstorung deß lebenns waren. Doch ist es die
ware kirch geweßen, die sich von allen abgottereien
unnd allen aberglaubischen werckhen der heiden-
schaft ennthalten, welche den punt unnd zusagung
Gotes gehabt dermaßen, das alle anndere volckher
„achristen“ genannt waren, ist sovil gesagt: als ohn
Got, ohn hoffnung des ewigen lebenns, Ephe. 2
[11-13]. Spricht derhalben sanct Pauli in der 1. Co-
rinth. 7. cap. [14] unnd beweißet, das die ehe gehei-
liget seie, deßgleichen die kinder, die darvon komen
sayn, das dieselbigen durch das einglaubig parthei
geheiliget werden, sunst waren ire kinder unrein,
aber jetz sind sie gehailiget. So ist nun augenschein-
lich, das im tauff der kleinen kinder der glaub der
väter von nöthen ist.

flikts mit Bern verlassen. Über Genf reiste er nach Or-
léans, dann nach Anvers, wo er für kurze Zeit eine Pre-
digerstelle versah. Als Calvin ihn für die Nachfolge Mar-
boeufs vorschlug, hielt sich Banc bereits wieder in Genf
auf. Im Februar 1561 kam Banc in das Lebertal; im Ok-
tober 1561 erteilte ihm Egenolph aber wieder Urlaub;
sein Nachfolger wurde Jean Figon. Vgl. Muhlenbeck,
Histoire, S. 7f. und 83-143; Denis, Églises, S. 281-293.
3 Vgl. Nr. 4, Art. 24.
4 Vgl. 5Mos 4,40; 5,29 etc.
5 Mk 10,14par.

136
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften