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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0163
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8. Bericht des Predigers Arnaud Banc über die Lehre der Gemeinde [1561]

nit entpfahen, dann sie ist gentzlich wider die ord-
nung der apostel | und wider diße unnßere christliche
gemeinschafft.
[III.] Item, von wegen der götzen unnd bilderen, die
heilig geschrift verwurft unnd verdambt sie gar65,
Deutero. 4 [15-18], 5 [8], 7 [25-26], 12 [2-3] unnd
Exodi am 20sten [4], an welchen orten alle bilder
unnd gemelung, gleichnuß unnd gestalt, zum Gotes
diennst gemacht, verboten seindt. Unnd wa deren
gemacht weren, sollen sie zerbrochen unnd zerstöret
werden, unnd nit allein die bilder, sunder auch die
althar unnd ander geschirr unnd instrumennt, die
zue der abgoterei gedient haben. Am gemelten orth,
Deutero. am 12. cap., ist unns die execution unnd
volbringung gezaigt, wie ime zuthon sei, durch die
exempel von Moße, Asa, Joas, Josias unnd Ezechi-
as, welcher die kupferne schlanng zerbrach66, die
durch das gebot Gotes ufgericht war worden67.
Dann die geschrifft sagt: Verflucht seien die bildt-
macher unnd die den bilderen dienen unnd sie er-
halten68.
Das ist aber so clar unnd lauter am tag, das ich mich
scheme, f[urstlich] g[naden] darvon zuschreiben,
wann nit wer, das die, so unsere reformator unnd
heupter sein wellen, so unwißend unnd blind, zu-
erhalten solche ding und zuwidersprechen unnd ver-
werffen die obgemelte sprüch und sententz und an-
dere unzalbare aus der heiligen | geschrifft. Sprechen
sie, sie seien aus dem Alten Testament genomen.
Darmit erzeigen sie sich gar new unnd jung in der
heiligen geschrifft oder seind aber der meinung etli-
cher ketzer, die es verwerffen69. Dann, wa das Alt

65 Gänzlich, s. FWb 6, Sp. 100-102.
66 2Kön 18,4 (Hiskia).
67 4Mos 21,8.
68 Vgl. 5Mos 27,15.
69 Das Alte Testament wurde durch Marcion und verschie-
dene gnostische Gruppen in der Alten Kirche verworfen,
im Mittelalter dann z.B. durch die Katharer.
70 Mk 12,30-31par mit Bezug auf 5Mos 6,4-5 und 3Mos
19,18.
1 Vgl. z.B. Josia in 2Kön 23,4-6.13-14.19-20 und 25.

Testament verworffen ist, so volget hernach, das die
Zehen gebot Gotes auch weren außgetilckht, darzue
seine zwen hochste gebot: Du sollt lieben den herrn,
dein Got, von gantzem hertzen, unnd solt lieben dei-
nen nechsten als dich selbs70. So ist nun gewiß, das
die gebot deß Decalogi ewig sindt, wiewol die cere-
monien deß Sabaths abgestelt sein. Derhalben sagt
Christus, Mathei am 5. [17-18], das er nit komen
sei, das gesatz zubrechen, sunder daßelbig zuerfül-
len, und der kleinest punct deßelbigen nit wurdt zer-
geen. Darumb, das das wort Gotes ewiglich bleiben
würdt, derhalben das gebot, keine bilder zumachen
unnd diselbigen zuzerstoren, wurdt in den christli-
chen kirchen weren biß zue ennd der weldt. Darumb
haben auch die gueten künig unnd fürsten dises ge-
bot Gotes so starckh unnd ernstlich volbracht, dar-
umb seindt sie in der geschrifft gelobt71. Dargegen
seindt die andern, so die bilder unnd althar an den
hohen orten72 haben gelaßen unnd underhalten, dar-
von gescholten worden73. So ist im Newen Testa-
ment alle abgoterei clerlich verboten | in der ersten
Corinth. 6. cap. [9], Gallat. 5. cap. [20], Apoca. 21.
[8] unnd 22. cap. [15], in der 1. Johan. 5. cap. [21],
welcher nit allein die abgoterei fur grewlich ver-
beüt74, sunder unns auch die bilder, da er sagt: Kin-
der huetet euch vor den bildern, wie Tertulian
daßelbig wol außlegt75.
Sie sagen nun weiter, das die bilder ein indifferenteß
ding76sein, das inen gilt, wie man inen thuet, gleich
wie die kleider oder fleischeßen oder dergleichen din-
gen, die von inen selbs weder guet nach boß
sindt77. Sie verstennd aber dise regel unnd den ge-
brauch dißer dingen nit woll, das ist, das sie dienen
sollen zu erbawung der glaubigen, wie Paulus das

72 Gemeint sind die Höhenheiligtümer.
73 Vgl. z.B. 1Kön 22,44; 2Kön 14,4 und 15,4.35.
74 Verbietet, zur Form verbeut vgl. Grimm, DWb 25,
Sp.110.
75 Tertullian benutzt idolum statt des in der Vulgata über-
lieferten simulacrum (Tertull. coron. X = PL 2, Sp. 90):
Filioli, inquit [Ioannes], custodite vos ab idolis, non iam ab
idololatria quasi ab officio, sed ab ipsa effigie eorum.
76 Adiaphoron.
77 Vgl. 1Kor 8,8.

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