5. Anweisungen für den Schulmeister und die Kapläne 1524
5. Anweisungen für den Schulmeister und die Kaplänea
28. April 1524
bAnno etc. XXIIIIt0, uff Dornstag nach Georgii, ist
von minen herren, burgermeister, raten unnd den
zunfftmeistern, gemeinlich zu besserung christen-
licher ordnung und merung des rechten waren gotz-
diensts dise nachvolgende ordnung angesehen unnd
hinfur zuhalten beschlossen:b
Des ersten sol die beswerde1 des schulmeisters und
schulern also gelichtert2 werden, das er noch die
schuler hinfur die tertz unnd sext zu keinen tagen,
ouch die vesper3 am Fritag unnd Sambstag nit mer
singen oder lesen sollen, damit sy desterbaß der
schule unnd lere gewartten4 mogen.
Item alle wercktag sollen der schulmeister und
die wechner5 uff dem chor mitsampt den zweyenc
helfferen das fronampt6 singen unnd darnach die
capplanen die none, wie sy das vor gebrucht haben.
Unnd soferr7 die wechner dunnd capplanend die
metty8, tertz unnd sext singen wellen, laßt man inen
zu, darinn nach irem gutbeduncken zuhanndlen.
a Textvorlage A (Handschrift): AM Mulhouse Nr. 3648.
Textvorlage B (Handschrift): AM Mulhouse Nr. 3647
(Entwurf).
b-b B: Uff Dornstag vor Georgii anno etc. XXIIIIo von
zunfftmeistern unnd räten beschlossen.
c Erg. über der Zeile in A.
d-d Fehlt in B.
e B: Item.
f-f: B: nach altem bruch, wie harkomen ist.
g-g B: unnd schuler.
h B: Item des.
i Fehlt in B.
j Gestr. in A: ist.
k B: Item der.
1 Belastung, s. FWb 3, Sp. 1778f.
2 Gemildert, leichter gemacht, s. FWb 9, Sp. 794;
Grimm, DWb 12, Sp. 641.
3 Zu den Horen und ihren Elementen vgl. Lex. d. MA. 8,
Sp. 260-265; TRE 32, S. 268-276 (s.v. Stundengebet);
Eisenhofer, Hdb. d. kath. Liturgik 2, S. 481-560.
4 Gewarten = einer Sache (Pflicht etc.) nachgehen, sich mit
etwas beschäftigen, s. FWb 6, Sp. 1870.
5 Die Wochenherren oder Hebdomadarii (ab dem 15. Jh.
Abere die frugmessen sollen fnoch zu zitt unge-
endert nach altem bruch unnd harkomen-f gehalten
werden.
Item an aller gebottenen festen9 abenden sol der
schulmeister mit den schulern vesper singen, doch in
bywesen der capplanen, nemlich der helffer unnd
wechnern.
Item am Sonntag unnd allen andern gebottenen
festen sol der schulmeister gmit den schulerng das
fronampt unnd vesper singen; daby ouch die cap-
planen sollen gegenwertig sin.
Desh visitierens halb mit dem rouch10 unnd wych-
wasser etc. mogen die capplanen ein ordnung under
inen machen, das sy dafur ein station im chor hal-
ten, wie sunsti gewonheitj unnd recht ist.
Derk vigilien unnd jarzitten11 halb laßt man uff diß-
mal bliben ungeenndert. Aber der gestifften messen
überwiegend Kapläne) waren jeweils eine Woche lang für
die Feier der Kanonischen Stunden, der Jahrzeitmessen
und Pfarrmessen zuständig.
6 Hochamt.
7 Wenn.
8 Matutin.
9 Vgl. dazu den Abschnitt „Der fyrtagen halb“ in Nr. 4.
10 Weihrauch.
11 Unter Jahrzeit (Anniversar) ist das jährlich am Tag des
Todes oder des Begräbnisses abgehaltene Totengedenken
und die Fürbitte für den Verstorbenen zu verstehen. Die
Jahrzeitfeier setzte sich gewöhnlich aus der Vigil und der
Jahrzeitmesse zusammen. Mit Vigil wurde das am
Abend vor der Seelmesse gehaltene Totenoffizium be-
zeichnet. Im Anschluß an das Offizium wurde das Grab
des Verstorbenen besucht, wenn dieses in oder bei der
Kirche lag, in der das Gedächtnis stattfand. Am Morgen
nach der Vigil wurde dann die Jahrzeitmesse gehalten.
Die Namen der Verstorbenen, für die Anniversarien ab-
gehalten werden mußten, waren in sogenannten „Jahr-
zeitbüchern“ verzeichnet. Vgl. Lex. d. MA 1, Sp. 665f.;
Dieter Geuenich / Otto Gerhard Oexle, Me-
moria in der Gesellschaft des Mittelalters, Göttingen
1994 (= VMPIG 111).
197
5. Anweisungen für den Schulmeister und die Kaplänea
28. April 1524
bAnno etc. XXIIIIt0, uff Dornstag nach Georgii, ist
von minen herren, burgermeister, raten unnd den
zunfftmeistern, gemeinlich zu besserung christen-
licher ordnung und merung des rechten waren gotz-
diensts dise nachvolgende ordnung angesehen unnd
hinfur zuhalten beschlossen:b
Des ersten sol die beswerde1 des schulmeisters und
schulern also gelichtert2 werden, das er noch die
schuler hinfur die tertz unnd sext zu keinen tagen,
ouch die vesper3 am Fritag unnd Sambstag nit mer
singen oder lesen sollen, damit sy desterbaß der
schule unnd lere gewartten4 mogen.
Item alle wercktag sollen der schulmeister und
die wechner5 uff dem chor mitsampt den zweyenc
helfferen das fronampt6 singen unnd darnach die
capplanen die none, wie sy das vor gebrucht haben.
Unnd soferr7 die wechner dunnd capplanend die
metty8, tertz unnd sext singen wellen, laßt man inen
zu, darinn nach irem gutbeduncken zuhanndlen.
a Textvorlage A (Handschrift): AM Mulhouse Nr. 3648.
Textvorlage B (Handschrift): AM Mulhouse Nr. 3647
(Entwurf).
b-b B: Uff Dornstag vor Georgii anno etc. XXIIIIo von
zunfftmeistern unnd räten beschlossen.
c Erg. über der Zeile in A.
d-d Fehlt in B.
e B: Item.
f-f: B: nach altem bruch, wie harkomen ist.
g-g B: unnd schuler.
h B: Item des.
i Fehlt in B.
j Gestr. in A: ist.
k B: Item der.
1 Belastung, s. FWb 3, Sp. 1778f.
2 Gemildert, leichter gemacht, s. FWb 9, Sp. 794;
Grimm, DWb 12, Sp. 641.
3 Zu den Horen und ihren Elementen vgl. Lex. d. MA. 8,
Sp. 260-265; TRE 32, S. 268-276 (s.v. Stundengebet);
Eisenhofer, Hdb. d. kath. Liturgik 2, S. 481-560.
4 Gewarten = einer Sache (Pflicht etc.) nachgehen, sich mit
etwas beschäftigen, s. FWb 6, Sp. 1870.
5 Die Wochenherren oder Hebdomadarii (ab dem 15. Jh.
Abere die frugmessen sollen fnoch zu zitt unge-
endert nach altem bruch unnd harkomen-f gehalten
werden.
Item an aller gebottenen festen9 abenden sol der
schulmeister mit den schulern vesper singen, doch in
bywesen der capplanen, nemlich der helffer unnd
wechnern.
Item am Sonntag unnd allen andern gebottenen
festen sol der schulmeister gmit den schulerng das
fronampt unnd vesper singen; daby ouch die cap-
planen sollen gegenwertig sin.
Desh visitierens halb mit dem rouch10 unnd wych-
wasser etc. mogen die capplanen ein ordnung under
inen machen, das sy dafur ein station im chor hal-
ten, wie sunsti gewonheitj unnd recht ist.
Derk vigilien unnd jarzitten11 halb laßt man uff diß-
mal bliben ungeenndert. Aber der gestifften messen
überwiegend Kapläne) waren jeweils eine Woche lang für
die Feier der Kanonischen Stunden, der Jahrzeitmessen
und Pfarrmessen zuständig.
6 Hochamt.
7 Wenn.
8 Matutin.
9 Vgl. dazu den Abschnitt „Der fyrtagen halb“ in Nr. 4.
10 Weihrauch.
11 Unter Jahrzeit (Anniversar) ist das jährlich am Tag des
Todes oder des Begräbnisses abgehaltene Totengedenken
und die Fürbitte für den Verstorbenen zu verstehen. Die
Jahrzeitfeier setzte sich gewöhnlich aus der Vigil und der
Jahrzeitmesse zusammen. Mit Vigil wurde das am
Abend vor der Seelmesse gehaltene Totenoffizium be-
zeichnet. Im Anschluß an das Offizium wurde das Grab
des Verstorbenen besucht, wenn dieses in oder bei der
Kirche lag, in der das Gedächtnis stattfand. Am Morgen
nach der Vigil wurde dann die Jahrzeitmesse gehalten.
Die Namen der Verstorbenen, für die Anniversarien ab-
gehalten werden mußten, waren in sogenannten „Jahr-
zeitbüchern“ verzeichnet. Vgl. Lex. d. MA 1, Sp. 665f.;
Dieter Geuenich / Otto Gerhard Oexle, Me-
moria in der Gesellschaft des Mittelalters, Göttingen
1994 (= VMPIG 111).
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