Mülhausen
So hand wyr unß nochmals uber dise beide Baßler
und Strasburger ordnung gesetzt, die gelesen,
durchlesen etc. Und alleß, so wir dorin funden, unser
kylch und statt Mulhusen nutz, guot und nottwen-
dig zu reformation und beßerung sin, hand wir hie
mit kurtzen puncten und articklen uffzeichnet und
hie mit yederman alzyt in die ordnung der Baßler
kyrch, selbe zuolesen und nochzuokomen, gewysen
wend5 haben.
Mit der erwelung und beruff der predicanten, dia-
con, subdiacon, waß ir ampt und wie sy iren dienst
und ampt sollen volbringen, wie daß gottswort mit
ernst und trüwen sol gelertt und gepredigt werden,
ouch wie der kylchen diener leer und leben bessert
und examiniert sol werden und sy yederman, derß
mit zuchten beger, yr leer sollen bescheid6 geben,
soll alleß noch lutt und inhalt Baßler ordnung ge-
halten werden7. Nit allein von wegen, daß manß zu
Basel also halt, sunder daß gottlich und christlich
gethon ist, und min herren mandat8 uffgeschlagen
ouch solchs langest zuovord lert und gebütt9.
d Gestr.: solche.
5 Wollen.
6 Auskunft, Rechenschaft, s. FWb 3, Sp. 1631-1633.
7 Vgl. in der Basler Reformationsordnung die Kapitel
„Wie die diener des worts und der kilchen irer lere und
leben halb [...] bewert werden“ (in Basel geschah die
Prüfung der Kandidaten und die Überwachung der Leh-
re und des Lebens der Geistlichen durch die sogenannten
„Examinatoren“, die sich aus zwei bzw. drei Theologen
der Universität und zwei Mitgliedern des Rates zusam-
mensetzten, s. Dürr / Roth, Aktensammlung 3,
Nr. 473, S. 386f.) sowie „Von den dienern der kilchen“
mit den Abschnitten „Des leutpriesters ampt“ und „Was
die diacon pflichtig“ (ebd., S. 389f.).
8 Auf welches Mandat sich die Geistlichen hier beziehen,
ist nicht ganz klar; möglicherweise das Mandat zur Pre-
digt des Evangelims vom 25. bzw. 29. Juli 1523 (Nr. 1).
9 Gebietet.
10 Das Kapitel „Von gemeiner priesterschafft“ der Basler
Ordnung ( Dürr / Roth, Aktensammlung 3, Nr. 473,
S. 390f.). Gefordert wurde von den Geistlichen darin vor
allem, sich der abgestelten ceremonien und miszbrüchen zu
enthalten und diese nicht heimlich zu begehen. Sonst
drohte der Entzug der Pfründe.
Item, weß und wye sych die andren gmeynen prie-
ster, so nit der kyrchen empter versehen, haltten
sollen, sol ouch noch lut Baßler ordnung gesche-
hen10.
Item der bruch der sacrament, deß tauffs, deß her-
ren nachtmals mit sampt dem christlichen bann, sol
noch lautt der Baßler ordnung gehalten wer-
den11.
Item, wo sich gspenn und irrungen der wyderteuf-
fischen seckt bey unß, do Gott vor sey, ynryssen
wölten, sol man sych halten noch Baßler ord-
nung12.
Item mit heimsuchung13 der krancken durch die pre-
dicanten und diacon sol [es] geschehen noch lutt
Baßler ordnung14.
Item mit den feyertagen sols noch Baßler ordnung
gehalten werden, die nit meer dann den Winachs-
dag, den Uffart-15, den Ostertag und Pfingstag mit
11 In der Basler Ordnung die Kapitel „Vom bruch der sa-
crament, und erstlich vom touff“ (Dürr / Roth, Ak-
tensammlung 3, Nr. 473, S. 391) und „Vom bruch des
herren nachtmals“ (ebd., S. 392-395). Bei der Taufe wird
die Verwendung der deutschen Sprache und die Abschaf-
fung der menschlichen zusätze (Salzritus, Ephatha, Sal-
bung) geboten. Ausdrücklich verteidigt wird die Kinder-
taufe. Das Abendmahl wird als gedechtnüsz der grossen
schencke des lydens Christi und gemeyne dancksagung auf-
gefaßt (S. 393). Im Zusammenhang mit dem Abendmahl
wird auch der christliche Bann behandelt (S. 394). Vgl.
dazu auch Nr. 15, S. 235-237 (der Art. I).
12 Die Täufer (als die rottengeister, die man widertöuffer
nempt) werden im Abschnitt „Von den lästerern Gottes,
des glaubens und der sacrament“ (Dürr / Roth, Ak-
tensammlung 3, Nr. 473, S. 401f.) behandelt. Die Refor-
mationsordnung sah eine lebenslange Inhaftierung von
Täufern vor, die an ihren Überzeugungen festhielten.
13 Besuch, s. FWb 7, Sp. 1569, vgl. auch Sp. 1567.
14 In der Basler Ordnung „Von heimsuchung der krancken“
(Dürr / Roth, Aktensammlung 3, Nr. 473, S. 395).
15 Christi Himmelfahrt.
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So hand wyr unß nochmals uber dise beide Baßler
und Strasburger ordnung gesetzt, die gelesen,
durchlesen etc. Und alleß, so wir dorin funden, unser
kylch und statt Mulhusen nutz, guot und nottwen-
dig zu reformation und beßerung sin, hand wir hie
mit kurtzen puncten und articklen uffzeichnet und
hie mit yederman alzyt in die ordnung der Baßler
kyrch, selbe zuolesen und nochzuokomen, gewysen
wend5 haben.
Mit der erwelung und beruff der predicanten, dia-
con, subdiacon, waß ir ampt und wie sy iren dienst
und ampt sollen volbringen, wie daß gottswort mit
ernst und trüwen sol gelertt und gepredigt werden,
ouch wie der kylchen diener leer und leben bessert
und examiniert sol werden und sy yederman, derß
mit zuchten beger, yr leer sollen bescheid6 geben,
soll alleß noch lutt und inhalt Baßler ordnung ge-
halten werden7. Nit allein von wegen, daß manß zu
Basel also halt, sunder daß gottlich und christlich
gethon ist, und min herren mandat8 uffgeschlagen
ouch solchs langest zuovord lert und gebütt9.
d Gestr.: solche.
5 Wollen.
6 Auskunft, Rechenschaft, s. FWb 3, Sp. 1631-1633.
7 Vgl. in der Basler Reformationsordnung die Kapitel
„Wie die diener des worts und der kilchen irer lere und
leben halb [...] bewert werden“ (in Basel geschah die
Prüfung der Kandidaten und die Überwachung der Leh-
re und des Lebens der Geistlichen durch die sogenannten
„Examinatoren“, die sich aus zwei bzw. drei Theologen
der Universität und zwei Mitgliedern des Rates zusam-
mensetzten, s. Dürr / Roth, Aktensammlung 3,
Nr. 473, S. 386f.) sowie „Von den dienern der kilchen“
mit den Abschnitten „Des leutpriesters ampt“ und „Was
die diacon pflichtig“ (ebd., S. 389f.).
8 Auf welches Mandat sich die Geistlichen hier beziehen,
ist nicht ganz klar; möglicherweise das Mandat zur Pre-
digt des Evangelims vom 25. bzw. 29. Juli 1523 (Nr. 1).
9 Gebietet.
10 Das Kapitel „Von gemeiner priesterschafft“ der Basler
Ordnung ( Dürr / Roth, Aktensammlung 3, Nr. 473,
S. 390f.). Gefordert wurde von den Geistlichen darin vor
allem, sich der abgestelten ceremonien und miszbrüchen zu
enthalten und diese nicht heimlich zu begehen. Sonst
drohte der Entzug der Pfründe.
Item, weß und wye sych die andren gmeynen prie-
ster, so nit der kyrchen empter versehen, haltten
sollen, sol ouch noch lut Baßler ordnung gesche-
hen10.
Item der bruch der sacrament, deß tauffs, deß her-
ren nachtmals mit sampt dem christlichen bann, sol
noch lautt der Baßler ordnung gehalten wer-
den11.
Item, wo sich gspenn und irrungen der wyderteuf-
fischen seckt bey unß, do Gott vor sey, ynryssen
wölten, sol man sych halten noch Baßler ord-
nung12.
Item mit heimsuchung13 der krancken durch die pre-
dicanten und diacon sol [es] geschehen noch lutt
Baßler ordnung14.
Item mit den feyertagen sols noch Baßler ordnung
gehalten werden, die nit meer dann den Winachs-
dag, den Uffart-15, den Ostertag und Pfingstag mit
11 In der Basler Ordnung die Kapitel „Vom bruch der sa-
crament, und erstlich vom touff“ (Dürr / Roth, Ak-
tensammlung 3, Nr. 473, S. 391) und „Vom bruch des
herren nachtmals“ (ebd., S. 392-395). Bei der Taufe wird
die Verwendung der deutschen Sprache und die Abschaf-
fung der menschlichen zusätze (Salzritus, Ephatha, Sal-
bung) geboten. Ausdrücklich verteidigt wird die Kinder-
taufe. Das Abendmahl wird als gedechtnüsz der grossen
schencke des lydens Christi und gemeyne dancksagung auf-
gefaßt (S. 393). Im Zusammenhang mit dem Abendmahl
wird auch der christliche Bann behandelt (S. 394). Vgl.
dazu auch Nr. 15, S. 235-237 (der Art. I).
12 Die Täufer (als die rottengeister, die man widertöuffer
nempt) werden im Abschnitt „Von den lästerern Gottes,
des glaubens und der sacrament“ (Dürr / Roth, Ak-
tensammlung 3, Nr. 473, S. 401f.) behandelt. Die Refor-
mationsordnung sah eine lebenslange Inhaftierung von
Täufern vor, die an ihren Überzeugungen festhielten.
13 Besuch, s. FWb 7, Sp. 1569, vgl. auch Sp. 1567.
14 In der Basler Ordnung „Von heimsuchung der krancken“
(Dürr / Roth, Aktensammlung 3, Nr. 473, S. 395).
15 Christi Himmelfahrt.
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