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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0261
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16. Beschluß zur Aufrichtung einer christlichen Ordnung 1541

16. Beschluß zur Aufrichtung einer christlichen Ordnunga
26. Januar 1541

Fromm, fursichtig, ersam unnd wiß, gunstig her-
renn, liebenn unnd guotenn freundt. Als die eren-
vestenn, fromen, fursichtigen und wysenn, Burger-
meister und rhadt, meine g[nädigen], gunstigen,
lieben hernn, euch samenntlichen uff heutigenn tag
beruefft, habennt sy mir etwas irs anligenns, e[wer]
l[iebden] furzutragenn und forzuhabenn1, befolhenn.
Und ist diß ungeverlichen die handlung:
Nach dem ein yede cristliche oberkeitt inn irenn
verwaltigung2 guote cristliche, eerliche satzungenn,
pollicey und ordnungen an statt bößer alter gepreu-
chenn und gewonheittenn, wo die vorhandenn, uff-
zusetzen schuldig, diewyll wir dann bewachtett3,
das die vilfeltig verenderung der personnenn inn re-
gimenten selten nutzlich und kein gute ordnung
mag erhalten werden, habenndt wir vergangener
zitt mit denn Sechsleuten4, wie eß further gehalten
werdenn soll, ein ordnung furgenomen, namlich, daß
inn yeder zunfft uß gemeinenn zunfftgenossenn
erbar, cristlich, verstenndig, geschickt und ver-
nunfftig personenn erweldt, | die eins erlichenn, gotz-
vertigen5 wandels und weßenns und, was zu nutz,
wolfardt gemeiner statt Mulhußenn unnd cristlicher
religionn diennen mag, sunder begirdt unnd an-
mutung6 habennb, gesetzt werdenn und fur unnd fur
ann sollichem endt verblibenn sollenn, verordnett.
Unnd dieweyl wir uß besonderem geneigten willenn
unnd wol meinung e[wer] l[iebden] vor anderenn zu
Sechsleuten erwelt, der ehren gegundt unnd nit an-

a Textvorlage (Handschrift): AM Mulhouse Nr. 4290
(ohne Blattzählung).
b Korr. aus: halbenn.
c Korr. aus: die.

1 Vorzulegen, s. Grimm, DWb 26, Sp. 1130.
2 Verwaltung, s. Idiotikon 15, Sp. 1656 (s.v. Amtsverwal-
tigung).
3 Bedacht haben, s. FWb 3, Sp. 2211.

ders dann fur unßre mitradtsfreundt und mitradts-
gnossenn halten, dann e[wer] l[iebden] wolwissent,
das inn der schwerstenn unnd grösstenn sachenn,
der statt nutz und wolfardt betreffenn, die Sechsleut
alwegen byc burgermeister unnd bedenn rädtenn inn
aller form wie ander radt sitzen, rhadt gebenn, mee-
ren unnd minderenn helffenn, deßhalbenn wir der
hohen zuversicht, das ir nit minder dann wir, wo
christliche ordnungen, mandaten und nutzliche sat-
zungen uffgericht oder further durch nutz gemeiner
statt uffgericht werdenn möchten, das ein yeder die
nach allem | seinem vermögenn fur sich selbs zuhand
habenn unnd umb Gottes unnd gemeinem nutz wil-
lenn sein lib, er unnd gutt darann zusetzenn willig
sey, deshalben denn zunfftmeisternn inn yeder
zunfft zu gehelffenn7 unnd mitregenttenn gebenn
seindt, darumb haben wir bedocht unnd fur guott
angesehen, euch unser will unnd meinung zuent-
decken, wie harnach volgt:
Als wir dan bißhar uß cristlichem gemuet, wie einer
erlichen oberkeitt amptspflicht halbenn gepurt,
manig mandatt, gebott unnd verbott ußgann las-
senn, der zuversicht, die mitlauffendt gnadt Gottes
unnd teglich herung seins wordts wurdt etwas mer
frucht procht habenn, unnd wie woll unß unverbor-
gen, daß denn frumen unnd guotthertzigen keins ge-
setzt vonn nöttenn, diewyl wir aber leider sehenndt
unnd hörenndt, daß unßere gebott unnd cristliche
ordnungen vonn etlichen verstockten, vihischen8 ge-
mueten nit allein ring9 geachtett, sunnder | freven-

4 Vgl. die Einleitung S. 156.
5 Gottesfürchtig.
6 Neigung, s. FWb 1, Sp. 1336.
7 Helfern, s. FWb 6, Sp. 564.
8 Viehisch dient zur Bezeichnung eines „im höchsten Gra-
de dummen und sinnlichen“ Menschen, s. Adelung 4,
Sp. 1196; Grimm, DWb 26, Sp. 80f.
9 Gering, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 2, S. 269.

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