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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0301
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22. Agende 1564

das er unns barmhertzig wil syn, dann er sagt: Ich
bin nit kommen, zu berüffen die gerechten, aber die
sünder97. Und wär da gloubet in mich, der hat das
ewig läben98. Darumb er ouch als das unschuldig
lämblin für uns starb, unser sünd trug99 unnd gnug
darfür gethan hat und mit dem schächer am crütz
allen glöubigen nit allein verzyhung irer sünd, son-
der ouch den yngang in das ewig läben verheissen
hat100.
Uff söliches sprich ich dich, Lieber Bruder,
sampt allen denen, so hie zuogegen und warlich glou-
bind, in krafft eüwers gloubens und göttlicher ver-
heissung ledig unnd loß von allen sünden. Im namen
des Vatters und des Suns und des Heiligen geists,
Amen.
Nun, zu mehrung diner gedult und zur dancksa-
gung, wöllend wir das lyden Christi betrachten:
Do sy kamend an das ort, Schedelstatt genennt,
etc. Suchs davornen am zehenden blatt101. |C 2r|
Durch dise Evangelia verzyhe uns Gott alle unsere
sünd.
Lieber Bruder oder schwester, yetz hast du gehört,
wie Gott sinenc eingebornen Sun nit verschonet hat,
sonder in für unns in tod geben, durch welches lyden
wöllist dich also stercken, das ouch, wo Gott über
dich gebieten wirt, frywillig den tod wöllist an-
nemmen Und, wie Jesus Christus vorhin gethon,
verzyhen allen, so wider dich gehandlet habend,
unnd Gott für sy bitten und begären, das man auch
dir verzyhen wölle, wo unnd wie du yemant belei-
diget hast. Hab auch ein fürsatz, wo dir die gesund-
heit widerumb verlengert, din läben nach dem wil-
len Gottes als ein guter Christ zu besseren und zu
füren. Du bezügst dich auch, das du des gloubens
syest, deß da ist die heilig Christlich gemeinde, wel-
chen die Apostel uns verkündet habend. Darumb, so
sprich den Glouben:
c Druck: sinem.
97 Mk 2,17par.
98 Joh 3,36.
99 Vgl. Joh 1,29.
100 Vgl. Lk 23,43.

Ich gloub in Gott etc. Such vornen am achten
blatt102.
In disem glouben begärest du zu verharren biß in
das end?
Antwort: Ja, mit der gnad Gottes.
Darumb solt du billich getröst syn, dann darinn
findest du, der da erschaffen hat himmel und erden,
der wil din Vatter syn. Dann er hat Christum, sinen
Sun, darumb lassen lyden unnd durch den Heiligen
geist das lassen verkünden. Du bist ouch in der
Christenlichen Kirchen und sind dir din sünd ver-
zigen. Und wiewol du uns menschen verlassest, so
wirst du doch in der him- |C 2vI melischen statt Hie-
rusalem mit allen englen und heiligen by Christo
wonen und für das kurtz arbeitsam ein ewig sälig
läben annemmen. Befilch dich ouch nun in den wil-
len Gottes mit einem Vatter unser:
Vatter unser etc.

Wo aber yemant lang zyt nit oder villicht nie des
Herren Nachtmal gehalten hat mit andern Christen
und begärte Christlichen trost durch das hochwirdig
Sacrament, dem sol man es nit abschlahen. By dem
Nachtmal des Herren sprech man die wort vom
Nachtmal am XIIII. blatt103.
Lieber bruder oder schwester, hie bekennst du wol,
was liebe Christus zu uns tregt. Er starb, das wir
läbtind; er vergoß sin blut, das unser sünd
abgewäschen wurdind. Das sagst du Gott danck,
und in empfahung der Sacramenten begärest du den
Christlichen glouben zu bezügen.
In darreichung des Herren brots spricht man104:
Der gloub in das sterben des lybs Jesu sey dir
dienstlich zu dem ewigen läben.

101 Zur Darstellung der Kreuzigung nach Lk 23,33-46 s.
oben S. 275f.
102 Der volle Wortlaut des Apostolicum findet sich oben
S. 272f.
103 S. 278.
104 Zu den Spendeworten s. oben S. 278.

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