1. Kientzheimer Vertrag 1575
men soll, dem aber zugegen der gewesen praelat
Heinrich von Jestetten die arme thalleüth umb lie-
derlicher37, geringer ursachen willen mit außländi-
schen, frembden gerichten molestirt, den einen zu
Altkirch38, den andern vor der landtvogtey Hage-
naw und den dritten zu Rottweyl39 fürgenommen
und, so viel an ime, solche alte verträg gäntzlichen
zu vernichtigen unterstanden, ist solcher deren von
Münster clagpunct dahin abgehandelt und vergli-
chen:
Dieweil beide theil sich auf den hierob angezo-
genen Reingrävischen vertrag, auch Flekensteini-
schen auspruch referirt, denselben auch für confir-
mirt und bekandt angenommen, daß es demnach
nachmals bey angeregtem Reingrävischen vertrag
und Flekensteinischen auspruch dieses streits hal-
ben allerdings40 verbleiben soll. Und lauten solche
worth im Reingrävischen vertrag wie folgt: Item
von dem, ob einiger priester in dem Closter zu Mün-
ster ychts41 an einichem burger zu sprechen hätte,
entscheiden wir sy: Waß zinnß und gült die leüth der
statt und des thalß Münster dem abbt oder seinen
closterherren schuldig und gichtig42 seindt, da soll
inen der untervogt zu Münster bott umbgeben43
unnd darvon richten, alß von alters her kommen.
Waran sie aber gespan44 hand oder gewynend, die
nit für den untervogt gehörendt, deß sollen sie bee-
der seits für ein obervogt kommen, und der soll ge-
mein leüth von der statt und thal darzunemmen, die
die sachen nit angehend zu gewinn oder zu verlust
ohngeförlichen, und sy das beeder seits entscheiden
etc. Wel- |139r| cher yetz vermelter vertrag anfacht:
Wir, Johann, Wildgraff zu Thun, zu Kerburg, Rein-
graff zu Stein, unterlandvogt zu Elsaße etc., und des
datum steet: Uf Donnderstag nach Sanct Paulus
tag, des bekeherers45, des jahrs, alß man schreibt,
μ Gebott und verbott.
g B: Dagstuel etc.
37 Unbedeutender, s. DRW 8, Sp. 1317 und Grimm,
DWb 12, Sp. 988.
38 In Altkirch befand sich das Offizialat des Bischofs von
Basel für den elsässischen Teil des Bistums. Vgl.
Clauss, Historisch-topographisches Wörterbuch, S. 25.
39 Das kaiserliche Hofgericht.
von Christi, unsers herren, geburth 1466. jar. So
lauten die wort im Flekensteinischen auspruch wie
folgt.
Über den vierdten burgermeister unnd rath zu
Münster clagpuncten erklären und sprechen herr
landvogt und räth, daß ein jeder abbt zu Münster
und die seinen in allen burgerlichen sachen, die sy,
auch die burger und hubgenossen hin und wider ge-
geneinander haben oder künfftiglich überkommen
mögen, zuvorderst dieselben für des reichs unter-
vogt zu Münster güetlich gelangen lassen und dern-
halben güettlichen entscheids gewarten sollen. Wo
sie aber in der güte deren nit verglichen werden mö-
gen, so sollen in den geringen und burgerlichen sa-
chen, alß so von wegen lidlohns46, schulden, zehrun-
gen47, unnützer wort und anderer dergleichen ding
halben forderungen fürfallen, dieselben vor burger-
meister und rath oder des reichß gericht daselbsten,
an welchem orth dergleichen sachen gerechtfertiget,
endtscheidt erwartet werden. So aber wichtige und
den personen anhangende geistliche sachen zwischen
inen sich zutragen wurden oder so es abbt und con-
vent, auch burgermeister und rath und gantze ge-
meind gemeinlich belangen thäte, derhalben soll ein
jeder theil den hievor ufgerichten verträgen geloben
oder sich ordentlichs rechtens benügen lassen, wel-
cher jetzt vermeldter Flekensteinischer auspruch
anfacht, wie folgt: Wir, Heinrich von Flekenstein,
freyherr zu Dagstuelg, unterlandtvogt in Elsaß,
|139v⎥ thun khundt möniglich hiemit etc., dessen da-
tum stehet: Freytags nach Luciae et Otiliae, dem
zwantzigsten tag Decembris, im 1549. jahr.
μWas dann gebott und verbott betrifft, auch,
daß sich der hievor gewesen praelat von Jestetten
sich angemaßt, daß zwing und bann der statt Mün-
40 Ganz und gar, s. FWb 1, Sp. 790f.
41 Etwas.
42 Geständig (d.h. die Schulden anerkennend), s. FWb 6,
Sp. 2113f.
43 Befehl geben, s. FWb 4, Sp. 853-855.
44 Zerwürfnis, FWb 6, Sp. 1542f.
45 30. Januar.
46 Arbeitslohn, s. dazu den ausführlichen Artikel in DRW
8, Sp.1298-1302.
47 Die Bezahlung der Zeche, s. Grimm, DWb 31, Sp. 475f.
357
men soll, dem aber zugegen der gewesen praelat
Heinrich von Jestetten die arme thalleüth umb lie-
derlicher37, geringer ursachen willen mit außländi-
schen, frembden gerichten molestirt, den einen zu
Altkirch38, den andern vor der landtvogtey Hage-
naw und den dritten zu Rottweyl39 fürgenommen
und, so viel an ime, solche alte verträg gäntzlichen
zu vernichtigen unterstanden, ist solcher deren von
Münster clagpunct dahin abgehandelt und vergli-
chen:
Dieweil beide theil sich auf den hierob angezo-
genen Reingrävischen vertrag, auch Flekensteini-
schen auspruch referirt, denselben auch für confir-
mirt und bekandt angenommen, daß es demnach
nachmals bey angeregtem Reingrävischen vertrag
und Flekensteinischen auspruch dieses streits hal-
ben allerdings40 verbleiben soll. Und lauten solche
worth im Reingrävischen vertrag wie folgt: Item
von dem, ob einiger priester in dem Closter zu Mün-
ster ychts41 an einichem burger zu sprechen hätte,
entscheiden wir sy: Waß zinnß und gült die leüth der
statt und des thalß Münster dem abbt oder seinen
closterherren schuldig und gichtig42 seindt, da soll
inen der untervogt zu Münster bott umbgeben43
unnd darvon richten, alß von alters her kommen.
Waran sie aber gespan44 hand oder gewynend, die
nit für den untervogt gehörendt, deß sollen sie bee-
der seits für ein obervogt kommen, und der soll ge-
mein leüth von der statt und thal darzunemmen, die
die sachen nit angehend zu gewinn oder zu verlust
ohngeförlichen, und sy das beeder seits entscheiden
etc. Wel- |139r| cher yetz vermelter vertrag anfacht:
Wir, Johann, Wildgraff zu Thun, zu Kerburg, Rein-
graff zu Stein, unterlandvogt zu Elsaße etc., und des
datum steet: Uf Donnderstag nach Sanct Paulus
tag, des bekeherers45, des jahrs, alß man schreibt,
μ Gebott und verbott.
g B: Dagstuel etc.
37 Unbedeutender, s. DRW 8, Sp. 1317 und Grimm,
DWb 12, Sp. 988.
38 In Altkirch befand sich das Offizialat des Bischofs von
Basel für den elsässischen Teil des Bistums. Vgl.
Clauss, Historisch-topographisches Wörterbuch, S. 25.
39 Das kaiserliche Hofgericht.
von Christi, unsers herren, geburth 1466. jar. So
lauten die wort im Flekensteinischen auspruch wie
folgt.
Über den vierdten burgermeister unnd rath zu
Münster clagpuncten erklären und sprechen herr
landvogt und räth, daß ein jeder abbt zu Münster
und die seinen in allen burgerlichen sachen, die sy,
auch die burger und hubgenossen hin und wider ge-
geneinander haben oder künfftiglich überkommen
mögen, zuvorderst dieselben für des reichs unter-
vogt zu Münster güetlich gelangen lassen und dern-
halben güettlichen entscheids gewarten sollen. Wo
sie aber in der güte deren nit verglichen werden mö-
gen, so sollen in den geringen und burgerlichen sa-
chen, alß so von wegen lidlohns46, schulden, zehrun-
gen47, unnützer wort und anderer dergleichen ding
halben forderungen fürfallen, dieselben vor burger-
meister und rath oder des reichß gericht daselbsten,
an welchem orth dergleichen sachen gerechtfertiget,
endtscheidt erwartet werden. So aber wichtige und
den personen anhangende geistliche sachen zwischen
inen sich zutragen wurden oder so es abbt und con-
vent, auch burgermeister und rath und gantze ge-
meind gemeinlich belangen thäte, derhalben soll ein
jeder theil den hievor ufgerichten verträgen geloben
oder sich ordentlichs rechtens benügen lassen, wel-
cher jetzt vermeldter Flekensteinischer auspruch
anfacht, wie folgt: Wir, Heinrich von Flekenstein,
freyherr zu Dagstuelg, unterlandtvogt in Elsaß,
|139v⎥ thun khundt möniglich hiemit etc., dessen da-
tum stehet: Freytags nach Luciae et Otiliae, dem
zwantzigsten tag Decembris, im 1549. jahr.
μWas dann gebott und verbott betrifft, auch,
daß sich der hievor gewesen praelat von Jestetten
sich angemaßt, daß zwing und bann der statt Mün-
40 Ganz und gar, s. FWb 1, Sp. 790f.
41 Etwas.
42 Geständig (d.h. die Schulden anerkennend), s. FWb 6,
Sp. 2113f.
43 Befehl geben, s. FWb 4, Sp. 853-855.
44 Zerwürfnis, FWb 6, Sp. 1542f.
45 30. Januar.
46 Arbeitslohn, s. dazu den ausführlichen Artikel in DRW
8, Sp.1298-1302.
47 Die Bezahlung der Zeche, s. Grimm, DWb 31, Sp. 475f.
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