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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0387
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1. Kientzheimer Vertrag 1575

πSo viel dann den in dem vier und sibentzigstenu ar-
ticul geclagten zinnßhabern117 antrifft etc., da soll es
bey altem herkommen verbleiben und für daß
ime118 ein doppel vierer gereicht werden.
Was dann die übrige des herrn administrators über-
reichte klagpuncten oder articulv betreffen thut -
ρalß nemlichen da im zwölfften articul gesetz würdt,
daß ein praelat einen kirchenwart119 zuordnen und
zusetzen, item bey dem sibenzehenden, daß ein abbt
zu der zeit der ungelt rechnung einen griff in die
ungeltladen gethan, σferner bey dem ein und zwant-
zigsten, daß ein ersamer rath der statt Münster ei-
nen praelaten umb rathholtz ansprechen müessen,
τitem bey dem zwey und zwantzigsten, daß ein prae-
lat nach seiner bestetigung von dorff zu dorff in
statt und thal umbgeritten und ime die gemeinden
schweren, auch bauholtz zu hauen bitten müssen,
υweiter bey dem drey und zwantzigsten, daß ein ye-
der meister in statt und thal einem praelaten ein
theil deß gelt, so sie auß dem holtz in ihren aignen
wälden |148v⎥ gelößt, gelifert, φitem bey dem vier und
zwantzigsten, daß meister und rath zu Münster ver-
schiner zeit ohne vorwissen und bewilligung eines
praelaten gelt uf die allmend ufgenommen, χitem
bey dem fünff und zwantzigsten articul, daß ein
rath in anno etc. 72 an Aller Heiligen tag120 ein und
dreissig stukh holtz in des gottshauß wäld der Geiß-
bachw gehauen121, ψitem daß er laut des sechß und

π Zinßhabern.
ρ Kilchenwart.
σ Rathsholz.
τ Abbts umbreiten.
υ Waldgelt.
φ Entlehnt gelt uff allmenden.
χ 21 [sic] stuckh gehauen holtz.
ψ Wassergraben zerrissen.
ω Schöpff.
α Hofhaltung.
β Meyenbad.
γ Missiven.
δ Jarmarkh zu Mülbach.
ε Geclagte 7 ß 10 d.

u In A korr. aus: vierzigsten.
v In A korr. aus: klagpuncten.

zwantzigsten artikuls uf bemeltem Aller Heiligen
tag den wassergraben zurissen, ωitem bey dem
dreyssigsten, daß keinem burgerx der statt Münster
ohne eines praelaten vorwissen einen schopff122 an
seinem hauß zumachen gebühren, item bey dem vier
und dreyssigsten, daß alle die burger, so rebstekhen
in dem Münsterthal machen, von jedem fuder zwey
hundert stekhen in das closter zugeben schuldig,
αmehr bey dem syben und viertzigsten articul, die
hofhaltung belangend, ßitem bey dem ein und secht-
zigsteny articul, daß ein pfund pfenning rappen für
das mayenbad123, γitem bey dem zwey und sechzig-
sten, daß die brief, so an herren meister und rath
stehn, ohn vorwissen eines praelaten nit eröffnet
werden sollen, δitem bey dem drey und sechzigsten,
daß ein rath zu Münster im dorff Mülbach einen
jarmärkt angericht und zu nachtheil des closters ge-
rechtigkeit ein standgelt und zoll genommen,
εund dann letztlichen bey dem acht und sechzigsten
articul, die geclagte syben schilling zehen pfenning,
so die statt dem gottshauß zu reichen schuldig seyn
soll etc. -, da seindt solche articul alle und yede
sampt ihren anhengen uß erheblichen, rechtmässi-
gen ursachen und nach gehabter genugsamer erkun-
digung und information allerdings |149r⎥ durch die
commissarien mit beider theil gutem willen ufge-
hebt, cassiert und abgethan, wie dann der herr ad-
ministrator sich derselben sampt und sonders frey-
williglich verzigen und begeben hat124.

w B: Geißbach genanndt.
x B: burger in.
y In A korr. aus: zwenzigsten.

117 Haber - Hafer.
118 Imi (ein Trockenmaß), s. FWb 8, Sp. 30f.
119 Küster, s. FWb 8, Sp. 969, Grimm, DWb 11, Sp. 828
und DRW 7, Sp. 1009 (mit Entwicklung des Begriffs).
120 1. November.
121 Zu den Waldungen der Abtei s. oben S. 358.
122 Bezeichnung für einen Schuppen bzw. andere Formen
des Anbaus an das Haus, s. Grimm, DWb 15, Sp. 1531f.
123 Ein im Mai mit duftenden Kräutern bereitetes Bad, das
als Lustbarkeit im 15. und 16. Jh. sehr beliebt war, s.
Grimm, DWb 12, Sp. 1476.
124 Verzichtet und aufgegeben hat.

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