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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0392
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Münster im Münstertal

2. Von besuchung der predig am Sontag
δDabeneben so wollen wir unserer lieben vorfahren
und unserer ssatzungen, gebotts und verbott, so inn
anno 1556 und dann in anno 1570 von wegen be-
suchung der predigen und anhörung göttlichs worts
gemacht und durch uns nit revocirt, widerrüefft
undt abgethon worden seind, ingemein und inson-
derheit in allen ihren puncten, artickuln und inn-
haltungen widerhohlt, ernewert und nachfolgender
maßen erklärt haben, das alle und jede unsere bur-
ger, burgerssohn, dienstknecht, deßgleichen auch
die weiber, töchter und mägt, am Sontag sich zu der
predig göttlichs worts, zu rechter zeit und so bald
man zusamen gelitten18 hatt, empsiglich verfüegen
und keins wegs außbleiben, noch ihre kind und ge-
sind ohne ehehaffte19 und unumbgengliche ursachen
davon abhalten sollen.
3. Vom auß- und einfahren am Sontag
uUnd dieweil etliche unser burger nun ein gute zeit
her nit allein am Sambstag, sonder auch am hey[li-
gen] Sontag vor und under der morgen- und mittag-
predigt mit allerhand wahr, als thilen20, stecken,
reissen und anderem holzwerck, eintweder hinauß-
gefahren oder aber widerkommen, dadurch dann un-
sere genachbarte zum höchsten geärgert und den
feinden deß hey[ligen] evangeliim zur lesterung und
verachtung desselben ursach gegeben worden, so
wöllen wir hiemit solch auß- und einfahren am
hey[ligen] Sontag, es geschehe mit wes schein21 es

δ Anno 1556, 1570 et 1575.
ε Anno 1556, 1570 et 1575.

s-s C: satzungen, ordnungen, gebott.
t C: oder.
u-u Fehlt in C.
v C: hiemit auch.
w-w C: obbemelten.
x-x Fehlt in C.

18 Geläutet.
19 Richtige, s. Grimm, DWb 3, Sp. 43.

immer wölle, bey straff X ß verbotten haben, es
were dann sach, das es die unvermeidlich notturfft
erforderte, in welchem falle, und sonst nit, es ein
jederzeit regierender burgermeister zuerlauben
macht haben sollu. |
4. Das sich niemand under der predig uff der gaßen,
spilblätzen finden laßen soll
Nachdem auch am Sontag under der predig etliche
burger, burgerssöhn, dienstknecht und junge kna-
ben uff dem Münsterblatz, under der thoren, uff
dem kegelblatz und kirchoff, auch uff der gaßen ge-
funden und dadurch vil leüth, frembd und heimisch,
geergert worden, so wollen wir dasselbig hiemitv ab-
geschafft und mit ernst verbotten haben, mit diser
angehengten betrawung22, das, welcher hinfüro un-
der der predig an wjetz bemeltenw orten einem be-
funden wirt und nit rechtmäßige ursach anzeigen
und fürwenden kan, das derselb alsbald, meniglich
zum spott und anderen zum schrecken, under die
Steg23 gesetzt und daselbst, bis man auß der predig
kombt, gefänglich enthalten24 werden soll.
5. Wercken, item alles kauffen, verkauffen under
der predig verbotten
x εAlso wöllen wir auch am Sontag under der predig
alles wercken, wie das namen hatt oder haben mag,
item kauffen und verkauffen allerdings25 und bey
straff V ß verbotten habenx.

20 Bretter, Bohlen, s. Grimm, DWb 2, Sp. 1100 (s.v. die-
le).
21 Unter welchem Vorwand.
22 Androhung, s. FWb 3, Sp. 425f.
23 Damit war ein vergitterter Raum unter der Treppe ge-
meint, die aus dem Glockenhaus beim Eingang in die
Kirche auf die Empore führte. Vgl. Adam, Kirchenge-
schichte Elsaß, S. 401.
24 Festgehalten.
25 Ganz und gar, s. FWb 1, Sp. 790f.

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