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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0408
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Münster im Münstertal

4. Mandat zum Kirchenbanna
13. September 1578
Mandat von der excommunication oder demb christlichen bann.
13. Septembr[is] 1578

Wir, vogtc, burgermeister und rath des heil[igen]
reichs statt Münster in S. Gregorien thal, thun
khund:
Wiewol in unserer lieben vorfahren und unserer kir-
chenordnung, so järlich nach gehaltenem rathsatz in
beiden kirchen allhie zu Münster und Mülbach of-
fentlich verlesen wirt, neben andern lastern auch der
ehebruch, hurerey und unzucht gantz ernstlich und
bei namhafften peenen und straffen verbotten
wirt1, und wir uns derohalben zu unseren burgern,
einwohnern, angehörigen, zugethonen und verwand-
ten in statt und thal gäntzlich versehen, es wurden
beide, mann und weibspersohnen, jung und alt, sohn
und tochter, knecht und magt, angeregte gebott und
verbott für sich selbs zu gemuth und hertzen ge-
führt, dieselbige nit so leichtfertiglich uberschreiten,
sonder sich vilmehr aller zucht und erbarkeit be-
flißen haben, bevorab2 weil meniglich3 durch unsere
kirchen diener in teglichen predigen aus Gottes wort
von solchen greulichen sunden, schanden und
lastern mit einführung4 der ernstlichen straffen und
plagen Gottes verwarnet und abgemahnet wirt, so
müßen wir doch leider das widerspil5 vor augen se-
hen, nemblich, das nit allein gemelter unserer vor-|
fahren und unsere gemachte und publicirte statuten
freventlicher weise ubertretten und die darauf ge-

a Textvorlage A (Handschrift): AMS 1 AST 98, Nr. 72
(ohne Blattzählung). Textvorlage B (Handschrift): AM
Munster AA 8, Bl. 36r-44r (Abschrift von 1711, unter-
zeichnet vom Stadtschreiber).
b Fehlt in B.
c Fehlt in B.
d-d B: und der gottloße hauff.
e-eB: durch derley.
1 Nr. 2, S. 376.

setzte straffen gantz gering geschetzt, sondern das
auch unserer kirchendiener treuhertzige und eiferege
bußpredigten inn luft und wind geschlagen, ja aller-
dings6 für nichts gehalten werden.
Damit dan denen von tag zu tag je lenger je mehr
einreißenden lastern des ehebruchs, blutschand, not-
zug, jungfrawschwächung, hurerey, unzucht und
anderen lastern mit gewalt und der that gewehret,
ddas rohe und gottlose volckd durch ernstliche straf-
fen abgeschreckt, gottsforchtige und ehrliebende
christen nit geärgert, das heil[ige] evangelium
evon wegen dere furlauffenden laster durch unsere
widerwertige nit verlestert, der sünden und dem er-
gerniß gesteuret7, Gottes ehr errettet und eine
christliche zucht und gottselige disciplin angerichtet
und erhalten werden möge, so seind wir genot-
trengt8 worden, unserer lieben vorfahren und unsere
constitutiones, mandaten, gebott und verbott zu-
mehren, zubeßern und zuscherpfen, inn erwegung,
das ein jede christliche oberkeit nicht weniger als die
prediger und kirchendiener von Gott zu wächtern
gesetzt und bei verlust ihrer seligkeit zum höchsten
verbunden ist, das umbgegertet schwert9 wider den
gottlosen, halsstarrigen sünder zugebrauchen und
dem kirchendienst die hand zubiethen.

2 Insbesondere, zumal, s. FWb 3, Sp. 2206.
3 Jedermann.
4 Anführung, s. Grimm, DWb 3, Sp. 181f.
5 Gegenteil, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 2, S. 539.
6 Ganz und gar, s. FWb 1, Sp. 790f.
7 Entgegengetreten, Einhalt geboten (werde), s. FWb 11,
Sp. 412.
8 Gezwungen, s. FWb 6, Sp. 927.
9 Vgl. Röm 13,4.

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