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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0413
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5. Ordnung für die Schulmeister 1578

5. Ordnung für die Schulmeistera
31. Oktober 1578
Schulor[d]nung, ult[imo] Octobr[is] 1578

Wir, der burgermeister und rath des heil[igen] reichs
statt Münster in St. Gregorien thal, thun kundt:
Nachdem unsere vorfahren verschiener jaren aus
christlichem eifer das antichristisch bapstumb in
unsern beiden kirchen zu Münster und Mülbach
abgeschafft und an stat desselbigen, zugleich wie
andere frey- und reichsstätt, die Augspurgisch con-
fession uff- und angerichtet, welches dan durch ver-
leihung gottlicher gnaden bis daher in jetzbemelten
unseren beiden kirchen gemäß gelehrtb worden ist
und noch wirt, und aber etliche chur- und fursten
unserer wahren catholischen und christlichen reli-
gion der Augspurgischen confession anbewegt1 wor-
den seind, ein fleißig nachgedencken zuhaben, was
maßen den hochschedlichen spaltungen, so bis
anhero durch die sacramentirer2 in der kirchen ein-
geführet worden seind, durch christliche mittel ab-
geholffen und guthertzige christen vor solchen ein-
gerißnen corruptelen und irrthumben verwarnet3
werden möchten, auch darauf durch etliche fürtreff-
liche, gelehrte, fromme und reine theologen ein no-
tul4 oder form christlicher vergleichung anstellen

a Textvorlage (Handschrift): AMS 1 AST 98, Nr. 72 (ohne
Blattzählung).
b Hs.: gelehrt ist.

1 Veranlaßt, s. FWb 1, Sp. 1582 (s.v. anwegen).
2 Die Reformierten.
3 Gewarnt, abgehalten, s. Grimm, DWb 25, Sp. 2133.
4 Unter notul (notel) wird die schriftliche Aufzeichnung ei-
nes Rechtsvorgangs (Vertragsentwurf, Urkunde etc.)
verstanden, s. DRW 9, Sp. 1570f.
5 Gemeint ist die Formula concordiae.
6 Münster war wie den anderen evangelischen Reichsstäd-
ten im Elsaß das „Bergische Buch“ durch den Herzog
von Württemberg zugesandt worden. Zur Unterschrift
unter die Konkordienformel s. auch das Schreiben der
Stadt Münster an Herzog Ludwig von Württemberg in
AM Münster AA 22, S. 2-4. Vgl. die Einleitung, S. 349.

und dieselb uns, wie anderen frey- und reichsstät-
ten, haben uberschicken laßen5, und wir dann in sol-
cher verfertigter schrifft oder notula concordiae
nach ablesung und fleißiger erwegung derselben an-
derst nichts gefunden, dan was dem wort Gottes ge-
mäß und bisdaher in vorgedachten unseren beiden
kirchen ge- | predigt und gelehrt worden ist, auch
derowegen solche notul durch unsere kirchen- und
schuldiener wolbedächtlich und in wahrer gottes-
forcht haben subscribiren laßen6, darzu endtlich ent-
schloßen seind, bei solcher unserer hievorigen und
jetz reiterirten bekanntniß7 vermittelst götlicher
gnaden bestendiglich zubleiben und hinführo keinen
pfarrer und schulmeister uff- und anzunemmen, er
habe dann zuvor solche christliche vergleichung mit
hertzen, mund und handen underschrieben, so sollen
demnach und zum lesten unsere beide schulmeister
zu Münster und Mülbach obberührte christliche
vergleichung, gleichwie durch unsere beide pfarrer,
[den] er[samen] Paulus Leckteig8 und er[samen]
Georg Carl9, auch Dietrichen Eckarten10, unsern ge-
weßnen schulmeister, auch beschehen, mit eignen
handen subscribiren und derselben zuwider weder in

7 Wiederholten Bekenntnis. Die Formula concordiae ver-
steht sich als eine Wiederholung der Confessio Augu-
stana, s. die Überschrift: Gründliche, [Allgemeine], lau-
tere, richtige und endliche Wiederholung und Erklärung
etlicher Artikel Augsburgischer Confession (BSLK,
S. 735).
8 Paul Leckdeig, * um 1537 in der Markgrafschaft Baden,
besuchte das Gymnasium in Straßburg. Er war Mitglied
des Collegium Wilhelmitanum, als dessen Präzeptor er
dann in den Jahren 1562-1564 erscheint. 1564 wurde er
als Pfarrer nach Münster berufen. Die Pfarrstelle in
Münster hatte er bis zu seinem Tod im September 1599
inne. Vgl. Bopp, Geistliche, Nr. 3105; Bopp, Protestan-
tische Pfarrer I, S. 60-63.
9 Georg Carl (Carolus), * in Meiningen (Thüringen), hatte
in Straßburg studiert. Er wurde 1574 Pfarrer in Mühl-
bach, wo er die Witwe seines Vorgängers Georg Jung hei-

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