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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0480
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Hagenau

allerunderthenigst nach unserm eusersten vermögen
gehorsamlich gern leisten wöllen, was diß ortts bey
den contributionibus uns neben andern mag aufer-
legt werden.
Wann man sich denn auch erbotten, den dritten
praedicanten zu gewonlicher pflichtleistung zu prae-
sentieren unnd vorzustellen, so haben wir seiner per-
son halben nichts eigenthetliches51, heimliches noch
praejudicierlichs fürgenommen oder gehandelt,
unnd wöllen unß nochmals versehen, man werde in
die gewonliche pflichtt leisten zulassen kein be-
denckens haben, unnderwegen52, das ihr ewrerseits
nicht allein zwo pfarren und mit ordinari vier prie-
stern versehen, sondern das ihr noch über dieselbe
andre ordens personen inn der statt habtt53, | die ihr
inn aller noth unnd todtfellen nach ewerer gelegen-
heit kündt und habt zugebrauchen, daheergegen es
mit unsern yetzigen kirchendienern, obgehörter ma-
ßen und wie menniglich wissendt, bewandt ist, also,
das wir dießes 3. helfers hoch vonn nöthen haben,
darmit unsere mitglieder in religione inn begebnen
fellen nicht mögen verkürtzt54 werden.
Wir geben auch noch ferner zubedencken, was es
bey der andern unsern mitreligions verwandten bur-
gerschaft für ein ansehen gewinnen werde, wenn
man die annemung und pflichtleistung dießes trit-
ten ministri solte lenger einstellen unnd verweigern,
da sie anderst nit schließen werden können55, dan
das man sie gar umb ire religion mitler zeit zu brin-
gen werde vorhaben, dieweil man inn kurzen jaren
allerhandt newerung mit bestellung der schuelen,

der ämpter und jezt der einfüerung deß newen ca-
lenders (welchen man doch sonst inn wenig reichs-
stetten, da beede religionen in exercitio sein, ja auch
zu Speyer, da die höchste justitia im reich ist56, in
praejudicium der evangelischen nicht gehaltten
wirdt) furgenommen worden57.
Unnd dieweil solches alls nur zu weiterung, mißtrau-
en und unruhe künftig gelangen mag, so wöllen wir
nochmaln erinnert und ermanet haben, diße ding
besser inn acht zunemen, unß damit zum zierlich-
sten bezeugendt, das wir es, wiss Gott, der aller
hertzen erkundiger ist58, gibt, [...]g und treulich ver-
meinen unnd unß unsers geliebten vatterlandts ru-
he, fridt unnd einigkeit zum höchsten angelegen
unnd, da etwas widerwertiges bey diesen eingefüer-
ten newerungen (deß Gott | gnedig enden unnd wir
darzu weiter anlaß nicht geben wöllen) erfolgen solt-
te, so wöllen wir daran gantz unschuldig sein und
unß inn christlichem gewissen nochmahlen bezeügt
haben, das unß dieße erinnerung, berichtt und pro-
testation wegen deß ungewonlichen voti ist abge-
drungen worden, welche wir auch, damit solches bey
denn actis verbleibe, doppel ubergeben, deren eins
bey den actis behaltten, das ander aber noch colla-
tionirung unß widerumb zugestelt werden soll.
Actum et lectum in pleno senatu den 11. / 21. Aprilis
anno 1603.
Der Augspurgischen Confessions verwandte ratths-
freundt, schöffen und vier und zwentziger sambt
und sonders

g Hier scheint ein Wort ausgefallen zu sein.

51 Eigenmächtiges, s. Anm. 7.
52 Beseite gelassen, s. Grimm, DWb 24, Sp. 1888.
53 Zu den beiden Pfarreien St. Georg und St. Nikolaus so-
wie den Klöstern vgl. die Einleitung S. 404f.
54 Hier: vernachlässsigt.
55 Da sie nichts anderes daraus schließen können.
56 Das Reichskammergericht war nach der Neuordnung
auf dem Reichstag in Worms im Jahr 1495 zunächst in
Worms, ab 1527 dann beständig in Speyer ansässig. Erst
nach der Zerstörung Speyers im Pfälzischen Erbfolge-

krieg wurde sein Sitz 1689 nach Wetzlar verlegt. Vgl.
Lex. d. MA. 7, Sp. 626.
57 Zum Streit um die Einführung des Gregorianischen Ka-
lenders vgl. Edith Koller, Die Suche nach der rich-
tigen Zeit. Die Auseinandersetzungen um die Autorisie-
rung der Gregorianischen Kalenderreform im Alten
Reich, in: Arndt Brennecke, Die Autorität der Zeit
in der Frühen Neuzeit, Berlin u.a. 2007, S. 233-255;
Dirk Steinmetz, Die Gregorianische Kalenderre-
form von 1582. Korrektur der christlichen Zeitrechnung
in der Frühen Neuzeit, Oftersheim 2011, S. 133-214
(S. 204-214 zu den gemischt-konfessionellen Städten).
58 Vgl. Ps 44,22; Ps 139,23; Lk 16,15.

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