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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0545
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10. Eheordnung [1593]

10. Eheordnunga
[vor 1593]1
Vonn eheberedungen unnd eheleuthen. Der fünff unnd zwentzigste tittul

Alle eheberedungen sollen lautter, clar, mit hellen,
unverdunckhelten worten, billichenn, redtlichen,
zimlichen, leidenlichen2 unnd solchenn mitlen unnd
conditionen, die einander geleistet werden mögen,
abgeredet unnd gehalten werdenn.
Wann unnd aber wir bey unnß biß daher menig-
lich endtweders unnserem statt rechten nach bey-
einander ehelich zuwonen oder aber den ehemen-
schen ires gefallens, doch der billicheit gemeß, vor
unns eheberedungen auffzurichtenn frey gelaßen,
wollen wir, daß solches noch fürtherhin unnsern
burgern, burgerin unnd hindersaßen unnbenohmen
sein solle, doch daß sowol die, so noch unnserem
statt rechten bei einander sützen, alß die, so auff
sonndere beding bei einander wonen wöllen, ire ehe-
beredungen nicht heimlich noch inn wünckheln3,
sonnder inn beisein ehrlicher leuth thun unnd inn
unnser gewohnliche rathß prothocollen durch unn-
sern stattschreiber verzeichnen unnd sonnderlich die
eheberedungen formlicher weiß harnach verbrieffen
unnd vor unnß becrefftigen laßen solltenn. |83v|
Obe eheberedung wider geendert
Dieweil deß menschen will wanckhelbar, vilen zu-
fählen beladen unnd auß blödigkeidt4 alle fähll ei-
neßmahlß ein mensch nit wol erwegen kan, so solle
unnsern burgern unnd hindersaßenn, uffgerichte

a Textvorlage (Handschrift): AM Colmar FF 58, Bl. 83r-
87v.

1 Zur Datierung der Eheordnung s. die Erläuterungen in
der Einleitung S. 487.
2 Statthaften, s. FWb 9, Sp. 850 (s.v. leidlich).
3 Im Verborgenen, s. Grimm, DWb 30, Sp. 351f. und 356.
4 Schwäche, s. FWb 4, Sp. 636f.
5 Zum Recht der Freizügigkeit s. DRW 3, Sp. 689.

eheberedungen zu endern, in der zeit zugelaßen sein,
doch dergestalten, daß solche inn alle weg, da kinder
vorhanden, innen ann ihren versehunngen oder an-
ordnung für den freyen zugσ unnd sonnst irem legi-
tima6, wie nach stadt, onn nachtheilig unnd unab-
richlich seyn. |84r|
Wie daß wortt „eheleuth“ verstanden
werdenn solle
Wir wollen, daß allein diß für eheleutt, wann ledige,
freye personen mit dem handtstreich7einander ver-
lobdt unnd darauff der kirchgang beschehen,
aber8 wittwen, wann noch rechtmeßigem beschehe-
nem hanndtstreich beygewondt unnd beygeschlaf-
fenn, obeschon der kiirchgang noch nicht ervolgdt,
verstannden werden sollen, doch unnsere gesetzte
burgerliche straff gegen eheleiithen, so vor dem
kirchgang sich der burgerlichen zucht unnd wol-
stanndt9 zuwider fleißschlich vermischet, unnß vor-
behaltenn. |84v|
Wie inn eheberedungen gemeine wort, darunder vill
personen begriffen seindt, verstanden
werdenn sollenn
Were sach, daß eheleuth in ihren eheberedungen
setzten, daß ir gutt uff ire freundt10, brudern oder

6 Gesetzlich zustehender Erbteil, Pflichtteil, s. FWb 9,
Sp.643.
7 Handschlag zur Bekräftigung der rechtlichen Verbind-
lichkeit, s. DRW 5, Sp. 135f. (beim Verlöbnis) sowie
FWb 7, Sp. 1075f. (s.v. handschlag).
8 Ferner, des weiteren, s. FWb 1, Sp. 73f.
9 Anstand, s. Grimm, DWb 30, Sp. 1182f.
10 Verwandten.

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