Einleitung
erließ Johann III. ein Mandat, in dem er den Predigern erneut einschärfte, keine Lehren zu verbreiten, die
Unruhe stiften könnten.28
Spätestens im Herbst 1531 wurde die bereits angekündigte Kirchenordnung erarbeitet. Hiermit hatte
Herzog Johann III. die seit Mitte der 1520er Jahre in seinen Diensten stehenden Räte Konrad von Heres-
bach29 (1496-1576), Johann von Vlatten30 (ca. 1500-1562), Heinrich Olisleger31 (um 1500-1575), Karl
Harst32 (1492-1563) und seinen Kanzler Johannes Gogreve33 († 1554) beauftragt. Die Räte besaßen eine
starke Position am herzoglichen Hof, sie prägten die Religionspolitik über einen langen Zeitraum, denn sie
blieben auch nach Johanns Tod unter dessen Sohn und Nachfolger Wilhelm V. im Amt.34
Die Kirchenordnung erschien im Januar 1532 im Druck. Sie ist in zwei verschiedenen Fassungen über-
liefert, die eine wurde von Peter Quentel in Köln angefertigt,35 die andere weist keinen Drucker nach.36
Beide Stücke unterscheiden sich nur minimal in den Drucktypen und Schmuckelementen. Daneben sind
zwei handschriftliche Fassungen bekannt, die als Druckvorlagen anzusprechen sind.37
Die Klever Kirchenordnung umfasst 13 Punkte mit Regelungen zu Amt und Aufgaben der Pastoren,
Predigt des Evangeliums, Auslegung des Glaubensbekenntnisses, der Zehn Gebote, des Vaterunsers und
anderer Gebete, zu Taufe, Messe, Abendmahl, Beichte und Buße, Ehe, kirchlichen Zeremonien, Sakramen-
ten und Liedern sowie Feiertagen. Für die katechetische Unterweisung der Gläubigen wurde den Pfarrern
ein Katechismus in Aussicht gestellt.38
Die Kirchenordnung knüpft an die Bestimmungen vom 3. Juli 1525 (Nr. 1) an, desweiteren ist ihr das
Mandat vom 18. Juli 1530 in vollem Wortlaut inseriert.39 Die Ordnung vertritt eine theologisch offene
Linie, viele Punkte sind so formuliert, dass sie sowohl für Altgläubige als auch für Protestanten akzeptabel
waren. So sollte das Evangelium „klar, verstentlich und rein“ gepredigt werden (Art. 2), die Gebete der
Bibel entnommen sein (Art. 5) und es sollten keine Neuerungen „widder die heilige sacramenten, widder die
chenpolitik, S. 312; Prieur, Eigentümlichkeiten, S. 13;
Redlich, Staat und Kirche, S. 39; Ehrenpreis, Verei-
nigte Herzogtümer, S. 243; Finger, Reformation,
S. 40-42; Krumme, Bewegungen, S. 65-92; Flüchter,
Zölibat, S. 135; Becker, Duldung, S. 109-119.
28 Scotti, Sammlung ... Cleve ... Mark 1, Nr. 26. Vgl.
Schulte, Neutralität, S. 32f.
29 Zu Konrad von Heresbach siehe Szameitat, Heresbach;
Kloosterhuis, Erasmusjünger, S. 600-602; Contempo-
raries of Erasmus, S. 183f.; Wolters, Heresbach;
Schröer, Reformation 1, S. 238-240, S. 623 Anm. 14;
Schulte, Neutralität, S. 18f. und Anm. 50; Redlich,
Staat und Kirche, S. 16f.; Szameitat, Humanismus,
S. 29-35; Prieur, Humanismus; Beutler/Irsigler,
Heresbach, S. 81-104; Irsigler, Heresbach, S. 93-110.
30 Zu Johann von Vlatten siehe Kloosterhuis, Erasmus-
jünger, S. 676-679; Gail, Vlatten; Contemporaries of
Erasmus, S. 414-416; Hashagen, Erasmus, S. 208-211;
Schröer, Reformation 1, S. 623 Anm. 18; Schulte,
Neutralität, S. 16; Prieur, Humanismus, S. 160f.; Fin-
ger, Reformation, S. 119-133.
31 Heinrich Olisleger stammte aus Wesel, wurde 1530 Klever
Rat, 1534 Kanzleiverwalter und im Jahr darauf Kanzler.
Diese Position behielt er bis zu seinem Tod 1575, Kloo-
sterhuis, Erasmusjünger, S. 545-547; Schröer, Refor-
mation 1, S. 623 Anm. 16; Schulte, Neutralität, S. 16
Anm. 42; Prieur, Humanismus, S. 161f.
32 Karl Harst immatrikulierte sich 1509 in Köln und 1512 in
Heidelberg. Nach Beendigung seines Studiums trat er in
die Dienste Herzog Johanns III. von Kleve, Klooster-
huis, Erasmusjünger, S. 597f.; Contemporaries of Eras-
mus, S. 165f.; Hashagen, Erasmus, S. 212; Schulte,
Neutralität, S. 16 Anm. 41.
33 Johannes Gogreve studierte 1514 in Köln. Er war von
1528 bis zu seinem Tod 1554 Kanzler der Herzöge von
Kleve, Kloosterhuis, Erasmusjünger, S. 580f.; Con-
temporaries of Erasmus, S. 112f.; Redlich, Staat und
Kirche, S. 26f.; Schröer, Reformation 1, S. 623 Anm.
17; Schulte, Neutralität, S. 16 Anm. 43; Janssen,
Neue Wege, S. 144f.
34 Smolinsky, Kirche in Jülich-Kleve-Berg, S. 106; Sza-
meitat, Heresbach, S. 166f.; Schulte, Neutralität,
S. 34; Forsthoff, Wes Geistes Kind, S. 67; ders., Zur
Geschichte 1922, S. 38, 42; ders., Zur Geschichte 1923,
S. 37f.
35 LAV NRW OWL, L 65, Nr. 6, fol. 1-8.
36 Erzbischöfliche Diözesan- und DomBibl Köln Col. 372,
Nr. 1.
37 LAV NRW R, Jülich-Berg II, Nr. 239a, fol. 27r-38r, und
ebd., Nr. 250, fol. 1r-6v.
38 Zum Inhalt siehe auch Flüchter, Zölibat, S. 136-139;
Szameitat, Heresbach, S. 158-166; Hashagen, Eras-
mus, S. 199-208; Schulte, Neutralität, S. 34-36; Be-
cher, Herrschaft, S. 40-43; Forsthoff, Zur Geschichte
1922, S. 47-49; Stöve, Reformation, S. 9f.; Redlich,
Staat und Kirche, S. 28f.; Gail, Vlatten, S. 51f. und S. 51
Anm. 1; Brämik, Verfassung, S. 22f.; Kloosterhuis,
Erasmusjünger, S. 363f.; Stupperich, Der innere Gang,
S. 26f.
39 Siehe oben, S. 34.
35
erließ Johann III. ein Mandat, in dem er den Predigern erneut einschärfte, keine Lehren zu verbreiten, die
Unruhe stiften könnten.28
Spätestens im Herbst 1531 wurde die bereits angekündigte Kirchenordnung erarbeitet. Hiermit hatte
Herzog Johann III. die seit Mitte der 1520er Jahre in seinen Diensten stehenden Räte Konrad von Heres-
bach29 (1496-1576), Johann von Vlatten30 (ca. 1500-1562), Heinrich Olisleger31 (um 1500-1575), Karl
Harst32 (1492-1563) und seinen Kanzler Johannes Gogreve33 († 1554) beauftragt. Die Räte besaßen eine
starke Position am herzoglichen Hof, sie prägten die Religionspolitik über einen langen Zeitraum, denn sie
blieben auch nach Johanns Tod unter dessen Sohn und Nachfolger Wilhelm V. im Amt.34
Die Kirchenordnung erschien im Januar 1532 im Druck. Sie ist in zwei verschiedenen Fassungen über-
liefert, die eine wurde von Peter Quentel in Köln angefertigt,35 die andere weist keinen Drucker nach.36
Beide Stücke unterscheiden sich nur minimal in den Drucktypen und Schmuckelementen. Daneben sind
zwei handschriftliche Fassungen bekannt, die als Druckvorlagen anzusprechen sind.37
Die Klever Kirchenordnung umfasst 13 Punkte mit Regelungen zu Amt und Aufgaben der Pastoren,
Predigt des Evangeliums, Auslegung des Glaubensbekenntnisses, der Zehn Gebote, des Vaterunsers und
anderer Gebete, zu Taufe, Messe, Abendmahl, Beichte und Buße, Ehe, kirchlichen Zeremonien, Sakramen-
ten und Liedern sowie Feiertagen. Für die katechetische Unterweisung der Gläubigen wurde den Pfarrern
ein Katechismus in Aussicht gestellt.38
Die Kirchenordnung knüpft an die Bestimmungen vom 3. Juli 1525 (Nr. 1) an, desweiteren ist ihr das
Mandat vom 18. Juli 1530 in vollem Wortlaut inseriert.39 Die Ordnung vertritt eine theologisch offene
Linie, viele Punkte sind so formuliert, dass sie sowohl für Altgläubige als auch für Protestanten akzeptabel
waren. So sollte das Evangelium „klar, verstentlich und rein“ gepredigt werden (Art. 2), die Gebete der
Bibel entnommen sein (Art. 5) und es sollten keine Neuerungen „widder die heilige sacramenten, widder die
chenpolitik, S. 312; Prieur, Eigentümlichkeiten, S. 13;
Redlich, Staat und Kirche, S. 39; Ehrenpreis, Verei-
nigte Herzogtümer, S. 243; Finger, Reformation,
S. 40-42; Krumme, Bewegungen, S. 65-92; Flüchter,
Zölibat, S. 135; Becker, Duldung, S. 109-119.
28 Scotti, Sammlung ... Cleve ... Mark 1, Nr. 26. Vgl.
Schulte, Neutralität, S. 32f.
29 Zu Konrad von Heresbach siehe Szameitat, Heresbach;
Kloosterhuis, Erasmusjünger, S. 600-602; Contempo-
raries of Erasmus, S. 183f.; Wolters, Heresbach;
Schröer, Reformation 1, S. 238-240, S. 623 Anm. 14;
Schulte, Neutralität, S. 18f. und Anm. 50; Redlich,
Staat und Kirche, S. 16f.; Szameitat, Humanismus,
S. 29-35; Prieur, Humanismus; Beutler/Irsigler,
Heresbach, S. 81-104; Irsigler, Heresbach, S. 93-110.
30 Zu Johann von Vlatten siehe Kloosterhuis, Erasmus-
jünger, S. 676-679; Gail, Vlatten; Contemporaries of
Erasmus, S. 414-416; Hashagen, Erasmus, S. 208-211;
Schröer, Reformation 1, S. 623 Anm. 18; Schulte,
Neutralität, S. 16; Prieur, Humanismus, S. 160f.; Fin-
ger, Reformation, S. 119-133.
31 Heinrich Olisleger stammte aus Wesel, wurde 1530 Klever
Rat, 1534 Kanzleiverwalter und im Jahr darauf Kanzler.
Diese Position behielt er bis zu seinem Tod 1575, Kloo-
sterhuis, Erasmusjünger, S. 545-547; Schröer, Refor-
mation 1, S. 623 Anm. 16; Schulte, Neutralität, S. 16
Anm. 42; Prieur, Humanismus, S. 161f.
32 Karl Harst immatrikulierte sich 1509 in Köln und 1512 in
Heidelberg. Nach Beendigung seines Studiums trat er in
die Dienste Herzog Johanns III. von Kleve, Klooster-
huis, Erasmusjünger, S. 597f.; Contemporaries of Eras-
mus, S. 165f.; Hashagen, Erasmus, S. 212; Schulte,
Neutralität, S. 16 Anm. 41.
33 Johannes Gogreve studierte 1514 in Köln. Er war von
1528 bis zu seinem Tod 1554 Kanzler der Herzöge von
Kleve, Kloosterhuis, Erasmusjünger, S. 580f.; Con-
temporaries of Erasmus, S. 112f.; Redlich, Staat und
Kirche, S. 26f.; Schröer, Reformation 1, S. 623 Anm.
17; Schulte, Neutralität, S. 16 Anm. 43; Janssen,
Neue Wege, S. 144f.
34 Smolinsky, Kirche in Jülich-Kleve-Berg, S. 106; Sza-
meitat, Heresbach, S. 166f.; Schulte, Neutralität,
S. 34; Forsthoff, Wes Geistes Kind, S. 67; ders., Zur
Geschichte 1922, S. 38, 42; ders., Zur Geschichte 1923,
S. 37f.
35 LAV NRW OWL, L 65, Nr. 6, fol. 1-8.
36 Erzbischöfliche Diözesan- und DomBibl Köln Col. 372,
Nr. 1.
37 LAV NRW R, Jülich-Berg II, Nr. 239a, fol. 27r-38r, und
ebd., Nr. 250, fol. 1r-6v.
38 Zum Inhalt siehe auch Flüchter, Zölibat, S. 136-139;
Szameitat, Heresbach, S. 158-166; Hashagen, Eras-
mus, S. 199-208; Schulte, Neutralität, S. 34-36; Be-
cher, Herrschaft, S. 40-43; Forsthoff, Zur Geschichte
1922, S. 47-49; Stöve, Reformation, S. 9f.; Redlich,
Staat und Kirche, S. 28f.; Gail, Vlatten, S. 51f. und S. 51
Anm. 1; Brämik, Verfassung, S. 22f.; Kloosterhuis,
Erasmusjünger, S. 363f.; Stupperich, Der innere Gang,
S. 26f.
39 Siehe oben, S. 34.
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