Einleitung
cationis“48 bzw. sein 1523 erstmals und 1533 erneut gedrucktes katechetisches Werk „Precatio Dominica
digesta in septem partes iuxta septem dies“.49
Die Klever Räte stellten den Katechismus daraufhin selbst aus Erasmus’ Schriften zusammen.50 Den
Abschnitt zum Vaterunser entnahmen sie wörtlich aus der „Precatio Dominica“, derjenige zum Glaubens-
bekenntnis stellt eine bearbeitete Fassung von Erasmus’ 1524 gedruckter „Inquisitio de fide“51 dar. Der
Katechismus ist auf Latein und zudem als Fließtext abgefasst, so dass er nicht unmittelbar für die Unter-
weisung der Gemeinden, sondern zunächst für die Pfarrer bestimmt gewesen sein muss. Mit den beiden
Abschnitten zum Glaubensbekenntnis und zum Vaterunser entspricht der Katechismus dem in der Kir-
chenordnung angekündigten Umfang, dem das Kapitel zu den Zehn Geboten hinzugefügt wurde.
Es sind zwei gedruckte Exemplare des Klever Katechismus’ bekannt, die jeweils im Anschluss an den
Druck der Kirchenordnung überliefert sind.52 Der Katechismus hat weder einen Titel noch gibt er Hinweise
auf Verfasser, Drucker, Druckort und -jahr. Andreas Biermann konnte jedoch nachweisen, dass der Kate-
chismus ebenso wie eine der beiden Fassungen der Kirchenordnung bei Peter Quentel in Köln gedruckt
worden war. Der Katechismus entstand jedoch erst nach den 1533 mit Erasmus geführten Beratungen, er
wurde dem Druck der Kirchenordnung also später zugefügt.53
2b. Visitationsinstruktion [1532, vor 29. Oktober] (Text S. 57)
Herzog Johann III. plante, die Kirchenordnung mittels einer Visitation einzuführen. Im Oktober 1532
beauftragte er die Visitatoren, Anzahl und Vermögen der Kirchen, Klöster, Spitäler und Vikarien festzu-
stellen sowie Angaben zu Lehre und Leben der Geistlichen zu ermitteln. Den Pfarrern, Kaplänen und
Predigern sollte die Kirchenordnung vorgelegt und ihre Meinung zu jedem einzelnen Punkt in Erfahrung
gebracht werden (Nr. 2b).54
Am 29. Oktober 1532 berieten die herzoglichen Räte über die Kirchenordnung, über die im Sommer
dieses Jahres mit dem Herzog55 geführten Verhandlungen und die Visitationsinstruktion. Man drang auf
baldige Durchführung der Befragung, und der Herzog ernannte jeweils zwei Visitatoren für die Herzogtü-
mer Jülich und Kleve sowie jeweils einen für das Herzogtum Berg und die Grafschaft Mark.56 Die Visitation
begann am 3. Januar 1533 in Wesel und dauerte bis Mitte Mai.57 Obwohl alle Landesteile visitiert werden
sollten, wurden nur Jülich und Ravensberg bereist.
48 Opera omnia Desiderii Erasmi V, S. 177-320, vgl. Gail,
Vlatten, S. 58 Anm. 1, S. 61f.
49 Desiderii Erasmi Roterodami Opera omnia V, Sp. 1220-
1228. Vgl. Opera omnia Desiderii Erasmi V/1, S. 199f.,
Hashagen, Erasmus, S. 185-188; Biermann, Erasmus,
S. 36-38; Redlich, Jülich-Bergische Kirchenpolitik I,
S. 278 Anm. 1; Smolinsky, Kirchenordnungen, S. 61;
Schulte, Neutralität, S. 39.
50 Den detaillierten Nachweis erbrachte Biermann, Eras-
mus, S. 38f.
51 Opera omnia Desiderii Erasmi I/3, S. 363-374. Abdruck
der Klever Bearbeitung dieses Abschnitts bei Bier-
mann, Erasmus, S. 40-55; vgl. ebd., S. 41-45; Redlich,
Staat und Kirche, S. 91.
52 LAV NRW OWL, L 65 Nr. 6, fol. 9-19 und Erzbischöfli-
che Diözesan- und DomBibl Köln Col. 372, Nr. 2.
53 Vgl. Biermann, Erasmus, S. 39f.
54 Zum Inhalt siehe auch Redlich, Staat und Kirche,
S. 36.
55 Siehe unten, Nr. 2c. Vgl. Redlich, Jülich-Bergische Kir-
chenpolitik I, Nr. 244; ders., Staat und Kirche, S. 30.
56 Protokoll vom 29. Oktober 1532, Cornelius, Ge-
schichte 1, S. 219f., Regest bei Redlich, Jülich-Bergi-
sche Kirchenpolitik I, Nr. 246. Vgl. ders., Staat und Kir-
che, S. 31; Gail, Vlatten, S. 56; Brämik, Verfassung,
S. 25f.; Flüchter, Zölibat, S. 151-154.
57 Becker, Duldung, S. 147-151; Smolinsky, Kirche in
Jülich-Kleve-Berg, S. 107; Schulte, Neutralität, S. 34,
39f., 45-49. Zur Visitation von 1533 siehe ausführlich
Redlich, Jülich-Bergische Kirchenpolitik II/1; ders.,
Staat und Kirche, S. 35-43; Flüchter, Zölibat,
S. 151-172; Stupperich, Der innere Gang, S. 27f.;
Kloosterhuis, Erasmusjünger, S. 364; Pohl, Lebens-
formen.
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cationis“48 bzw. sein 1523 erstmals und 1533 erneut gedrucktes katechetisches Werk „Precatio Dominica
digesta in septem partes iuxta septem dies“.49
Die Klever Räte stellten den Katechismus daraufhin selbst aus Erasmus’ Schriften zusammen.50 Den
Abschnitt zum Vaterunser entnahmen sie wörtlich aus der „Precatio Dominica“, derjenige zum Glaubens-
bekenntnis stellt eine bearbeitete Fassung von Erasmus’ 1524 gedruckter „Inquisitio de fide“51 dar. Der
Katechismus ist auf Latein und zudem als Fließtext abgefasst, so dass er nicht unmittelbar für die Unter-
weisung der Gemeinden, sondern zunächst für die Pfarrer bestimmt gewesen sein muss. Mit den beiden
Abschnitten zum Glaubensbekenntnis und zum Vaterunser entspricht der Katechismus dem in der Kir-
chenordnung angekündigten Umfang, dem das Kapitel zu den Zehn Geboten hinzugefügt wurde.
Es sind zwei gedruckte Exemplare des Klever Katechismus’ bekannt, die jeweils im Anschluss an den
Druck der Kirchenordnung überliefert sind.52 Der Katechismus hat weder einen Titel noch gibt er Hinweise
auf Verfasser, Drucker, Druckort und -jahr. Andreas Biermann konnte jedoch nachweisen, dass der Kate-
chismus ebenso wie eine der beiden Fassungen der Kirchenordnung bei Peter Quentel in Köln gedruckt
worden war. Der Katechismus entstand jedoch erst nach den 1533 mit Erasmus geführten Beratungen, er
wurde dem Druck der Kirchenordnung also später zugefügt.53
2b. Visitationsinstruktion [1532, vor 29. Oktober] (Text S. 57)
Herzog Johann III. plante, die Kirchenordnung mittels einer Visitation einzuführen. Im Oktober 1532
beauftragte er die Visitatoren, Anzahl und Vermögen der Kirchen, Klöster, Spitäler und Vikarien festzu-
stellen sowie Angaben zu Lehre und Leben der Geistlichen zu ermitteln. Den Pfarrern, Kaplänen und
Predigern sollte die Kirchenordnung vorgelegt und ihre Meinung zu jedem einzelnen Punkt in Erfahrung
gebracht werden (Nr. 2b).54
Am 29. Oktober 1532 berieten die herzoglichen Räte über die Kirchenordnung, über die im Sommer
dieses Jahres mit dem Herzog55 geführten Verhandlungen und die Visitationsinstruktion. Man drang auf
baldige Durchführung der Befragung, und der Herzog ernannte jeweils zwei Visitatoren für die Herzogtü-
mer Jülich und Kleve sowie jeweils einen für das Herzogtum Berg und die Grafschaft Mark.56 Die Visitation
begann am 3. Januar 1533 in Wesel und dauerte bis Mitte Mai.57 Obwohl alle Landesteile visitiert werden
sollten, wurden nur Jülich und Ravensberg bereist.
48 Opera omnia Desiderii Erasmi V, S. 177-320, vgl. Gail,
Vlatten, S. 58 Anm. 1, S. 61f.
49 Desiderii Erasmi Roterodami Opera omnia V, Sp. 1220-
1228. Vgl. Opera omnia Desiderii Erasmi V/1, S. 199f.,
Hashagen, Erasmus, S. 185-188; Biermann, Erasmus,
S. 36-38; Redlich, Jülich-Bergische Kirchenpolitik I,
S. 278 Anm. 1; Smolinsky, Kirchenordnungen, S. 61;
Schulte, Neutralität, S. 39.
50 Den detaillierten Nachweis erbrachte Biermann, Eras-
mus, S. 38f.
51 Opera omnia Desiderii Erasmi I/3, S. 363-374. Abdruck
der Klever Bearbeitung dieses Abschnitts bei Bier-
mann, Erasmus, S. 40-55; vgl. ebd., S. 41-45; Redlich,
Staat und Kirche, S. 91.
52 LAV NRW OWL, L 65 Nr. 6, fol. 9-19 und Erzbischöfli-
che Diözesan- und DomBibl Köln Col. 372, Nr. 2.
53 Vgl. Biermann, Erasmus, S. 39f.
54 Zum Inhalt siehe auch Redlich, Staat und Kirche,
S. 36.
55 Siehe unten, Nr. 2c. Vgl. Redlich, Jülich-Bergische Kir-
chenpolitik I, Nr. 244; ders., Staat und Kirche, S. 30.
56 Protokoll vom 29. Oktober 1532, Cornelius, Ge-
schichte 1, S. 219f., Regest bei Redlich, Jülich-Bergi-
sche Kirchenpolitik I, Nr. 246. Vgl. ders., Staat und Kir-
che, S. 31; Gail, Vlatten, S. 56; Brämik, Verfassung,
S. 25f.; Flüchter, Zölibat, S. 151-154.
57 Becker, Duldung, S. 147-151; Smolinsky, Kirche in
Jülich-Kleve-Berg, S. 107; Schulte, Neutralität, S. 34,
39f., 45-49. Zur Visitation von 1533 siehe ausführlich
Redlich, Jülich-Bergische Kirchenpolitik II/1; ders.,
Staat und Kirche, S. 35-43; Flüchter, Zölibat,
S. 151-172; Stupperich, Der innere Gang, S. 27f.;
Kloosterhuis, Erasmusjünger, S. 364; Pohl, Lebens-
formen.
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