Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg
chismus Züge von Brenz’ Enchiridion von 1535 sowie des von Johann Lachmann stammenden Heilbronner
Katechismus von 1528 auf124 und enthält ferner den Morgen- und Abendsegen aus Luthers Kleinem Kate-
chismus.125
Weder die Kirchenordnung noch der Katechismus und die Agende von 1567 erlangten Rechtsgültigkeit.
Stattdessen veröffentlichte Herzog Wilhelm am 5. Oktober dieses Jahres erneut die Deklaration der Kir-
chenordnung von 1533, wobei der Brief des Erasmus vom 25. Juli 1533, in dem dieser sein Einverständnis
mit der Ordnung bekundet hatte, hinzugefügt wurde.126
Warum die Kirchenordnung 1567 nach jahrelangen Beratungen nicht veröffentlicht, sondern stattdes-
sen die bereits in Geltung befindliche Deklaration von 1533 bekräftigt wurde, hat verschiedene Gründe.
Zum einen erhöhte sich der außenpolitische Druck, nachdem Fernando Álvarez de Toledo, der Herzog von
Alba, 1567 Statthalter in den Niederlanden geworden war, dort den 1566 begonnenen Aufstand brutal
unterdrückt und damit gedroht hatte, auch in den Vereinigten Herzogtümern einzugreifen. Zum anderen
waren innenpolitische Veränderungen, zu denen auch der verstärkte Zuzug reformierter Glaubensflüchtlinge
gehörte, verantwortlich für die in Jülich-Kleve-Berg daraufhin einsetzende konfessionelle Profilierung,127
die eine deutlich evangelischere Kirchenpolitik unmöglich machte und die Bekräftigung der bestehenden
Ordnung als den einzig gangbaren Weg erscheinen ließ.128 Wurde die seit Jahrzehnten praktizierte Klever
Religionspolitik der Integration hiermit zwar unterstrichen, so markierte dieser Schritt doch das Ende der
landeskirchlichen Reform, denn im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts wurden mehr und mehr gegenre-
formatorischen Maßnahmen eingeleitet.
10. Mandat gegen fremde Prediger [1567] (Text S. 97)
Im Zuge der im 16. Jahrhundert einsetzenden Konfessionsmigration, die zu den folgenreichsten Bevölke-
rungsverschiebungen im frühneuzeitlichen Europa zählt, mussten zahlreiche evangelische Christen die Nie-
derlande verlassen. Die Glaubensflüchtlinge ließen sich unter anderem in Frankfurt am Main, in der Pfalz
(Frankenthal) und in der elsässischen Herrschaft Rappoltstein nieder.129 Seit 1545 waren sie auch in Wesel
präsent.130 Waren die Fremden, unter denen sich auch finanzkräftige Kaufleute befanden, in den Städten
achten mit den Entwürfen. Vgl. Flüchter, Zölibat,
S. 206; Smolinsky, Jülich-Kleve-Berg, S. 98. Zu den
Verhandlungen siehe von Below, Landtagsakten II,
Nr. 34-36; Schulte, Neutralität, S. 196-198.
124 Abdruck von Brenz’ Katechismus in: Sehling, EKO
XVII/1, S. 93-95. Abdruck des Heilbronner Katechis-
mus’ ebd., S. 238-268.
125 BSELK S. 890-893. Vgl. Smolinsky, Kirchenordnungen,
S. 70-72; ders., Erasmianismus, S. 86f. Eine eingehende
Untersuchung des Katechismus wäre wünschenswert.
126 Vgl. Hashagen, Erasmus, S. 199; Wolters, Heresbach,
S. 175ff.; Becker, Duldung, S. 305; Redlich, Vorge-
hen, S. 204 Anm. 50; Smolinsky, Kirchenordnungen,
S. 70; ders., Erasmianismus, S. 86f.; ders., Kirche in
Jülich-Kleve-Berg, S. 112, S. 118 Anm. 55; Keller,
Gegenreformation 1, Nr. 50; Schulte, Neutralität,
S. 203; Flüchter, Zölibat, S. 209f. Zu Erasmus’ Schrei-
ben siehe Allen, Opus epistolarum 10, Nr. 2845; Bier-
mann, Erasmus, S. 36f.; von Steinen, Beschreibung,
S. 263-388; Borchling/Claussen, Bibliographie 1,
Nr. 1949; Smolinsky, Jülich-Kleve-Berg, S. 98; ders.,
Kirchenordnungen, S. 61 Anm. 20.
127 Siehe unten, Nr. 13. Vgl. Becker, Duldung, S. 306-332.
128 Smolinsky, Erasmianismus, S. 87; ders., Kirche in
Jülich-Kleve-Berg, S. 113; Becker, Duldung, S. 322-
327; Mühling, Obrigkeit, S. 25; Janssen, Vereinigte
Herzogtümer, S. 26.
129 Zu den Frankfurter Fremdengemeinden siehe Sehling,
EKO IX, S. 488-494, 562-615. Zur Fremdengemeinde in
der Herrschaft Rappoltstein siehe Sehling, EKO XX/2,
S. 97-106, 112-150. Zu den Exilgemeinden im allgemeinen
siehe van Schelven, Aart Arnout, De Nederduitsche
vluchtelingenkerken der XVIe eeuw in Engeland en
Duitschland in hunne beteekenis voor de reformatie in de
Nederlanden, ’s-Gravenhage 1909; Denis, Philippe,
Les églises d’étrangers en pays rhénans (1538-1564)
(BFPUL 242), Paris 1984.
130 Daneben ließen sie sich auch in Duisburg, Goch und Gen-
nep nieder, Dünnwald, Konfessionsstreit, S. 125-179;
Ehrenpreis, Vereinigte Herzogtümer, S. 264f.; Fin-
ger, Reformation, S. 100-103; Goeters, Entwicklung,
S. 187-212. In den 1560er Jahren folgten weitere Flücht-
lingswellen, Coenen, Katholische Kirche, S. 42-55; dies.,
Kirche am Niederrhein, S. 85-88; Ehrenpreis, Obrig-
keit, S. 134. Siehe auch die Karte zur Verbreitung der nie-
derländischen Exulanten im Rheinland bei Petri, Zeit-
alter der Glaubenskämpfe, S. 72; Smolinsky, Jülich-
Kleve-Berg, S. 99; ders., Kirchenpolitik, S. 319f.
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chismus Züge von Brenz’ Enchiridion von 1535 sowie des von Johann Lachmann stammenden Heilbronner
Katechismus von 1528 auf124 und enthält ferner den Morgen- und Abendsegen aus Luthers Kleinem Kate-
chismus.125
Weder die Kirchenordnung noch der Katechismus und die Agende von 1567 erlangten Rechtsgültigkeit.
Stattdessen veröffentlichte Herzog Wilhelm am 5. Oktober dieses Jahres erneut die Deklaration der Kir-
chenordnung von 1533, wobei der Brief des Erasmus vom 25. Juli 1533, in dem dieser sein Einverständnis
mit der Ordnung bekundet hatte, hinzugefügt wurde.126
Warum die Kirchenordnung 1567 nach jahrelangen Beratungen nicht veröffentlicht, sondern stattdes-
sen die bereits in Geltung befindliche Deklaration von 1533 bekräftigt wurde, hat verschiedene Gründe.
Zum einen erhöhte sich der außenpolitische Druck, nachdem Fernando Álvarez de Toledo, der Herzog von
Alba, 1567 Statthalter in den Niederlanden geworden war, dort den 1566 begonnenen Aufstand brutal
unterdrückt und damit gedroht hatte, auch in den Vereinigten Herzogtümern einzugreifen. Zum anderen
waren innenpolitische Veränderungen, zu denen auch der verstärkte Zuzug reformierter Glaubensflüchtlinge
gehörte, verantwortlich für die in Jülich-Kleve-Berg daraufhin einsetzende konfessionelle Profilierung,127
die eine deutlich evangelischere Kirchenpolitik unmöglich machte und die Bekräftigung der bestehenden
Ordnung als den einzig gangbaren Weg erscheinen ließ.128 Wurde die seit Jahrzehnten praktizierte Klever
Religionspolitik der Integration hiermit zwar unterstrichen, so markierte dieser Schritt doch das Ende der
landeskirchlichen Reform, denn im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts wurden mehr und mehr gegenre-
formatorischen Maßnahmen eingeleitet.
10. Mandat gegen fremde Prediger [1567] (Text S. 97)
Im Zuge der im 16. Jahrhundert einsetzenden Konfessionsmigration, die zu den folgenreichsten Bevölke-
rungsverschiebungen im frühneuzeitlichen Europa zählt, mussten zahlreiche evangelische Christen die Nie-
derlande verlassen. Die Glaubensflüchtlinge ließen sich unter anderem in Frankfurt am Main, in der Pfalz
(Frankenthal) und in der elsässischen Herrschaft Rappoltstein nieder.129 Seit 1545 waren sie auch in Wesel
präsent.130 Waren die Fremden, unter denen sich auch finanzkräftige Kaufleute befanden, in den Städten
achten mit den Entwürfen. Vgl. Flüchter, Zölibat,
S. 206; Smolinsky, Jülich-Kleve-Berg, S. 98. Zu den
Verhandlungen siehe von Below, Landtagsakten II,
Nr. 34-36; Schulte, Neutralität, S. 196-198.
124 Abdruck von Brenz’ Katechismus in: Sehling, EKO
XVII/1, S. 93-95. Abdruck des Heilbronner Katechis-
mus’ ebd., S. 238-268.
125 BSELK S. 890-893. Vgl. Smolinsky, Kirchenordnungen,
S. 70-72; ders., Erasmianismus, S. 86f. Eine eingehende
Untersuchung des Katechismus wäre wünschenswert.
126 Vgl. Hashagen, Erasmus, S. 199; Wolters, Heresbach,
S. 175ff.; Becker, Duldung, S. 305; Redlich, Vorge-
hen, S. 204 Anm. 50; Smolinsky, Kirchenordnungen,
S. 70; ders., Erasmianismus, S. 86f.; ders., Kirche in
Jülich-Kleve-Berg, S. 112, S. 118 Anm. 55; Keller,
Gegenreformation 1, Nr. 50; Schulte, Neutralität,
S. 203; Flüchter, Zölibat, S. 209f. Zu Erasmus’ Schrei-
ben siehe Allen, Opus epistolarum 10, Nr. 2845; Bier-
mann, Erasmus, S. 36f.; von Steinen, Beschreibung,
S. 263-388; Borchling/Claussen, Bibliographie 1,
Nr. 1949; Smolinsky, Jülich-Kleve-Berg, S. 98; ders.,
Kirchenordnungen, S. 61 Anm. 20.
127 Siehe unten, Nr. 13. Vgl. Becker, Duldung, S. 306-332.
128 Smolinsky, Erasmianismus, S. 87; ders., Kirche in
Jülich-Kleve-Berg, S. 113; Becker, Duldung, S. 322-
327; Mühling, Obrigkeit, S. 25; Janssen, Vereinigte
Herzogtümer, S. 26.
129 Zu den Frankfurter Fremdengemeinden siehe Sehling,
EKO IX, S. 488-494, 562-615. Zur Fremdengemeinde in
der Herrschaft Rappoltstein siehe Sehling, EKO XX/2,
S. 97-106, 112-150. Zu den Exilgemeinden im allgemeinen
siehe van Schelven, Aart Arnout, De Nederduitsche
vluchtelingenkerken der XVIe eeuw in Engeland en
Duitschland in hunne beteekenis voor de reformatie in de
Nederlanden, ’s-Gravenhage 1909; Denis, Philippe,
Les églises d’étrangers en pays rhénans (1538-1564)
(BFPUL 242), Paris 1984.
130 Daneben ließen sie sich auch in Duisburg, Goch und Gen-
nep nieder, Dünnwald, Konfessionsstreit, S. 125-179;
Ehrenpreis, Vereinigte Herzogtümer, S. 264f.; Fin-
ger, Reformation, S. 100-103; Goeters, Entwicklung,
S. 187-212. In den 1560er Jahren folgten weitere Flücht-
lingswellen, Coenen, Katholische Kirche, S. 42-55; dies.,
Kirche am Niederrhein, S. 85-88; Ehrenpreis, Obrig-
keit, S. 134. Siehe auch die Karte zur Verbreitung der nie-
derländischen Exulanten im Rheinland bei Petri, Zeit-
alter der Glaubenskämpfe, S. 72; Smolinsky, Jülich-
Kleve-Berg, S. 99; ders., Kirchenpolitik, S. 319f.
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