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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0070
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Jülich-Kleve-Berg

2a. Kirchenordnunga
11. Januar 1532

Van Gots gnaden Wir, Johan1, Hertzoch zu Cleve,
Guylich unnd Berge, Grave zu der Marck und Ra-
venßberg etc., Doinn kondt, Als sich hiebevor vie-
lerley myßbruych, wederwerdicheit, nuwerongen
unnd uffroir durch ungeschicklicheit der Prediger in
unsern Fürstendommen, Landen unnd gebieden zu-
gedragen, unnd wir derhalver unsern Amptluyden
unnd Bevelhavern ernstlich geschreven, wie sich die
prediger in irem predigen, ouch unsere underdanen,
halden sollen, vermöge derselviger unser ußgegang-
ner schrifft, hernachvolgent.
Lieve Rait unnd getruwen, wir verstain, wie in un-
sern Landenn, Fürstendommen und gebieden vyller-
ley gebrechen, mißbruich unnd wederwerdicheit
durch ungeschicklicheit oder eygennützicheit der
Prediger sich zugedragen, ouch etliche andere mit
verachtong und schelden der voriger sich ungebur-
licher wise indringen und also in dem schyn des
Evangeliums und wort gots den gemeynenn man zu
uffroir, ungehorsam unnd ungeburlicher nuwerong
understain zu bewegen, Daruß dan nit allein uneyni-
|A2v| cheit, sonder ouch villerley unchristenliche lere
und nuwerongen in unsern Landenn und gebieden[n]
erwassen möchten, Wilchs uns als dem Landtfur-
stenn also zugestaden in geynen weg getzemmenn
wil. Dem allem, so vill an uns ist, zuvurkommenn,
So ist unser ernnstliche meynung und bevelh, dasb ir
van unsert unnd Ampts wegenn flißlich uffsehet
unnd by allen Predigernn in unserm Ampt uwers
bevelhs ernstlich verschaffet, das sy geine unchrist-
liche lere oder ungeburliche nüwerong, dardurch we-
derwerdicheit, ergeniß oder uneynicheit enstan

a Textvorlage (Druck): LAV NRW OWL, L 65 Nr. 6. Ab-
drucke: Richter, Kirchenordnungen I, S. 160-162;
Berg, Reformationsgeschichte, S. 225-232; Rot-
scheidt, Kirchenordnungen, S. 161-166 (nach Berg);
Scotti, Sammlung ... Cleve ... Mark, Nr. 31; Red-
lich, Jülich-Bergische Kirchenpolitik I, Nr. 240 (Teil-
abdruck).

möchte, infören oder predigen, sonder das Evange-
lium unnd wort gots klair, zu der sielen heill, bes-
serong des levens und erhaldong fryddens unnd gu-
der ordnung, on einich uffroir, schelden und eygen
nutz verkondigen, unse underdanen mit verkouf-
fung der hilligen sacramenten unnd anderer unge-
buirlicher ufflegongen nit bedrengen.
Verner ist unser bevelh, das ir by unsern under-
danen verschaffet, das sie sich zu geiner Rottongh,
uffroir oder nüwerongen bewegen laissen, Ouch in
den herbergen, weyn- oder byerhusern oder sunst
ungeburlichen platzen geins freventlichen oder
tzenckischenn disputirens oder predigens underwin-
den, damit gude ordenung biß zu gemeiner und un-
ser Reformacion und besserong gehalden werde; dan
so yemantz beschwerniß oder gebrech hedte, das sy
uns oder uch als unsern Amptluydenn sulchs zu-
erkennen geven, willenn wir, als dem Landtfürsten
getzimpt, insehens havenn, damit sulchs gebessert
und der gebür gestalt werde. So ouch darboven ye-
mantz weder dissen unser bevelh vurnemen oder
sich bewegen liess, sulchs willet van unsert wegenn
aff- |A3r| schaffen und die ungehoirsamen darfur an-
sehen unnd straffen, Versehen wir uns also gentzlich
zu uch.
Gegevenn zu Dusseldorff2, denn xviii. dach Julii
Anno etc. [MD]xxx.
So werdenn wir doch gleufflich bericht, syn ouch in
gewisse erfarung komen, wie sulchem unserm ver-
kondten und ußgegangnem bevelch by villen Pre-
digern nit nakomen und durch unsere Amptlude und

b Im Druck: dar.
1 Johann III. von Kleve (reg. 1521-1539), siehe oben,
S. 31 Anm. 2.
2 Nachdem die Herzogtümer 1521 vereinigt worden wa-
ren, wurde auch Düsseldorf zur Residenzstadt.

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