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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0100
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Jülich-Kleve-Berg

bevolhen, den armen underthanen, und verleichte-
rung der betrubter gewissen, insonderheit aber,
dweill wir wissen, das es dem gotlichen wort nit zu-
wider, auch, dweill wir nit gemeint, jemandt in das
sein furzugreiffen oder ichtwes zu bevelhen, das uns
nit zustunde, sonder zu erclerung unsers gemuts diß
nachfolgende unsern underthanen zuverstendigen.
Als nemlich, wan in unsern landen under den un-
derthanen befonden, die uß gutem, christlichen ey-
ffer und gotzfurcht qwemen, nit wie rhauwe leyde,
sonder sich ires sundtlichen lebens von hertzen lie-
ssen leidt sein und sich zu irem seelsorger und pa-
storen ergeben, insonderheit, die wir fur seelsorger
erkenten und ir leidtthun irer sunde also bekendten,
das auch der pastoir kunte spueren, das es inen ernst
were und daruff die christliche absolution begerten
und nach der anzeige und begerden das hochwirdig,
heilig |62r| sacrament under dem broit und wein den
wharen leib und blut unsers herrn Christi Jhesu,
und auch, das sie warhafftig gleubten, wan sie es
also entfangen, das sie den wharen leib und blut des
herrn entfangen, und der pastoir sich des also bey
inen eigentlich erkundigt und verneme, das sie nit
woll anders zuberichten weren ires gewissens halber,
das sie alßdan solichs in dem namen des herrn, nach-
dem das gotliche wort und die gewonliche conse-
cration uber das broit und wein beschehen, inen un-
sernthalben ungefart woll reichen mogen und soli-
chen billich nit geweigert soll werden, wie auch die
rechte pastoer, die inen solichs mit unserm wissen
und willen gereicht haben, sich des zu uns zuverse-
hen unnd zuvertrosten, das sie uns damit ghein miß-
fallen, sonder unsern willen und gnedigs gefallen
daran thun, doch das von inen ein underscheidt, wie
vorgemelt, gemacht und die andere mutwillige oder
sectarien, dergleichen, die eynes boesen, ergerlichen
lebens, nit zugelassen werden, man sehe dan, das sie
sich durch Gottes gnad mit christlichem leben, leid-
thun ires irthumbs und sundigen lebens |62v| besser-
ten, und das man spuerteb, das es inen ernst were.
Jedoch sollen sich die pastoer hoeden, das sie die
jhenigen, so es under eynerley gestalt entfangen, nit

betrueben oder schelten, wie auch gleichsfals die an-
dern die jhenigen, so es under beider gestalt entfan-
gen, nit betrueben oder schelten, sonder sie vielmehr
zur eindracht vermanen sollen. Und achten derhal-
ber disser unser erclerung nach, das nyemandt buys-
sen landts oder ampts zu ziehen hinfurter ursach
hab, sonder das ein jeder bey seinem pastoir und
kirspell bleibe und aldar der sacramenten nach
christlicher ordnung geniesse. Und wollen darumb,
das unsere amptluyde und bevelhaber daruff sehen,
das solich ußlauffen nit geschehe und das die un-
derthanen darzu gehalten, auch durch die pastoer
ermant werden, das sie fleissig zu kirchen gain und
uff die heilige tage das gotlich wort fleissig hoeren,
auch ire kynder und gesyndt darzu halten, derglei-
chen zuthun.
So nu daruber jemandt von dem gotlichen wort
und sacramenten abbleve, sullen die amptluyde und
pastoer daruff |63r| acht haben und, wan sie die ver-
nemen, alßbald furbescheiden und underfragen, was
ursachen sie von dem gotlichen wort und sacramen-
ten abblyven, und wa solichs auß mutwillen oder
ungehorsam geschehen, sie darfur ansehen und
straffen; weren es aber sectarien, dieselbe zu under-
richten, umb sie zu gewynnen. Wolten sie sich aber
nit berichten lassen, alßdan sie darfur anzusehen
und bey dem andern gehorsamen volck nit zu ge-
dulden.
Und nachdem nu unsere underthanen und men-
niglich uß dissem unserm gnedigen gemut spueren
konnen, das wir nichts dan ire wolffart und damit
nyemandt an seinem gewissen beschwert, suchen,
willen wir uns auch zu inen nit versehen, das sie
diese unsere wolmeynende declaration zum argen
ziehen und vermeynen sollen, das eynem jeden mut-
willigen die thur hiemit uffgethan sey, nach seinem
willen das hochwirdig sacrament zugeniessen oder
das ein jeder die kirchen gebreuch nach seinem gut-
duncken |63v| zu endern macht haben soll, und von
denen und eynem jeden predicanten, der den mut-
willigen gefellig, sich berichten lassen und der sa-
cramenten geniessen, wan sie schon nit ordentlich
beruffen weren, sonder es vielmehr gentzlich darfur

b Im Text: spuerten.

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