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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0173
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7. Polizeiordnung 1604

7. Polizeiordnunga
16. Juli 1604

Anfenglich constituiren und verordnen wir, daß alle
verbrechungh, delicte und exceß, die leib und leben-
des straff nach ußweißungh aller beschrieben geist-
und weltlichen rechten und besonders der peinlichen
halßgerichts ordnungh Caroli quinti1 uf sich tragen,
die, welche auch nach gestaltt der sachen und uß
redelichen, bewechlichen ursachen uff ein wilkuhr-
liche geltt straffe von dem rade können oder mugen
gesetzett werdenn, alß da sein gotteslesterungh,
zauberey, wickerey2, thodtschlach, ehebruch, bludt-
schande, diebstall, meineidtt, grobe werck und
thadtliche iniurien und dergleichen und waß darun-
ter magh begriffen werden, einem erbarn rathe ge-
burlich und nach ußweisungh der beschriebenen
keyserlichen und stadtrechten zu straffen und zu
vindiciren vorbehalten sein sollen und demnegst den
verordenten bruchehern3, uff folgende articul und
puncte fleißige achtungh zuhaben und die beyge-
satzte straff abzufurderen, befelichet sein.
1. Erstlich. Weil daß fluchen und schweren wieder
daß ander gebodt Gottes4 itzo leider zumahl sehr
uberhandt nimmet, daß der nahme Gottes, | 19v| un-
sers hern Jhesu Christi, seine heyligen sacramenta,
wunden und leiden myßgebrauchet wirdett, sollen
die ubertrettere und fluchere, eß geschehege in ge-
selschafften, gemein gelagen oder offentlich auf der
gaßen, in straffe funf Minder marck, so offt solches
geschehen, verfallen sein.
2. Zum andern. All dieselbige, so wieder daß dritte
gebott5 handelen und den siebenden tagh alß den
heiligen sontagh und anndere festthage verunheili-

b Textvorlage (Handschrift): KAM B Nr. 368, fol.
19r-25v.
1 Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V. (Carolina)
von 1532, Art. 117.
2 Wahrsagerei, Grimm, DWb 29, Sp. 859.

gen, zum gehör göttliches worttes sich nicht verfu-
gen, auch seyten denselbigen mitt ußerlichen wer-
cken profaniren, auch schendtliche, vihischer seuf-
ferey und ubermeßiger drunckenheitt und unruhi-
gem wesen, lermen, rumor und geschrey uff den ga-
ßen zubrengen, sollenn dieselb in zehen marck straff
verfallen sein.
3. Zum dritten soll auch niemantz uff den sonthage
und andere heylige vierthage6 bey wehrendem got-
tesdienst in dem brante wein, weinkeller oder bier-
zechen und gelagen sich finden laßen. Wehr daruber
betretten wirdtt, eß sey so woll der zapfer oder ver-
keuffer alß der keuffer oder drincker, ein jeder funf
marck zu straffe geben. |20r|
4. Eß soll auch niemant uff obgemelte son- oder
festhage, aldieweil in der kirchen der gottesdienst
wehret, uff dem kirchoffe oder closterhoffe spatziren
gehen und den gottesdienst verseumen bey poen
funf marck.
5. Sollen auch alle unehelichen beywohnung, stupra,
fornicationes und hurerey ernstlich verbotten sein
also und derogestalt, wo zween personen in solchem
unehelichen weßen thädtlich betretten undtt gefun-
den werden, sollen dieselb personen zum ersten
mahll ein jeder funff thaler, zum andern mahll ein
jeder zehen thaler den bruchehern zur straffe geben.
Welcher oder welche aber hernegst zum drittenmahl
in unpflicht7 befunden wirdtt, soll der oder dieselb
dem rade in wilkührliche straffe ohne einige con-
tradiction verfallen sein.

3 = brokeherren.
4 Ex 20,7; Dtn 5,11.
5 Ex 20,8-11; Dtn 5,12-15.
6 Feiertage.
7 Unzucht, Grimm, DWb 24, Sp. 1227f.

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