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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0288
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Corvey

schwetz er nicht etwan mehr irre gemacht und be-
trübt dann unterwiesen und getröstet werde; und da
er ans eusserste kommen wolt, das er itzunder mit
dem Todte fechten und von dieser Welt abscheiden
solt, soll er mit ihm beten den Glauben und am ende
heissen sagen: Herr, in deine Hende befehle ich mei-
nen Geist108. Und ihn stets des Herrn Christi und
seines verdienstes erinnern, damit er also in warem
glauben bestendig bleibe biß zum ende.
Es seindt viel sprüche im alten und newen Testa-
ment, welche dem Krancken, so lange er bey guter
vernunfft bleibet, köndten mit nutz fürgehalten
werden. Es seindt aber hierzu für allen andern diese
fast109 dienlich.
Johan. 3 [16.36]: Also hat Gott die Welt geliebet,
etc. Item: Wer an den Sohn gleubet, der hat das
ewige leben.

Johan. 5 [24-25]: Warlich, warlich, ich sage euch,
etc.
Johan. 6 [39]: Das ist der wille des, der mich gesandt
hat.
Johan. 8 [51]: Warlich, warlich, ich sage euch: so je-
mandt, etc.
Johan. 11 [25-26]: Ich bin die Aufferstehung, etc.
1. Timoth. 1 [15]: Das ist je gewißlich war, etc.
Rom. 4 [25]: Jhesus Christus ist dahin gegeben, etc.
Rom. 5 [8]: Darumb preyset Gott seine Liebe gegen
uns, etc.
Rom. 14 [7-9]: Unser keiner lebt ihm selber, etc.
Philipp. 1 [21]: Christus ist mein Leben, etc.
Und andere mehr. Auch sonsten Gebete, so hier-
zu sich schicken. |K2r|

Von Christlicher Begrebnus

Die gestorbene Menschen seind zu allen zeiten bey
allen vernünfftigen völckern, Fürnemlich aber bey
dem volck Gottes und bey allen rechten Christen
und gleubigen ehrlich zur Erden bestattet worden,
wie das der Kirchen und andere Historien, vorauß
das alte und newe Testament, gnugsam bezeugen.
Derhalben wollen wir auch solche gute, Christliche
gewonheit der ehrlichen begrebnuß unserer eltern,
kinder und freunde behalten, und soll die auff vol-
gende weise angestellet werden.
1. Wann ein gleubiger auß diesem leben abgeschei-
den ist, soll dem Pfarher solches bey zeiten vermel-
det und er dem verstorbenen zur Christlichen Be-
grebnuß zu dienen gebeten werden, damit er sich
einhalten110 und zur gewönlichen stunde, welche
dann gemeiniglich ist Nachmittag zwölff oder ein
uhr, da heim sein und auff seinen dienst warten
kündt.

2. Wann die gewönliche bestimpte stunde verhanden
und die zur begrebnuß gebetene Freunde111 und
Nachbauren beneben dem Pfarhern bey einander
versamlet sein, soll der Pfarher mit seinem Diener
für der Leich hergehen und singen die dazu verord-
nete Psalmen, die Eltern aber, Kindere oder andere
des verstorbenen negste Freunde der Leichen zum
negsten nachgehen und denen hernach andere from-
me erbetene Christen in guter ordenung.
3. Wann man nun kompt an den orth der Begreb-
nuß, soll nach vollendtem gesange der Kirchendie-
ner eine kurtze Predig thun, welche nemlich auff
den trost wider den Todt und vermanung zur
Christlichen buß und bekehrung zu Gott gerichtet
sein soll, und solch predigt soll mit folgendem ge-
schlossen werden.

108 Lk 23,46. 110 Bereit halten, Grimm, DWb 10, Sp. 2126.
109 Sehr. 111 Verwandten, Grimm, DWb 4, Sp. 162f.

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