3. Kirchenordnung für das Corveyer Stiftsdorf Bruchhausen 1603
Allmechtiger Herr Gott, ein Vatter unsers Heilands
Jesu Christi, wir sagen dir lob und danck, das du
dein Geliedmaß, aber unser Mitgeliedt, in rech-
| K2v| ter erkandtnuß und glauben dein und deines
lieben Sons Jhesu Christi bracht und beruffen hast,
auch darin von diesem Jammerthal der welt in dein
ewiges und herrlichs Reich gefordert und auffge-
nommen, Befehlen derhalben nun hinfürter solches
deiner gnaden und herrligkeit, zu welcher du es in
Christo auffgenommen hast, Bittende von hertzen,
Du willest deine gabe und hülffe, so du uns durch
sein absterben entzogen, durch andere reichlich er-
statten, aber es bey unserm Herrn Jhesu Christo,
dem Heyland dieses elenden lebens, reichlich erget-
zen, auch uns alle im glauben der seligen Aufferste-
hung, zu der du uns in Christo beruffen hast, ster-
cken, damit wir uns daher desto besser trösten des
abscheides unsers Bruders (oder schwester), derer
Leib wir itzt nach deiner ordenung in hoffnung der
aufferstehung ehrlich und Christlich zur Erden be-
stattet haben, Darzu alles ungemachs, so wir in die-
sem Jammerthal von wegen unserer vielen und
schweren Sünde, darzu grosser undanckbarkeit, dei-
ner reichlichen gnaden billich leiden und mit gedult
tragen. Demnach auch unser Hertzen und Gemüter
von tage zu tage desto mehr ins künfftige und Him-
lische leben richten, suchende, das droben ist, da
Christus, unser Herr und Heyland, dein Sohn, ist,
sitzende zu deiner rechten, damit wir den sünden
hinfort auß lebendigem glauben an Christum teglich
mehr absterben und dir in |K3r| aller Heiligkeit und
Gerechtigkeit dienen mügen alle tage unsers lebens,
Durch denselben deinen Sohn, unsern Herrn Jhesum
Christum, Amen.
Zu ende des Gebetts soll er also sprechen:
Der Herr verleihe uns, das wir in seiner erkent-
nuß seliglich abscheiden, durch seine krafft frölich
l Im Druck: eingeliebet.
112 Luther: Mit Fried und Freud ich fahr dahin, AWA 4,
Nr. 21.
aufferstehen und bey ihm in ewiger frewde leben
und bleiben, Amen.
4. Zum beschluß soll gesungen werden: Mit Fried
und Frewd ich fahr dahin112, Oder: Nu last uns den
Leib begraben113, Oder ein ander hierzu gehöriger
gesang.
Diese Form der Christlichen begrebnuß wirt ge-
braucht mit allen verstorbenen Christen, beyde,
Jungen und Alten, so fern sie nur getaufft und
Christlich und Gottselig nach Gottes Wort in gehor-
sam gegen die Christliche Kirche und das heilige
Predigampt ihr leben geführet und vollendet haben.
Da aber etwa junge Kindelein ohn die Tauffe
abgingen, befehlen wir sie dem Herrn, lassen sie ihre
Eltern und Freunde ohne zuthun eines Kirchendie-
ners an den orth, da ander Christgleubige ruhen, zur
Erden bestatten. Nicht, das wir an ihrer seligkeit,
wenn sie von Christlichen Eltern mit ernstlichem,
gleubigem Gebet Gott fürgetragen und befohlen
werden, zweiffel tragen, Sondern, dieweil sie durch
das eusserlich ampt114 der Kirchen nicht eingelei-
betl worden, achten wirs für unnötig, das der Kir-
chendiener sich ihrer unternemen115 soll.
Da aber etliche Eltern weren, so ihr lebenlang in
Irthumb oder ergerlicher handlung gestecket und
auff vielfeltige beschehene Christliche erinnerung
und vermahnung sich nicht bessern wöllen und also
das Ampt der Christlichen Kirchen beharlich biß
zum ende ires lebens verachtet und verworffen het-
ten, die achten wir nicht werth sein, das ein Diener
der Kirchen, nach dem |K3v| sie abgestorben, sich
ihrer annehme oder das sie an den orth, da andere
fromme Christen schlaffen, solten begraben werden.
113 Luther: Nun lasst uns den Leib begraben, AWA 4,
Nr. 40.
114 Gemeint ist die Taufe.
115 Annehmen, Grimm, DWb 24, Sp. 1696.
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Allmechtiger Herr Gott, ein Vatter unsers Heilands
Jesu Christi, wir sagen dir lob und danck, das du
dein Geliedmaß, aber unser Mitgeliedt, in rech-
| K2v| ter erkandtnuß und glauben dein und deines
lieben Sons Jhesu Christi bracht und beruffen hast,
auch darin von diesem Jammerthal der welt in dein
ewiges und herrlichs Reich gefordert und auffge-
nommen, Befehlen derhalben nun hinfürter solches
deiner gnaden und herrligkeit, zu welcher du es in
Christo auffgenommen hast, Bittende von hertzen,
Du willest deine gabe und hülffe, so du uns durch
sein absterben entzogen, durch andere reichlich er-
statten, aber es bey unserm Herrn Jhesu Christo,
dem Heyland dieses elenden lebens, reichlich erget-
zen, auch uns alle im glauben der seligen Aufferste-
hung, zu der du uns in Christo beruffen hast, ster-
cken, damit wir uns daher desto besser trösten des
abscheides unsers Bruders (oder schwester), derer
Leib wir itzt nach deiner ordenung in hoffnung der
aufferstehung ehrlich und Christlich zur Erden be-
stattet haben, Darzu alles ungemachs, so wir in die-
sem Jammerthal von wegen unserer vielen und
schweren Sünde, darzu grosser undanckbarkeit, dei-
ner reichlichen gnaden billich leiden und mit gedult
tragen. Demnach auch unser Hertzen und Gemüter
von tage zu tage desto mehr ins künfftige und Him-
lische leben richten, suchende, das droben ist, da
Christus, unser Herr und Heyland, dein Sohn, ist,
sitzende zu deiner rechten, damit wir den sünden
hinfort auß lebendigem glauben an Christum teglich
mehr absterben und dir in |K3r| aller Heiligkeit und
Gerechtigkeit dienen mügen alle tage unsers lebens,
Durch denselben deinen Sohn, unsern Herrn Jhesum
Christum, Amen.
Zu ende des Gebetts soll er also sprechen:
Der Herr verleihe uns, das wir in seiner erkent-
nuß seliglich abscheiden, durch seine krafft frölich
l Im Druck: eingeliebet.
112 Luther: Mit Fried und Freud ich fahr dahin, AWA 4,
Nr. 21.
aufferstehen und bey ihm in ewiger frewde leben
und bleiben, Amen.
4. Zum beschluß soll gesungen werden: Mit Fried
und Frewd ich fahr dahin112, Oder: Nu last uns den
Leib begraben113, Oder ein ander hierzu gehöriger
gesang.
Diese Form der Christlichen begrebnuß wirt ge-
braucht mit allen verstorbenen Christen, beyde,
Jungen und Alten, so fern sie nur getaufft und
Christlich und Gottselig nach Gottes Wort in gehor-
sam gegen die Christliche Kirche und das heilige
Predigampt ihr leben geführet und vollendet haben.
Da aber etwa junge Kindelein ohn die Tauffe
abgingen, befehlen wir sie dem Herrn, lassen sie ihre
Eltern und Freunde ohne zuthun eines Kirchendie-
ners an den orth, da ander Christgleubige ruhen, zur
Erden bestatten. Nicht, das wir an ihrer seligkeit,
wenn sie von Christlichen Eltern mit ernstlichem,
gleubigem Gebet Gott fürgetragen und befohlen
werden, zweiffel tragen, Sondern, dieweil sie durch
das eusserlich ampt114 der Kirchen nicht eingelei-
betl worden, achten wirs für unnötig, das der Kir-
chendiener sich ihrer unternemen115 soll.
Da aber etliche Eltern weren, so ihr lebenlang in
Irthumb oder ergerlicher handlung gestecket und
auff vielfeltige beschehene Christliche erinnerung
und vermahnung sich nicht bessern wöllen und also
das Ampt der Christlichen Kirchen beharlich biß
zum ende ires lebens verachtet und verworffen het-
ten, die achten wir nicht werth sein, das ein Diener
der Kirchen, nach dem |K3v| sie abgestorben, sich
ihrer annehme oder das sie an den orth, da andere
fromme Christen schlaffen, solten begraben werden.
113 Luther: Nun lasst uns den Leib begraben, AWA 4,
Nr. 40.
114 Gemeint ist die Taufe.
115 Annehmen, Grimm, DWb 24, Sp. 1696.
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