Lippe
ein Ewiges leben. Denn diese und dergleichen an-
fechtung nicht außbleiben, sondern allwege sich fin-
den und eingegeben werden vom Sathan, der umb
uns hergehet, immerdar als ein brüllender, grimmi-
ger Lewe und sucht, wen er verschlingen mö-
ge234, wenn Gott der Allmechtige einen Menschen
mit Leibs schwacheit heimsucht, wie alle fromme,
trewe Seelsorger inn besuchung der krancken Leute
teglich erfaren.
Wo dieser anfechtung eine oder |Ee2v| mehr befun-
den, sol ein Prediger dawider aus Gottes Wort nach
der gethanen Beicht und gehaltener Communion,
wenn er vom Krancken einen abscheid nemen wil,
gründtlichen bericht thun und geben, so er lust
unnd liebe dazu hat oder leiden kan von schwach-
heit halben, Auff das der schwache in seinen anli-
genden bekümmernissen und leibs schmertzen mit
schönen, ausserlesenen, doch kurtzen, Trostreichen
sprüchen und Psalmen der heiligen Göttlichen
Schrifft gestercket, Auch zu gutem friede, Christli-
cher gedult und hoffnung gestelt und gereitzet wer-
de, Deßgleichen, das er damit, so in Gott nach sei-
nem gnedigen willen und wolgefallen aus diesem Ja-
merthal abfürdern würde, in rechtem Glauben,
tröstlicher bekentniß und warer anruffung des na-
mens Jhesu Christi, in welchs handt sein todt und
leben stehet, sanfft und frölich einschlaffen, vom
Todt zum ewigen Leben dringen und das zugesagte
Veterliche Erbtheil der Himlischen frewde und selig-
keit empfahen und besitzen möge, Wie denn ein je-
der Prediger seinem obligendem Ampt nach, wenn
er Krancken besucht, fleissig (nach den gaben, so
Gott ihm gegeben) zuverrichten schüldig ist, Und
weil jetziger zeit, Gott lob, so viel schöne Trostbüch-
lein von Gelerten Mennern für die Krancken und
sterbende Leute geschrieben und verfasset sind, ist
on not davon weitleufftiger oder mit mehrern wor-
ten zuhandlen.
Es sollen auch die Kirchendiener ihre Zuhörer offt
unnd viel in den Predigten oder sonsten, wo es die
gelegenheit in Heusern bey der Communion der
234 1Petr 5,8.
235 Gefährlich.
Krancken verursachen und geben wird, ernstlich
vermanen, das sie nicht lange das Abend- |Ee3r| mal
Christi zu empfangen in Leibs schwachheit verzie-
hen, Denn einfeltige, gemeine Leute sein der fal-
schen, irrigen meinung und whan, das, wo dieselbige
in Kranckheiten ihren Pfarherrn zu sich fördern und
beruffen, die Beicht sprechen, auch die tröstliche
Absolutio uberkomen und darauff Christi Nachtmal
empfangen, so müssen sie sterben und können nicht
widerümb gesundt werden, Daher denn die Leute
sich des Sacraments vielmals enthalten inn leibs
schwachheit oder, ja, dasselbige zu empfahen, bis
zur letzten stunde des todts sparen, wenn kein mit-
tel der Artzney und Rhat der freunde mehr helffen
wil Oder wenn alle vernunfft und verstand dahin ist
und der Mensche mit dem todte ringet oder kemp-
ffet.
Diese Unchristliche, schedliche Opinion des ge-
meinen Pöbels sol billig in den Predigten und besu-
chung der Krancken hart gestraffet werden, Damit
die Leute ihre bekerung zu Gott nicht auffschieben
auffs letzte sterbstündlein, welches fehrlich235 ist,
und an irer seligkeit verseumbt werden, Sondern sol-
len je ehe, je lieber mit hertzlicher begirde und emb-
sigem verlang das Sacrament des Leibs unnd Bluts
Jhesu Christi zu sterckung ires Glaubens, zu versi-
cherung der Vergebung aller sünden und zum ein-
gange und ruhesamen schlaffe des ewigen Lebens
erster gelegenheit suchen und fördern, auff das sie
auch bey gutem verstande Christlichen trost und
erinnerung von irem Seelsorger aus Gottes Wort in
sterbensnöten und engsten anhören und sich zum
seligen, frölichen abscheidt von dieser Welt, daran
es alles gelegen ist, recht schicken und bereiden kön-
nen. | Ee3v|
Deßgleichen werden viel Gottlose, sichere236
Leute fast in allen versamblungen der Christen ge-
funden, welche im ruchlosen, Epicurischem wesen
dahin leben lange Jar und zeit, das sie keins wegs
bey gesundem, starcken Leibe gehen zur Predigt
und Tische des Herrn, entweder umb Haß, Neid,
Mordt, Ehebruch, Hurerey und anderer groben,
mutwilligen Sünde willen, darinnen sie wider ihr ge-
236 Unbekümmerte, sorglose.
430
ein Ewiges leben. Denn diese und dergleichen an-
fechtung nicht außbleiben, sondern allwege sich fin-
den und eingegeben werden vom Sathan, der umb
uns hergehet, immerdar als ein brüllender, grimmi-
ger Lewe und sucht, wen er verschlingen mö-
ge234, wenn Gott der Allmechtige einen Menschen
mit Leibs schwacheit heimsucht, wie alle fromme,
trewe Seelsorger inn besuchung der krancken Leute
teglich erfaren.
Wo dieser anfechtung eine oder |Ee2v| mehr befun-
den, sol ein Prediger dawider aus Gottes Wort nach
der gethanen Beicht und gehaltener Communion,
wenn er vom Krancken einen abscheid nemen wil,
gründtlichen bericht thun und geben, so er lust
unnd liebe dazu hat oder leiden kan von schwach-
heit halben, Auff das der schwache in seinen anli-
genden bekümmernissen und leibs schmertzen mit
schönen, ausserlesenen, doch kurtzen, Trostreichen
sprüchen und Psalmen der heiligen Göttlichen
Schrifft gestercket, Auch zu gutem friede, Christli-
cher gedult und hoffnung gestelt und gereitzet wer-
de, Deßgleichen, das er damit, so in Gott nach sei-
nem gnedigen willen und wolgefallen aus diesem Ja-
merthal abfürdern würde, in rechtem Glauben,
tröstlicher bekentniß und warer anruffung des na-
mens Jhesu Christi, in welchs handt sein todt und
leben stehet, sanfft und frölich einschlaffen, vom
Todt zum ewigen Leben dringen und das zugesagte
Veterliche Erbtheil der Himlischen frewde und selig-
keit empfahen und besitzen möge, Wie denn ein je-
der Prediger seinem obligendem Ampt nach, wenn
er Krancken besucht, fleissig (nach den gaben, so
Gott ihm gegeben) zuverrichten schüldig ist, Und
weil jetziger zeit, Gott lob, so viel schöne Trostbüch-
lein von Gelerten Mennern für die Krancken und
sterbende Leute geschrieben und verfasset sind, ist
on not davon weitleufftiger oder mit mehrern wor-
ten zuhandlen.
Es sollen auch die Kirchendiener ihre Zuhörer offt
unnd viel in den Predigten oder sonsten, wo es die
gelegenheit in Heusern bey der Communion der
234 1Petr 5,8.
235 Gefährlich.
Krancken verursachen und geben wird, ernstlich
vermanen, das sie nicht lange das Abend- |Ee3r| mal
Christi zu empfangen in Leibs schwachheit verzie-
hen, Denn einfeltige, gemeine Leute sein der fal-
schen, irrigen meinung und whan, das, wo dieselbige
in Kranckheiten ihren Pfarherrn zu sich fördern und
beruffen, die Beicht sprechen, auch die tröstliche
Absolutio uberkomen und darauff Christi Nachtmal
empfangen, so müssen sie sterben und können nicht
widerümb gesundt werden, Daher denn die Leute
sich des Sacraments vielmals enthalten inn leibs
schwachheit oder, ja, dasselbige zu empfahen, bis
zur letzten stunde des todts sparen, wenn kein mit-
tel der Artzney und Rhat der freunde mehr helffen
wil Oder wenn alle vernunfft und verstand dahin ist
und der Mensche mit dem todte ringet oder kemp-
ffet.
Diese Unchristliche, schedliche Opinion des ge-
meinen Pöbels sol billig in den Predigten und besu-
chung der Krancken hart gestraffet werden, Damit
die Leute ihre bekerung zu Gott nicht auffschieben
auffs letzte sterbstündlein, welches fehrlich235 ist,
und an irer seligkeit verseumbt werden, Sondern sol-
len je ehe, je lieber mit hertzlicher begirde und emb-
sigem verlang das Sacrament des Leibs unnd Bluts
Jhesu Christi zu sterckung ires Glaubens, zu versi-
cherung der Vergebung aller sünden und zum ein-
gange und ruhesamen schlaffe des ewigen Lebens
erster gelegenheit suchen und fördern, auff das sie
auch bey gutem verstande Christlichen trost und
erinnerung von irem Seelsorger aus Gottes Wort in
sterbensnöten und engsten anhören und sich zum
seligen, frölichen abscheidt von dieser Welt, daran
es alles gelegen ist, recht schicken und bereiden kön-
nen. | Ee3v|
Deßgleichen werden viel Gottlose, sichere236
Leute fast in allen versamblungen der Christen ge-
funden, welche im ruchlosen, Epicurischem wesen
dahin leben lange Jar und zeit, das sie keins wegs
bey gesundem, starcken Leibe gehen zur Predigt
und Tische des Herrn, entweder umb Haß, Neid,
Mordt, Ehebruch, Hurerey und anderer groben,
mutwilligen Sünde willen, darinnen sie wider ihr ge-
236 Unbekümmerte, sorglose.
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