21. Mai 2005 | 33
Ich will nicht sagen, daß das samt und sonders belanglose Fragen seien. Sagen
will ich allerdings: In diesen Fragen spiegelt sich, daß das Interesse der Öffentlich-
keit, jedenfalls das Interesse der Medien mit einem Raster von - sehr wenigen —
Relevanzkriterien arbeitet, durch die das, was wir eigentlich tun, glatt hindurchfallt.
So läßt sich die Übersicht über das abgelaufene Geschäftsjahr offenbar nicht ver-
nünftig anlegen.
Soll man den Spieß also einfach umdrehen und unterstellen, daß Sie interes-
sant finden werden, was wir für wichtig halten? Das würde nicht ganz gut zu der
Devise passen, die ich für den heutigen Festtag ausgegeben habe: „Wir nehmen
unsere Gäste wichtiger als uns selbst“. Ich schlage also einen mittleren Weg ein. Ich
habe mich gefragt: Worüber würdest du wünschen etwas zu erfahren, wenn du als
Gast der Akademie hier säßest?
Ich beginne mit em paar Bemerkungen zur Heidelberger Akademie der Wis-
senschaften als Stätte der Forschung. Mein zweites Stichwort lautet: die Heidelber-
ger Akademie als Gelehrtensozietät; mein drittes: die Heidelberger Akademie und
der wissenschaftliche Nachwuchs; und das letzte schließlich: die Akademien und der
Staat.
Die Heidelberger Akademie als Stätte der Forschung: Ich stelle Ihnen exem-
plarisch zwei der 22 Projekte vor, die derzeit unter dem Dach, unter der Verant-
wortlichkeit der Heidelberger Akademie bearbeitet werden, eines, das wir in diesem
Jahr abgeschlossen, und eines, das wir in diesem Jahr begonnen haben. Ein Ende und
ein Anfang — daran soll etwas von unserem wissenschaftlichen Lebensrhythmus sicht-
bar werden. Mit einem kleinen Festakt und Festkongreß haben wir im Februar die
Fertigstellung der Edition der opera omnia des großen spätmittelalterlichen Philoso-
phen Nikolaus Cusanus gefeiert. Fast achtzig Jahre ist an diesem Corpus gearbeitet
worden, natürlich mit Unterbrechungen, wie sie zumal die katastrophenreiche
Geschichte der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts mit sich brachte. Um nur
ein Detail zu nennen: Raymond Klibansky, der in den zwanziger Jahren als junger
Akademieassistent einer der Geburtshelfer für das große Vorhaben war, mußte, kaum
daß man begonnen hatte, 1933 aus Deutschland fliehen. Wir freuen uns, daß die Edi-
tion gerade im Jahr seines 100. Geburtstages, den Klibansky, inzwischen längst einer
der Großen auf seinem Feld, im fernen Kanada feiern wird, ans Ziel gebracht wor-
den ist.
Aber auch wenn die Zeitläufe weniger dramatisch gewesen wären - daß Wis-
senschaft, zumal bei knappen Mitteln, für bestimmte Aufgaben Zeit braucht, ist
nichts, wofür sie sich entschuldigen müßte. Es kommt auf den Ertrag an, freilich
auch, das will ich ausdrücklich betonen, bei klar definierten Projekten, wie sie für das
Akademienprogramm typisch sind, auf die Verläßlichkeit des Fortschreitens auf das
verabredete Ziel hin. Die Cusanus-Edition ist in den letzten Jahrzehnten em Muster
solcher Verläßlichkeit gewesen. Und was den Ertrag angeht: Das Jahrhundertunter-
nehmen hat auch einen Jahrhundertertrag. Er wird Bestand haben, weit, weit in die
Zukunft hinein.
Die Arbeit aufgenommen hat in diesem Jahr die Forschungsstelle „Buddhisti-
sche Steinschriften in China“ unter der Leitung von Professor Ledderose. In diesem
Ich will nicht sagen, daß das samt und sonders belanglose Fragen seien. Sagen
will ich allerdings: In diesen Fragen spiegelt sich, daß das Interesse der Öffentlich-
keit, jedenfalls das Interesse der Medien mit einem Raster von - sehr wenigen —
Relevanzkriterien arbeitet, durch die das, was wir eigentlich tun, glatt hindurchfallt.
So läßt sich die Übersicht über das abgelaufene Geschäftsjahr offenbar nicht ver-
nünftig anlegen.
Soll man den Spieß also einfach umdrehen und unterstellen, daß Sie interes-
sant finden werden, was wir für wichtig halten? Das würde nicht ganz gut zu der
Devise passen, die ich für den heutigen Festtag ausgegeben habe: „Wir nehmen
unsere Gäste wichtiger als uns selbst“. Ich schlage also einen mittleren Weg ein. Ich
habe mich gefragt: Worüber würdest du wünschen etwas zu erfahren, wenn du als
Gast der Akademie hier säßest?
Ich beginne mit em paar Bemerkungen zur Heidelberger Akademie der Wis-
senschaften als Stätte der Forschung. Mein zweites Stichwort lautet: die Heidelber-
ger Akademie als Gelehrtensozietät; mein drittes: die Heidelberger Akademie und
der wissenschaftliche Nachwuchs; und das letzte schließlich: die Akademien und der
Staat.
Die Heidelberger Akademie als Stätte der Forschung: Ich stelle Ihnen exem-
plarisch zwei der 22 Projekte vor, die derzeit unter dem Dach, unter der Verant-
wortlichkeit der Heidelberger Akademie bearbeitet werden, eines, das wir in diesem
Jahr abgeschlossen, und eines, das wir in diesem Jahr begonnen haben. Ein Ende und
ein Anfang — daran soll etwas von unserem wissenschaftlichen Lebensrhythmus sicht-
bar werden. Mit einem kleinen Festakt und Festkongreß haben wir im Februar die
Fertigstellung der Edition der opera omnia des großen spätmittelalterlichen Philoso-
phen Nikolaus Cusanus gefeiert. Fast achtzig Jahre ist an diesem Corpus gearbeitet
worden, natürlich mit Unterbrechungen, wie sie zumal die katastrophenreiche
Geschichte der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts mit sich brachte. Um nur
ein Detail zu nennen: Raymond Klibansky, der in den zwanziger Jahren als junger
Akademieassistent einer der Geburtshelfer für das große Vorhaben war, mußte, kaum
daß man begonnen hatte, 1933 aus Deutschland fliehen. Wir freuen uns, daß die Edi-
tion gerade im Jahr seines 100. Geburtstages, den Klibansky, inzwischen längst einer
der Großen auf seinem Feld, im fernen Kanada feiern wird, ans Ziel gebracht wor-
den ist.
Aber auch wenn die Zeitläufe weniger dramatisch gewesen wären - daß Wis-
senschaft, zumal bei knappen Mitteln, für bestimmte Aufgaben Zeit braucht, ist
nichts, wofür sie sich entschuldigen müßte. Es kommt auf den Ertrag an, freilich
auch, das will ich ausdrücklich betonen, bei klar definierten Projekten, wie sie für das
Akademienprogramm typisch sind, auf die Verläßlichkeit des Fortschreitens auf das
verabredete Ziel hin. Die Cusanus-Edition ist in den letzten Jahrzehnten em Muster
solcher Verläßlichkeit gewesen. Und was den Ertrag angeht: Das Jahrhundertunter-
nehmen hat auch einen Jahrhundertertrag. Er wird Bestand haben, weit, weit in die
Zukunft hinein.
Die Arbeit aufgenommen hat in diesem Jahr die Forschungsstelle „Buddhisti-
sche Steinschriften in China“ unter der Leitung von Professor Ledderose. In diesem