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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2005 — 2006

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I. Das Geschäftsjahr 2005
DOI Kapitel:
Jahresfeier am 21. Mai 2005
DOI Kapitel:
Begrüssung und Bericht des Präsidenten Peter Graf Kielmansegg
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https://doi.org/10.11588/diglit.67593#0022
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21. Mai 2005 | 35

Autonomie getroffen. Bis dahin berief der Großherzog als Protektor die Mitglieder
auf Vorschlag der Akademie. Seither trifft die Akademie ihre Zuwahlentscheidungen
allein und trägt auch allein die Verantwortung für sie.
Nach unserer Satzung müssen alle ordentlichen Mitglieder der Akademie in
Baden-Württemberg residieren. Für beide Klassen ist die Zahl der Mitglieder auf 40
begrenzt, wobei nur die gezählt werden, die das 65. Lebensjahr noch nicht vollendet
haben. Da die Mitglieder der Akademie auf Lebenszeit gewählt werden, liegt die
Zahl der ordentlichen Mitglieder natürlich weit über 80, im Schnitt ist sie etwa dop-
pelt so hoch. Jedes Mitglied ist vorschlagsberechtigt, jede Laudatio muß mindestens
drei Unterschriften tragen, jede Klasse läßt ihre Zuwahlentscheidungen durch eine
Kommission vorbereiten.
Mindestens vier Gesichtspunkte sind zu beachten: Zuerst und vor allem natür-
lich der Rang eines Wissenschaftlers als Wissenschaftler; dann aber auch das Spek-
trum der Fächer — in der Akademie soll es sich in seiner ganzen Breite einigermaßen
ausbalanciert wiederfinden, ohne daß es Quoten gäbe. Die Diskussion darüber,
welche Fächer akademiewürdig seien; ob, um die Sache beim Namen zu nennen,
Praxisnähe akademieuntaughch mache - ein Verdikt, das lange Zeit nicht nur die
Ingenieurwissenschaften, sondern beispielsweise auch die klinische Medizin und die
rechtswissenschaftlichen Kernfacher traf — diese Diskussion ist abgeschlossen. Aber
ihre Spätwirkungen sind in der Struktur der Mitgliedschaft noch auszumachen.
Der dritte Gesichtspunkt: Möglichst alle Universitäten des Landes sollen in der
Akademie vertreten sein und dies ungefähr ihrem Gewicht gemäß. Und der vierte:
Die Akademie braucht Mitglieder, die die Zuwahl nicht wie ein Bundesverdienst-
kreuz in der Schublade Ehrungen ablegen, sondern bereit sind, sich jedenfalls gele-
gentlich für die Akademie zu engagieren. Nimmt man alle vier Gesichtspunkte ernst,
so kann man sich mit dem ständigen Auftrag der Selbstergänzung unmöglich leicht
tun. Das Geschäft wird nicht einfacher dadurch, daß die Akademie mit ihren etwa
150 ordentlichen Mitgliedern das Potential an herausragenden Wissenschaftlern in
diesem wissenschaftsstarken Land mit seinen vielen Universitäten und außeruniver-
sitären Forschungseinrichtungen ganz gewiß nicht ausschöpfen kann. So muß man
das Ergebnis nüchtern einschätzen. So sehr wir uns in unseren Zuwahlentscheidun-
gen auch darum bemühen, unsere Pflicht gegenüber der Institution Akademie zu
erfüllen, mehr als daß die überwiegende Mehrzahl unserer Entscheidungen der
überwiegenden Mehrzahl der Urteilsfähigen als nicht unplausibel erscheinen, wird
schwerlich zu erreichen sein.
Mein drittes Stichwort: die Heidelberger Akademie der Wissenschaften und
der wissenschaftliche Nachwuchs. Unser Nachwuchsprogramm ist mit seiner Leit-
idee, unter dem Dach der Akademie interdisziplinär zusammengesetzte Arbeitsgrup-
pen junger Wissenschaftler zu bilden und auf Zeit zu fordern, zu einem Markenzei-
chen dieser Akademie geworden. Sechs Gruppen arbeiten auf zwei Themenfeldern:
„Gehirn und Geist“ ist das eine benannt, „Die kulturellen Grundlagen der europäi-
schen Einigung“ das andere. Und sie arbeiten gut, wie uns eine Evaluation der Pro-
jekte des ersten Schwerpunktes jüngst bestätigt hat. Ich danke dem Land für seine
Förderung gerade dieses Programms. Und ich danke den Akademiemitgliedern, die
 
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