136 | ANTRITTSREDEN
Antrittsrede von Herrn WOLFGANG P. SCHLEICH
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 16. Juli 2005.
Sehr geehrter Herr Altpräsident,
meine Damen und Herren!
„Nobody can be anybody without somebodies around“.
Dieser oft geäußerte Ausspruch von John Archibald
Wheeler, den man frei als „Erst durch die Wechselwir-
kung mit Kollegen entwickeln wir uns weiter“ über-
setzen könnte, unterstreicht die Notwendigkeit und die
Bedeutung von Universitäten und insbesondere von
wissenschaftlichen Akademien für den Forscher. Lassen
Sie mich Ihnen daher recht herzlich danken, dass Sie
mich in die Heidelberger Akademie aufgenommen und
mir die Gelegenheit gegeben haben, mit Ihnen in Wechselwirkung zu treten und
mich weiterzuentwickeln. Diese Ehrung, die ich auch zugleich als Verpflichtung zur
aktiven Mitarbeit ansehe, hat mich sehr gefreut (und ich werde begeistert an den
Aufgaben der Akademie mitwirken.)
Zugleich möchte ich mich gleich vorweg entschuldigen, wenn ich während
meiner Rede ab und zu in den bayerischen Dialekt abgleite, kann ich doch meine
bayerische Herkunft nicht ganz verleugnen. Geboren wurde ich 1957 in Mühldorf
am Inn, einem Eisenbahnknotenpunkt, etwa 80 km östlich von München. Mein
Vater war bei der Deutschen Bundesbahn beschäftigt, und wir hatten eine Dienst-
wohnung im Mühldorfer Bahnhof, einem Gebäude, das noch aus der Zeit stammte,
als der berühmte Orientexpress über Mühldorf und nicht über Rosenheim fuhr.
Dadurch wurde mir schon von Kindheit an eine Liebe zur Eisenbahn und insbe-
sondere zu Dampfloks geschenkt. Als ich zehn Jahre alt war, wurde mein Vater nach
München versetzt. Meine Gymnasialzeit verbrachte ich am dortigen Klenze-Gym-
nasium in München, einer Schule mit mathematisch-naturwissenschaftlicher Aus-
richtung. Dennoch hatte ich zunächst für die Naturwissenschaften wenig Interesse.
Während der letzten Jahre vor dem Abitur widmete ich meine Freizeit fast aus-
schließlich der Musik. So komponierte ich und dirigierte verschiedene Orchester,
auch trat ich des Öfteren als Stehgeiger in Cafes in München auf. Mein Berufsziel
zu diesem Zeitpunkt war Dirigent und Komponist. Auch konnte ich mir vorstellen,
als Stehgeiger eine Karriere zu machen. Dies stieß verständlicherweise auf
wenig Gegenliebe meines Vaters, der mich eigentlich als Eisenbahner sehen wollte.
Er sah keinerlei Zukunft für einen Stehgeiger. Heute wissen wir, dass dieser Berufs-
zweig doch noch Möglichkeiten bietet, wie es z.B. Herr Andre Rieu eindrucksvoll
beweist.
Nach dem Abitur folgte ich dem Rat meiner Eltern, zunächst einmal Mathe-
matik und Physik für das Lehramt an Gymnasien zu studieren, denn „dann könne
man immer noch nebenbei Musik machen“. Dies tat ich dann auch während der
Antrittsrede von Herrn WOLFGANG P. SCHLEICH
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 16. Juli 2005.
Sehr geehrter Herr Altpräsident,
meine Damen und Herren!
„Nobody can be anybody without somebodies around“.
Dieser oft geäußerte Ausspruch von John Archibald
Wheeler, den man frei als „Erst durch die Wechselwir-
kung mit Kollegen entwickeln wir uns weiter“ über-
setzen könnte, unterstreicht die Notwendigkeit und die
Bedeutung von Universitäten und insbesondere von
wissenschaftlichen Akademien für den Forscher. Lassen
Sie mich Ihnen daher recht herzlich danken, dass Sie
mich in die Heidelberger Akademie aufgenommen und
mir die Gelegenheit gegeben haben, mit Ihnen in Wechselwirkung zu treten und
mich weiterzuentwickeln. Diese Ehrung, die ich auch zugleich als Verpflichtung zur
aktiven Mitarbeit ansehe, hat mich sehr gefreut (und ich werde begeistert an den
Aufgaben der Akademie mitwirken.)
Zugleich möchte ich mich gleich vorweg entschuldigen, wenn ich während
meiner Rede ab und zu in den bayerischen Dialekt abgleite, kann ich doch meine
bayerische Herkunft nicht ganz verleugnen. Geboren wurde ich 1957 in Mühldorf
am Inn, einem Eisenbahnknotenpunkt, etwa 80 km östlich von München. Mein
Vater war bei der Deutschen Bundesbahn beschäftigt, und wir hatten eine Dienst-
wohnung im Mühldorfer Bahnhof, einem Gebäude, das noch aus der Zeit stammte,
als der berühmte Orientexpress über Mühldorf und nicht über Rosenheim fuhr.
Dadurch wurde mir schon von Kindheit an eine Liebe zur Eisenbahn und insbe-
sondere zu Dampfloks geschenkt. Als ich zehn Jahre alt war, wurde mein Vater nach
München versetzt. Meine Gymnasialzeit verbrachte ich am dortigen Klenze-Gym-
nasium in München, einer Schule mit mathematisch-naturwissenschaftlicher Aus-
richtung. Dennoch hatte ich zunächst für die Naturwissenschaften wenig Interesse.
Während der letzten Jahre vor dem Abitur widmete ich meine Freizeit fast aus-
schließlich der Musik. So komponierte ich und dirigierte verschiedene Orchester,
auch trat ich des Öfteren als Stehgeiger in Cafes in München auf. Mein Berufsziel
zu diesem Zeitpunkt war Dirigent und Komponist. Auch konnte ich mir vorstellen,
als Stehgeiger eine Karriere zu machen. Dies stieß verständlicherweise auf
wenig Gegenliebe meines Vaters, der mich eigentlich als Eisenbahner sehen wollte.
Er sah keinerlei Zukunft für einen Stehgeiger. Heute wissen wir, dass dieser Berufs-
zweig doch noch Möglichkeiten bietet, wie es z.B. Herr Andre Rieu eindrucksvoll
beweist.
Nach dem Abitur folgte ich dem Rat meiner Eltern, zunächst einmal Mathe-
matik und Physik für das Lehramt an Gymnasien zu studieren, denn „dann könne
man immer noch nebenbei Musik machen“. Dies tat ich dann auch während der