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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2005 — 2006

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I. Das Geschäftsjahr 2005
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Kühlmann, Wilhelm: Arthur Henkel (13.3.1915 - 4.10.2005)
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Arthur Henkel | 159


ARTHUR HENKEL
(13.3.1915-4.10.2005)

Mit dem Tode Arthur Henkels erlischt die letzte personale Erinnerung an den für
Heidelberg so wichtigen wissenschaftlichen Flügel des George-Kreises. Denn
Henkel hatte im Sommersemester 1938 in Köln noch zu Füßen Max Kommerells
gesessen, wußte zudem in Haltung und Auftreten dieses Vermächtnis durchaus zu
kultivieren. Auch in der Akademie war der Nestor der Heidelberger Germanistik bis
kurz vor seiner schweren Erkrankung präsent, unübersehbar allein schon in der
hochgewachsenen Gestalt, die zu symbolisieren schien, was dieser Gelehrte aus-
strahlte: Souveränität des literaturhistorischen Überblicks, gegründet in klaren Wert-
urteilen, abgesichert von einem Wissen, das anders als manche Schmalbrüstigkeiten
noch über die Erbschaft der abendländischen Kultur verfügte. Nur manchmal deu-
tete ein kurzes Mienenspiel an, daß ihm die Unbedarftheit von Schwadroneuren
Arger emporsteigen ließ. Dabei liebte Henkel keineswegs den schweren Brokatman-
tel des Polyhistors, und sorgfältig achtete er darauf, auch komplizierte Zusammen-
hänge verständlich darzulegen.Verständlich vor allem der Gruppe, die er ansprechen
wollte, der er selbst trotzig angehörte und deren Dezimierung ihm kaum verborgen
geblieben sein dürfte: dem gebildeten Bürgertum.
Henkel wurde in Marburg geboren, ging dort zur Schule und begann 1934 in
Leipzig sein weitgespanntes Studium, das außer der Germanistik vor allem die
Musikwissenschaft, die Philosophie, die Kunstgeschichte und die Skandinavistik
umfaßte. Die folgenden Marburger Studienjahre (1935/36—1940) wurden durch
längere Krankheitsphasen und Kuraufenthalte, auch durch ein Kölner Semester
(1938) unterbrochen. Seinem musikwissenschaftlichen Lehrer Herbert Birtner
folgte Henkel schließlich nach Graz, wo er sich mit einem Thema an der Grenze
von Musikwissenschaft und Germanistik („Die spekulative Musikanschauung des
Novalis“) 1941 promovierte. Eine geplante Habilitation in Marburg wurde, wie
 
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