174 | TÄTIGKEITSBERICHTE
schien, konnte nicht bestätigt werden. Da mit der Lumineszenz-Methode das Alter
des jeweils letzten Feuers bestimmt wird, ist aber eine Nutzung der Grotten in prähi-
storischer Zeit weiterhin nicht ausgeschlossen. Die Ergebnisse der Untersuchungen
wurden am 20.10.2005 auf einer Pressekonferenz in Lemgo der Öffentlichkeit vor-
gestellt. Eine unerwartet hohe Medienresonanz führte zu zahlreichen Beiträgen in
Wissenschaftsmagazinen, überregionalen Tageszeitungen und Hörfunk.
Lumineszenz-Datierung an den Glattjochkapelle
Das Glattjoch befindet sich in 2000 m Höhe innerhalb einer Einsattlung im Haupt-
kamm der Wölzer Tauern. Bei der Glattjochkapelle handelt es sich um ein Bauwerk
in Kraggewölbe-Technik in Trockenbauweise. Diese Bautechnik spiegelt eine lange
Bautradition wieder, deren Anfänge zu den Megalithstrukturen seit dem Neolithi-
kum zurückreichen. Trotz der weltweiten Verbreitung von Kraggewölbsbauten stellt
die zeitliche und damit historische als auch die architektonische Einordnung der
Glattjochkapelle ein Problem dar. Zum Ursprung und zur Funktion der Glattjoch-
kapelle existieren eine Vielzahl von Hypothesen, die jedoch nur sehr bedingt einer
wissenschaftlichen Prüfung bzw. Bearbeitung standhalten können. Die Existenz des
Bauwerkes bzw. ihre Nutzung über die letzten 200 Jahre hinweg als Kapelle ist durch
archäologische Grabungen nachgewiesen, jedoch konnte damit eine Hypothese,
nämlich die der Errichtung der Kapelle durch irische Mönche im Zuge der
Christianisierung zwischen dem 8. und 9. Jh. AD, weder bestätigt noch verworfen
werden.
Mittels OSL-Datierung kann der Errichtungszeitpunkt (letztmalige Belich-
tung der Gesteinsoberflächen) der „Kapelle“ bestimmt und dadurch ihre Bedeutung
oder Stellung innerhalb der bereits seit vorrömischer Zeit über das Joch führenden
Handelsroute nachgezeichnet werden. Auch für die Architekturforschung darf dieses
Beispiel als exemplarisch gelten, da keine der weiteren bekannten Kraggewölbsbau-
ten, insbesondere im europäischen Raum, chronometrisch erfasst sind und eine Ein-
ordnung als neuzeitlich bzw. „archaisch“ bisher nur willkürlich erfolgen kann. Für
die Datierung wurden innerhalb der Kapelle sowie an den sich in der Nähe befind-
lichen Steinkreisen Proben entnommen, im Hinblick auf eine eventuelle zeitliche
Beziehung der Steinkreise zur Kapelle. Bisher erfolgte eine Probenaufbereitung für
die eigentliche Lumineszenzmessung und die Dosimetriebestimmung. Nach abge-
schlossenen und momentan noch laufenden Voruntersuchungen, die der Ermittlung
des optimalen Lumineszenzsignals der einzelnen Proben dienen (Stimulations- und
Detektions-Wellenlänge), kann die eigentliche Datierung beginnen.
Erzeugung von lonenspuren unter natürlichen Bedingungen
In der Natur entstehen lonenspuren durch den radioaktiven Zerfall. Man unter-
scheidet je nach Zerfallsart Spaltspuren, die durch die spontane Uranspaltung ent-
stehen, und AJpha-Rückstoßspuren, die sich beim Alpha-Zerfall des Urans und
Thoriums bilden. Beide Spurenarten werden zur Datierung von archäologischen
und geologischen Materialien eingesetzt. Wichtig zum Verständnis der Langzeitstabi-
schien, konnte nicht bestätigt werden. Da mit der Lumineszenz-Methode das Alter
des jeweils letzten Feuers bestimmt wird, ist aber eine Nutzung der Grotten in prähi-
storischer Zeit weiterhin nicht ausgeschlossen. Die Ergebnisse der Untersuchungen
wurden am 20.10.2005 auf einer Pressekonferenz in Lemgo der Öffentlichkeit vor-
gestellt. Eine unerwartet hohe Medienresonanz führte zu zahlreichen Beiträgen in
Wissenschaftsmagazinen, überregionalen Tageszeitungen und Hörfunk.
Lumineszenz-Datierung an den Glattjochkapelle
Das Glattjoch befindet sich in 2000 m Höhe innerhalb einer Einsattlung im Haupt-
kamm der Wölzer Tauern. Bei der Glattjochkapelle handelt es sich um ein Bauwerk
in Kraggewölbe-Technik in Trockenbauweise. Diese Bautechnik spiegelt eine lange
Bautradition wieder, deren Anfänge zu den Megalithstrukturen seit dem Neolithi-
kum zurückreichen. Trotz der weltweiten Verbreitung von Kraggewölbsbauten stellt
die zeitliche und damit historische als auch die architektonische Einordnung der
Glattjochkapelle ein Problem dar. Zum Ursprung und zur Funktion der Glattjoch-
kapelle existieren eine Vielzahl von Hypothesen, die jedoch nur sehr bedingt einer
wissenschaftlichen Prüfung bzw. Bearbeitung standhalten können. Die Existenz des
Bauwerkes bzw. ihre Nutzung über die letzten 200 Jahre hinweg als Kapelle ist durch
archäologische Grabungen nachgewiesen, jedoch konnte damit eine Hypothese,
nämlich die der Errichtung der Kapelle durch irische Mönche im Zuge der
Christianisierung zwischen dem 8. und 9. Jh. AD, weder bestätigt noch verworfen
werden.
Mittels OSL-Datierung kann der Errichtungszeitpunkt (letztmalige Belich-
tung der Gesteinsoberflächen) der „Kapelle“ bestimmt und dadurch ihre Bedeutung
oder Stellung innerhalb der bereits seit vorrömischer Zeit über das Joch führenden
Handelsroute nachgezeichnet werden. Auch für die Architekturforschung darf dieses
Beispiel als exemplarisch gelten, da keine der weiteren bekannten Kraggewölbsbau-
ten, insbesondere im europäischen Raum, chronometrisch erfasst sind und eine Ein-
ordnung als neuzeitlich bzw. „archaisch“ bisher nur willkürlich erfolgen kann. Für
die Datierung wurden innerhalb der Kapelle sowie an den sich in der Nähe befind-
lichen Steinkreisen Proben entnommen, im Hinblick auf eine eventuelle zeitliche
Beziehung der Steinkreise zur Kapelle. Bisher erfolgte eine Probenaufbereitung für
die eigentliche Lumineszenzmessung und die Dosimetriebestimmung. Nach abge-
schlossenen und momentan noch laufenden Voruntersuchungen, die der Ermittlung
des optimalen Lumineszenzsignals der einzelnen Proben dienen (Stimulations- und
Detektions-Wellenlänge), kann die eigentliche Datierung beginnen.
Erzeugung von lonenspuren unter natürlichen Bedingungen
In der Natur entstehen lonenspuren durch den radioaktiven Zerfall. Man unter-
scheidet je nach Zerfallsart Spaltspuren, die durch die spontane Uranspaltung ent-
stehen, und AJpha-Rückstoßspuren, die sich beim Alpha-Zerfall des Urans und
Thoriums bilden. Beide Spurenarten werden zur Datierung von archäologischen
und geologischen Materialien eingesetzt. Wichtig zum Verständnis der Langzeitstabi-