Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2008
— 2009
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https://doi.org/10.11588/diglit.67591#0035
DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2008
DOI Kapitel:Jahresfeier am 14. Juni 2008
DOI Artikel:Niehrs, Christof: Dialektik der embryonalen Induktion
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.67591#0035
- Umschlag
- Schmutztitel
- Titelblatt
- 5-9 Inhaltsübersicht
- 10-11 Vorstand und Verwaltung der Akademie
- 12-29 Die Mitglieder der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
- 30 Tabula mortuorum
-
31-174
I. Das Geschäftsjahr 2008
- 31-61 Jahresfeier am 14. Juni 2008
- 62-115 Wissenschaftliche Sitzungen
-
69-76
Gesamtsitzung am 26. Januar 2008
-
76-81
Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 25. April 2008
-
81-86
Sitzung der Math.-nat. Klasse am 25. April 2008
- 86-87 Gesamtsizung am 26. April 2008
-
87-90
Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 25. Juli 2008
-
91-94
Sitzung der Math.-nat. Klasse am 25. Juli 2008
- 94-96 Gesamtsitzung am 26. Juli 2008
-
96-100
Sitzung der Phil.-hist. Klasse am 24. Oktober 2008
- 100-101 Sitzung der Math.-nat. Klasse am 24. Oktober 2008
-
101-109
Gesamtsitzung am 25. Oktober 2008
- 110-115 Öffentliche Gesamtsitzung in Tübingen am 13. Dezember 2008
- 116-122 Öffentliche Veranstaltungen
-
123-148
Antrittsreden
-
149-174
Nachrufe
-
175-252
II. Die Forschungsvorhaben
- 175-177 Verzeichnis der Forschungsvorhaben und der Arbeitsstellenleiter
- 178-179 Patristische Kommission
-
180-252
Tätigkeitsberichte
- 180-181 1. Goethe-Wörterbuch (Tübingen)
- 182-187 2. The Role of Culture in Early Expansions of Humans (Frankfurt und Tübingen)
- 187-196 3. Radiometrische Altersbestimmung von Wasser und Sedimenten
- 197-203 4. Weltkarte der tektonischen Spannungen (Karlsruhe)
- 203-204 5. Deutsche Inschriften des Mittelalters
- 205-208 6. Deutsches Rechtswörterbuch
- 209-211 8. Altfranzösisches etymologisches Wörterbuch/DEAF
- 211-213 9. Wörterbuch der altgaskognischen Urkundensprache/DAG
- 213-215 9. Melanchthon-Forschungsstelle
- 216-218 10. Martin Bucers Deutsche Schriften
- 219 11. Luther-Register (Tübingen)
- 220-221 12. Evangelische Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts
- 222-223 13. Europa Humanistica
- 224-226 14. Epigraphische Datenbank römischer Inschriften (EDH)
- 226-228 15. Edition literarischer Keilschriftentexte aus Assur
- 229-231 16. Buddhistische Steinschriften aus China
- 231-232 17. Année Philologique
- 233-234 18. Lexikon der antiken Kulte und Riten (Heidelberg/Würzburg)
- 234-244 19. Felsbilder und Inschriften am Katakorum-Highway
- 244-245 20. Geschichte der südwestdeutschen Hofmusik im 18. Jahrhundert
- 246-248 21. Nietzsche-Kommentar (Freiburg)
- 249-252 Der Akademie zugeordnete Forschungsvorhaben
- 253-322 III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
- 323 IV. Gesamthaushalt 2008 der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
- Umschlag
- Maßstab/Farbkeil
48
JAHRESFEIER
Abbildung 7: Allgemeines Schema von embryonalen Induktionsketten
Zwei Zelltypen (A, B) treten in Wechselwirkung und an ihrer Grenzfläche entsteht aus einem der
beiden ein dritter Zelltyp (C). Dieser tritt seinerseits in Wechselwirkung mit den beiden ursprüng-
lichen und an den Grenzflächen entstehen jeweils neue Zelltypen. Induktionsketten zeigen forma-
le Ähnlichkeit zur hierarchischen Gliederung im dialektischen Weltbild.
vate der Neuralplatte und der Epidermis sind. Der Augenbecher, so konnte Spemann
durch eine Serie von Transplantationsexperimenten zeigen, induziert in der Epider-
mis die Linse, so dass beide ein harmonisches Ganzes bilden (Spemann, 1968). Die
Linse wiederum induziert im darüber liegenden Ektoderm die Hornhaut. Der
Augenbecher ist als neurales Gewebe jedoch selbst durch Induktion vermittels des
Spemann Organisators entstanden. Der Augenbecher lässt sich daher nach Spemann
als Induktor zweiter Ordnung bezeichnen. Die Linse, welche die Hornhaut indu-
ziert, wäre demnach ein Induktor dritter Ordnung. Man kann sich daher die
embryonale Entwicklung als Induktionsketten vorstellen, deren Glieder die Induk-
toren oder Organisatoren höherer Ordnung sind.
Wir können das Prinzip der Induktion nun verallgemeinern. Zwei Gewebety-
pen treten miteinander in Wechselwirkung und an Ihrer Grenzfläche entsteht als
Ergebnis ein neuer Zelltyp. Der neue Zelltyp tritt seinerseits in Wechselwirkung mit
angrenzenden Geweben. Als Ergebnis dieser neuen Wechselwirkung bilden sich
durch Induktion wieder neue Zelltypen und so fort. Man kann die Entwicklung
daher als eine Kette von Induktionsprozessen ansehen (Abb. 7). Genau wie im
Froschkeim finden auch bei höheren Wirbeltieren solche Induktionsketten statt. Der
JAHRESFEIER
Abbildung 7: Allgemeines Schema von embryonalen Induktionsketten
Zwei Zelltypen (A, B) treten in Wechselwirkung und an ihrer Grenzfläche entsteht aus einem der
beiden ein dritter Zelltyp (C). Dieser tritt seinerseits in Wechselwirkung mit den beiden ursprüng-
lichen und an den Grenzflächen entstehen jeweils neue Zelltypen. Induktionsketten zeigen forma-
le Ähnlichkeit zur hierarchischen Gliederung im dialektischen Weltbild.
vate der Neuralplatte und der Epidermis sind. Der Augenbecher, so konnte Spemann
durch eine Serie von Transplantationsexperimenten zeigen, induziert in der Epider-
mis die Linse, so dass beide ein harmonisches Ganzes bilden (Spemann, 1968). Die
Linse wiederum induziert im darüber liegenden Ektoderm die Hornhaut. Der
Augenbecher ist als neurales Gewebe jedoch selbst durch Induktion vermittels des
Spemann Organisators entstanden. Der Augenbecher lässt sich daher nach Spemann
als Induktor zweiter Ordnung bezeichnen. Die Linse, welche die Hornhaut indu-
ziert, wäre demnach ein Induktor dritter Ordnung. Man kann sich daher die
embryonale Entwicklung als Induktionsketten vorstellen, deren Glieder die Induk-
toren oder Organisatoren höherer Ordnung sind.
Wir können das Prinzip der Induktion nun verallgemeinern. Zwei Gewebety-
pen treten miteinander in Wechselwirkung und an Ihrer Grenzfläche entsteht als
Ergebnis ein neuer Zelltyp. Der neue Zelltyp tritt seinerseits in Wechselwirkung mit
angrenzenden Geweben. Als Ergebnis dieser neuen Wechselwirkung bilden sich
durch Induktion wieder neue Zelltypen und so fort. Man kann die Entwicklung
daher als eine Kette von Induktionsprozessen ansehen (Abb. 7). Genau wie im
Froschkeim finden auch bei höheren Wirbeltieren solche Induktionsketten statt. Der