126 | ANTRITTSREDEN
vielen gar als unlesbar bezeichnete millennialistische Traktate von Predigern, die
ihren Kirchengemeinden exakt das Jahr der Errichtung des tausendjährigen Gottes-
reiches aus den apokalyptischen Schriften abzuleiten versuchten.
Gerne verlasse ich auch die oft begangenen Pfade der sogenannten Höhen-
kammliteratur, die zu einer solchen ja ohnedies erst infolge der Erkenntnisinteressen
späterer Zeiten wurde. Auf den Spuren vermeintlich entlegener, aber im zeitgenös-
sischen Geistesleben ausgesprochen wirkmächtiger Denker gilt es, Gegenmodellen
und den verworfenen Alternativen des Denkens nachzuspüren und Kultur als einen
Raum unzähliger miteinander konkurrierender und nicht notwendig immer ein-
ander antwortender Stimmen erfahrbar zu machen.
Ein letzter Punkt, der sich an das gerade Gesagte anschließt: Wissenschaft, so
ein Credo, dem ich mich uneingeschränkt verpflichtet fühle, muss sich erfahrbar
machen, muss sich mitteilen — neben einer akademischen und mitunter außeruni-
versitären Öffentlichkeit — vor allem unseren Studierenden. Ich hoffe, dass ich die
Leidenschaft, die ich bei von mir geschätzten akademischen Lehrern vor vielen Jah-
ren erfahren durfte, meinen eigenen Studierenden noch in vielen Lehrveranstaltun-
gen weitergeben kann. In der Lehre geht es mir dabei nicht primär um die Vermitt-
lung von Wissensbeständen, sondern um Vernetzungswissen und ganz gewiss auch
um die Weitervermittlung der eigenen curiositas, die auf das Erkunden jener transhi-
storischen Formationen der Weltaneignung gerichtet ist, die Kultur erst stiften.
Lassen Sie mich Ihnen abschließend erneut für das mir durch die Wahl erwie-
sene Vertrauen sehr herzlich danken. Ich freue mich auf die künftige Arbeit in der
Akademie.
vielen gar als unlesbar bezeichnete millennialistische Traktate von Predigern, die
ihren Kirchengemeinden exakt das Jahr der Errichtung des tausendjährigen Gottes-
reiches aus den apokalyptischen Schriften abzuleiten versuchten.
Gerne verlasse ich auch die oft begangenen Pfade der sogenannten Höhen-
kammliteratur, die zu einer solchen ja ohnedies erst infolge der Erkenntnisinteressen
späterer Zeiten wurde. Auf den Spuren vermeintlich entlegener, aber im zeitgenös-
sischen Geistesleben ausgesprochen wirkmächtiger Denker gilt es, Gegenmodellen
und den verworfenen Alternativen des Denkens nachzuspüren und Kultur als einen
Raum unzähliger miteinander konkurrierender und nicht notwendig immer ein-
ander antwortender Stimmen erfahrbar zu machen.
Ein letzter Punkt, der sich an das gerade Gesagte anschließt: Wissenschaft, so
ein Credo, dem ich mich uneingeschränkt verpflichtet fühle, muss sich erfahrbar
machen, muss sich mitteilen — neben einer akademischen und mitunter außeruni-
versitären Öffentlichkeit — vor allem unseren Studierenden. Ich hoffe, dass ich die
Leidenschaft, die ich bei von mir geschätzten akademischen Lehrern vor vielen Jah-
ren erfahren durfte, meinen eigenen Studierenden noch in vielen Lehrveranstaltun-
gen weitergeben kann. In der Lehre geht es mir dabei nicht primär um die Vermitt-
lung von Wissensbeständen, sondern um Vernetzungswissen und ganz gewiss auch
um die Weitervermittlung der eigenen curiositas, die auf das Erkunden jener transhi-
storischen Formationen der Weltaneignung gerichtet ist, die Kultur erst stiften.
Lassen Sie mich Ihnen abschließend erneut für das mir durch die Wahl erwie-
sene Vertrauen sehr herzlich danken. Ich freue mich auf die künftige Arbeit in der
Akademie.