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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2008 — 2009

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I. Das Geschäftsjahr 2008
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Antrittsreden
DOI Artikel:
Engler, Bernd: Antrittsrede vom 26. Januar 2008
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https://doi.org/10.11588/diglit.67591#0113
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126 | ANTRITTSREDEN

vielen gar als unlesbar bezeichnete millennialistische Traktate von Predigern, die
ihren Kirchengemeinden exakt das Jahr der Errichtung des tausendjährigen Gottes-
reiches aus den apokalyptischen Schriften abzuleiten versuchten.
Gerne verlasse ich auch die oft begangenen Pfade der sogenannten Höhen-
kammliteratur, die zu einer solchen ja ohnedies erst infolge der Erkenntnisinteressen
späterer Zeiten wurde. Auf den Spuren vermeintlich entlegener, aber im zeitgenös-
sischen Geistesleben ausgesprochen wirkmächtiger Denker gilt es, Gegenmodellen
und den verworfenen Alternativen des Denkens nachzuspüren und Kultur als einen
Raum unzähliger miteinander konkurrierender und nicht notwendig immer ein-
ander antwortender Stimmen erfahrbar zu machen.
Ein letzter Punkt, der sich an das gerade Gesagte anschließt: Wissenschaft, so
ein Credo, dem ich mich uneingeschränkt verpflichtet fühle, muss sich erfahrbar
machen, muss sich mitteilen — neben einer akademischen und mitunter außeruni-
versitären Öffentlichkeit — vor allem unseren Studierenden. Ich hoffe, dass ich die
Leidenschaft, die ich bei von mir geschätzten akademischen Lehrern vor vielen Jah-
ren erfahren durfte, meinen eigenen Studierenden noch in vielen Lehrveranstaltun-
gen weitergeben kann. In der Lehre geht es mir dabei nicht primär um die Vermitt-
lung von Wissensbeständen, sondern um Vernetzungswissen und ganz gewiss auch
um die Weitervermittlung der eigenen curiositas, die auf das Erkunden jener transhi-
storischen Formationen der Weltaneignung gerichtet ist, die Kultur erst stiften.
Lassen Sie mich Ihnen abschließend erneut für das mir durch die Wahl erwie-
sene Vertrauen sehr herzlich danken. Ich freue mich auf die künftige Arbeit in der
Akademie.
 
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