1. Flandern und die vita religiosa | 27
1.2. Flandern und Cluny
In der Forschung wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass Cluny und die
sogenannte »cluniazensische Reform« in der Grafschaft Flandern aber auch in den
benachbarten Gegenden sehr spät Fuß fassten.40 Zudem fiel auf, dass sich vor allem
in Flandern die »cluniazensische Reform« wohl vornehmlich auf den spirituellen
Bereich beschränkte und nicht mit einer rechtlichen Eingliederung in die Clunia-
censis ecclesia einherging.41 Milis bemerkt hierzu: »The reason for this lay in the
occurrence of a number of Lotharingian and hence, as it were, autochtonous, mo-
vements, which had previously been purged in religious matters« und meint damit
die beiden vorausgegangenen großen »Klosterreformen« Gerhards von Brogne und
Richards von Saint-Vanne.42 Wie bereits diese beiden »Reformbewegungen« habe
auch jene von Cluny in der Tradition der gräflichen Klosterpolitik gestanden.43
Seit Heinrich Sproemberg wird die »cluniazensische Reform« in Flandern in
zwei »Reformwellen« eingeteilt. Die erste Welle habe ihren Ausgang von der be-
deutenden gräflichen Abtei von Saint-Bertin in Sithiu genommen. Diese Gemein-
schaft wurde 1099/1100 vom Grafenhaus Cluny zur »Reform« übergeben und als
assoziierte Abtei in den cluniazensischen Klosterverband eingegliedert.44 In den fol-
genden Jahren wurden ausgehend von dieser Abtei zahlreiche Gemeinschaften einer
»Reform« unterzogen. In der Forschung galt Saint-Bertin somit als ein wichtiges
40 G. Berings, Artikel »Flandern. Kirchengeschichte«, Sp. 530; Ders., Artikel »Cluny. Flandern«, Sp. 2182:
»Die cuniazensische Reform in Flandern ist durch eine erst spät einsetzende und besondere Entwick-
lung gekennzeichnet.«; ebenso L. Milis, The Chuch in the Low Countries, S. 96. Die »cluniazensische
Reform« in Flandern wurde in mehreren Arbeiten behandelt: E. Sabbe, La reforme clunisienne, H.
Sproemberg, Alvisus; E. de Moreau, Histoire de l’Eglise en Belgique, Bd. 2, S. 177-193; B. Delmaire, Le
diocese d’Arras, S. 206-208; G. Declercq, Van >Renovatio ordinis< tot >Traditio romana<; zur Diözese
Therouanne J. P. Gerzaguet, Crise, reforme et renouveau; zum benachbarten Lothringen und Hennegau
vgl. A. M. Helvetius, Aspects de l’influence de Cluny; J. Stiennon, Cluny et Saint-Trond; einen Überblick
bietet auch P. J. de Grieck, De Benedictijnse geschiedschrijving, S. 66-72.
41 D. Poeck, Cluniacensis ecclesia, S. 91-104; G. Berings, Artikel »Cluny. Flandern«, Sp. 2182: »Es handelte
sich also eher um eine strenge Reform der Observanz als um direkte Affiliation flandrischer Abteien an
Cluny.«
42 L. Milis, The Church in the Low Countries, S. 96; ebenso G. Berings, Artikel »Flandern. Kirchenge-
schichte«, Sp. 530: »Erst um die Mitte des 10. Jahrhunderts setzte auf Initiative des Grafen Arnulf I. und
unter spiritueller Leitung Gerhards von Brogne eine durchgreifende Reform [...] ein [...], der noch wei-
tere Reformen folgten, so die von Richard von Saint-Vanne (1004-46), welche in den flandrischen Klös-
tern so erfolgreiche Erneuerungen durchführte, daß die cluniazensische Reformbewegung hier erst spät
und nur in begrenztem Umfang Fuß fassen konnte.«; G. Berings, Artikel »Cluny. Flandern«, Sp. 2182;
auch Halfinger, Gorze-Kluny, S. 473 -474 sieht den »erbitterten Abwehrkampf« der flandrischen Abteien
in der vorausgegangenen »lothringischen Reform«. Ebenfalls in dieser Tradition steht S. Vanderputten,
Identite collective et memoire des reformes.
43 L. Milis, The Church in the Low Countries, S. 97; H. Sproemberg. Alvisus, S. 90.
44 Zur correctio von Saint-Bertin vgl. H. Sproemberg, Alvisus, S. 31-97; E. Sabbe, La reforme clunisienne;
J. M. de Smet, Quand Robert II confia-t-il?; A. Kohnle, Abt Hugo von Cluny, S. 186-191; D. Poeck,
Cluniacensis ecclesia, S. 91-104; J. P. Gerzaguet, Crise, reforme et renouveau, S. 58-62.
1.2. Flandern und Cluny
In der Forschung wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass Cluny und die
sogenannte »cluniazensische Reform« in der Grafschaft Flandern aber auch in den
benachbarten Gegenden sehr spät Fuß fassten.40 Zudem fiel auf, dass sich vor allem
in Flandern die »cluniazensische Reform« wohl vornehmlich auf den spirituellen
Bereich beschränkte und nicht mit einer rechtlichen Eingliederung in die Clunia-
censis ecclesia einherging.41 Milis bemerkt hierzu: »The reason for this lay in the
occurrence of a number of Lotharingian and hence, as it were, autochtonous, mo-
vements, which had previously been purged in religious matters« und meint damit
die beiden vorausgegangenen großen »Klosterreformen« Gerhards von Brogne und
Richards von Saint-Vanne.42 Wie bereits diese beiden »Reformbewegungen« habe
auch jene von Cluny in der Tradition der gräflichen Klosterpolitik gestanden.43
Seit Heinrich Sproemberg wird die »cluniazensische Reform« in Flandern in
zwei »Reformwellen« eingeteilt. Die erste Welle habe ihren Ausgang von der be-
deutenden gräflichen Abtei von Saint-Bertin in Sithiu genommen. Diese Gemein-
schaft wurde 1099/1100 vom Grafenhaus Cluny zur »Reform« übergeben und als
assoziierte Abtei in den cluniazensischen Klosterverband eingegliedert.44 In den fol-
genden Jahren wurden ausgehend von dieser Abtei zahlreiche Gemeinschaften einer
»Reform« unterzogen. In der Forschung galt Saint-Bertin somit als ein wichtiges
40 G. Berings, Artikel »Flandern. Kirchengeschichte«, Sp. 530; Ders., Artikel »Cluny. Flandern«, Sp. 2182:
»Die cuniazensische Reform in Flandern ist durch eine erst spät einsetzende und besondere Entwick-
lung gekennzeichnet.«; ebenso L. Milis, The Chuch in the Low Countries, S. 96. Die »cluniazensische
Reform« in Flandern wurde in mehreren Arbeiten behandelt: E. Sabbe, La reforme clunisienne, H.
Sproemberg, Alvisus; E. de Moreau, Histoire de l’Eglise en Belgique, Bd. 2, S. 177-193; B. Delmaire, Le
diocese d’Arras, S. 206-208; G. Declercq, Van >Renovatio ordinis< tot >Traditio romana<; zur Diözese
Therouanne J. P. Gerzaguet, Crise, reforme et renouveau; zum benachbarten Lothringen und Hennegau
vgl. A. M. Helvetius, Aspects de l’influence de Cluny; J. Stiennon, Cluny et Saint-Trond; einen Überblick
bietet auch P. J. de Grieck, De Benedictijnse geschiedschrijving, S. 66-72.
41 D. Poeck, Cluniacensis ecclesia, S. 91-104; G. Berings, Artikel »Cluny. Flandern«, Sp. 2182: »Es handelte
sich also eher um eine strenge Reform der Observanz als um direkte Affiliation flandrischer Abteien an
Cluny.«
42 L. Milis, The Church in the Low Countries, S. 96; ebenso G. Berings, Artikel »Flandern. Kirchenge-
schichte«, Sp. 530: »Erst um die Mitte des 10. Jahrhunderts setzte auf Initiative des Grafen Arnulf I. und
unter spiritueller Leitung Gerhards von Brogne eine durchgreifende Reform [...] ein [...], der noch wei-
tere Reformen folgten, so die von Richard von Saint-Vanne (1004-46), welche in den flandrischen Klös-
tern so erfolgreiche Erneuerungen durchführte, daß die cluniazensische Reformbewegung hier erst spät
und nur in begrenztem Umfang Fuß fassen konnte.«; G. Berings, Artikel »Cluny. Flandern«, Sp. 2182;
auch Halfinger, Gorze-Kluny, S. 473 -474 sieht den »erbitterten Abwehrkampf« der flandrischen Abteien
in der vorausgegangenen »lothringischen Reform«. Ebenfalls in dieser Tradition steht S. Vanderputten,
Identite collective et memoire des reformes.
43 L. Milis, The Church in the Low Countries, S. 97; H. Sproemberg. Alvisus, S. 90.
44 Zur correctio von Saint-Bertin vgl. H. Sproemberg, Alvisus, S. 31-97; E. Sabbe, La reforme clunisienne;
J. M. de Smet, Quand Robert II confia-t-il?; A. Kohnle, Abt Hugo von Cluny, S. 186-191; D. Poeck,
Cluniacensis ecclesia, S. 91-104; J. P. Gerzaguet, Crise, reforme et renouveau, S. 58-62.