3. Die Veränderungen durch die correctio | 137
Saint-Omer nach Clairvaux veranschaulicht, auch durchaus Spannungen aufwies.589
In gleich mehreren Briefen brachte der Abt von Clairvaux allerdings auch seinen
tiefen Dank und seine Verehrung für die Mönche von Sithiu zum Ausdruck. Der
Grund hierfür lag in den Hilfestellungen, die Leonius und seine Brüder der 1140
gegründeten Zisterzienserabtei von Clairmarais zuteil werden ließen.590 Die klei-
ne Gemeinschaft, die in den Sümpfen von Saint-Omer gelegen war, hatte offenbar
»durch die ungesunde Luft, die Gezeiten und häufige Überschwemmungen« einen
äußerst schwierigen Anfang.591
3.2.3. Liturgische Veränderungen
Dass der ordo cluniacensis in Saint-Bertin auch über den Konflikt mit Cluny hinaus
eine gewisse Rolle spielte, zeigt eine Passage aus der Continuatio der Gesta Simons.
Für das Jahr 1154 wird berichtet, dass der Abt der Gemeinschaft angeordnet habe,
das Weihnachtsfest besonders feierlich begehen zu wollen. Deswegen habe er fest-
gelegt, dass man ausgewählte Responsorien singen möge, dass aber einige, die der
ordo cluniacensis vorgab, weggelassen werden sollten.592 Diese kleine Passage ist
von besonderem Interesse, zeigt sie doch zwei Dinge: Zum einen belegt sie, dass der
ordo cluniacensis in Saint-Bertin im liturgischen Bereich zur Anwendung gekom-
men war. Zum anderen zeigt diese Passage, dass eben dieser Ordo noch Jahre nach
der Beilegung des Konflikts mit Cluny in Gebrauch war und erst nach und nach
durch andere liturgische Gesänge ergänzt oder ersetzt wurde.
589 Bernhard von Clairvaux, Opera, Bd. 8, ep. 382, S. 346-348.
590 Bernhard von Clairvaux, Opera, Bd. 8, ep. 383, ep. 384, S. 349-351; zur Abtei von Clairmarais vgl.
H. Tribout de Morembert, Les origines de l’abbaye de Clairmarais; J. E Nieus, L’abbaye cistercienne de
Clairmarais, der die Beziehungen der Gemeinschaft mit den Grafen von Saint-Pol beleuchtet.
591 Vgl. dazu Bernhard von Clairvaux, Sämtliche Werke, S. 1193; Gastaldelli verweist auf ep. 548 (ebd.,
S. 1048-1049 und Anm. auf S. 1238-1239), den er der Abtei von Clairmarais zuschreibt.
592 Continuatio, Gesta, c. 9, S. 665: »[...] constituit idem abbas hoc festum de cetero ut diem natalis Domini
debere sollemniter celebrari, electis ad decorandum festum dulcioris armonie responsoriis, et quibus-
dam, que Cluniacensis ordo decantaverat, pretermissis.«
Saint-Omer nach Clairvaux veranschaulicht, auch durchaus Spannungen aufwies.589
In gleich mehreren Briefen brachte der Abt von Clairvaux allerdings auch seinen
tiefen Dank und seine Verehrung für die Mönche von Sithiu zum Ausdruck. Der
Grund hierfür lag in den Hilfestellungen, die Leonius und seine Brüder der 1140
gegründeten Zisterzienserabtei von Clairmarais zuteil werden ließen.590 Die klei-
ne Gemeinschaft, die in den Sümpfen von Saint-Omer gelegen war, hatte offenbar
»durch die ungesunde Luft, die Gezeiten und häufige Überschwemmungen« einen
äußerst schwierigen Anfang.591
3.2.3. Liturgische Veränderungen
Dass der ordo cluniacensis in Saint-Bertin auch über den Konflikt mit Cluny hinaus
eine gewisse Rolle spielte, zeigt eine Passage aus der Continuatio der Gesta Simons.
Für das Jahr 1154 wird berichtet, dass der Abt der Gemeinschaft angeordnet habe,
das Weihnachtsfest besonders feierlich begehen zu wollen. Deswegen habe er fest-
gelegt, dass man ausgewählte Responsorien singen möge, dass aber einige, die der
ordo cluniacensis vorgab, weggelassen werden sollten.592 Diese kleine Passage ist
von besonderem Interesse, zeigt sie doch zwei Dinge: Zum einen belegt sie, dass der
ordo cluniacensis in Saint-Bertin im liturgischen Bereich zur Anwendung gekom-
men war. Zum anderen zeigt diese Passage, dass eben dieser Ordo noch Jahre nach
der Beilegung des Konflikts mit Cluny in Gebrauch war und erst nach und nach
durch andere liturgische Gesänge ergänzt oder ersetzt wurde.
589 Bernhard von Clairvaux, Opera, Bd. 8, ep. 382, S. 346-348.
590 Bernhard von Clairvaux, Opera, Bd. 8, ep. 383, ep. 384, S. 349-351; zur Abtei von Clairmarais vgl.
H. Tribout de Morembert, Les origines de l’abbaye de Clairmarais; J. E Nieus, L’abbaye cistercienne de
Clairmarais, der die Beziehungen der Gemeinschaft mit den Grafen von Saint-Pol beleuchtet.
591 Vgl. dazu Bernhard von Clairvaux, Sämtliche Werke, S. 1193; Gastaldelli verweist auf ep. 548 (ebd.,
S. 1048-1049 und Anm. auf S. 1238-1239), den er der Abtei von Clairmarais zuschreibt.
592 Continuatio, Gesta, c. 9, S. 665: »[...] constituit idem abbas hoc festum de cetero ut diem natalis Domini
debere sollemniter celebrari, electis ad decorandum festum dulcioris armonie responsoriis, et quibus-
dam, que Cluniacensis ordo decantaverat, pretermissis.«