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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0262
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4. Veränderungen in den Besitz- und Herrschaftsstrukturen

4.1. Die Lage der Abtei und ihrer Besitzungen
Die Besitzverhältnisse der Abtei von Marchiennes lassen sich vor allem anhand der
überlieferten Urkunden und anhand des Polyptychons fassen. Während letzteres
allerdings eher den Besitzanspruch des Klosters widerspiegelt, lassen die Urkunden
eher auf den tatsächlichen Besitz des Klosters schließen.
Für die Zeit vor 1100 zählt Delmaire lediglich sieben Urkunden, darunter eine
Urkunde Karls des Kahlen aus dem Jahr 877, in der die mensa conventualis be-
schrieben wird und eine Urkunde Graf Balduins V., in der dieser den gesamten in
der Grafschaft Flandern gelegenen Besitz des Klosters bestätigte.1076 Eine Bestäti-
gungsurkunde Papst Calixts II. gibt schließlich Auskunft über den Besitzstand des
Klosters im Jahr 1123.1077
Aus diesen Urkunden lässt sich ein recht genaues Bild der Besitzungen des Klos-
ters zeichnen. Nach Platelle verteilten sich diese auf drei Gegenden, nämlich den
unmittelbaren Umkreis des Klosters, die Gegend der La Bassee, am Rande der Kas-
tellanei von Lille, und den Ostrevent.1078 In erster Linie handelt es sich dabei um
den Besitz von ganzen Dörfern und die damit verbundenen Abgaben, aber auch um
an der Scarpe gelegene Gewässer, Sümpfe und Wälder.1079 Dazu kommen Kirchen
und zahlreiche Altäre, die hauptsächlich der mensa abbatialis zugeschlagen wur-
den.1080 Delmaire stellt fest, dass das Kloster im Lauf des 12. Jahrhunderts keine
nennenswerten Schenkungen und Neuerwerbungen zu verzeichnen hatte.1081 Die
1076 B. Delmaire, L’histoire-polyptyque, S. 44; zur Urkunde Karls des Kahlen vgl. Recueil des actes de
Charles le Chauve, Bd. 2, D 435, S. 473-475; zur Urkunde Balduins V. vgl. B. Delmaire, Histoire-
Polyptyque, D 1, S. 97-99.
1077 Zu dieser Urkunde und ihrer zweiten, gefälschten Version vgl. M. P. Pietresson de Saint-Aubin, Une
bulle fausse.
1078 H. Platelle, Crime et chätiment, S. 166 liefert zudem eine Karte (S. 167). Ebenso B. Delmaire, L’histoire
polyptyque, S. 44-45.
1079 Es handelt sich um folgende Orte: Marchiennes, Hamage, Aines, Tilloy, Wandignies, Beuvry en Peve-
le, Ronchin en Melantois, Gouy, Sailly, Abscon, Erre en Ostrevant, Haisnes, Lorgies, Ligny-le-Petit,
Mazingarbe, Boiry-Sainte-Rictrude en Artois, Teile der Dörfer von Auchy in der La Bassee, von Bou-
vignies und von Saudemont und schließlich die entfernten Dörfer Battignies, Reninge und Vregny.
Vgl. dazu B. Delmaire, L’histoire-polyptyque, S. 45.
1080 Eine detaillierte Auflistung sämtlicher Altäre des Klosters liefert eine Urkunde Bischof Lamberts von
Arras vom 2. März 1103: B. M. Tock, Les chartes des eveques d’Arras, D 9, S. 15-17. Es handelt sich
um die Altäre von Lorgies, Auchy, Mazingarbe, Haisnes, Boiry, Aniche, Abscon und Hamage; nach
1103 zudem Gouy und Sailly. B. Delmaire, L’histoire-polyptyque, S. 45.
1081 B. Delmaire, L’histoire-polyptyque, S. 45.
 
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