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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0359
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2. Die restauratio der Abtei von Saint-Martin (1092-1105) | 355

2.5. Odo als Bischof von Cambrai 1105-1113
Die Wahl Odos zum Bischof von Cambrai ist nur in ihrem weiteren Kontext zu
verstehen. Seit 1093 stritten sich zwei Kandidaten um den Bischofsstuhl von Cam-
brai: zum einen Walcher, der die Unterstützung Heinrichs IV. und eines Großteils
des Kapitels genoss;1426 zum anderen Manasses von Soissons, der der Kirchenre-
form zugewandt war, allerdings kaum Unterstützung fand.1427 Da sich Manasses
aber nicht langfristig in Cambrai halten konnte, versetzte ihn Papst Paschalis II.
1103 nach Soissons und beauftragte Erzbischof Manasses von Reims damit, einen
geeigneten Mann zum Bischof von Cambrai zu wählen. Am 29. Juni 1105 fiel auf
einem Konzil in Reims die Wahl auf Odo, den Abt von Saint-Martin. Wieso dieser
Charismatiker und Intellektuelle, der nur wenig mit weltlichen Angelegenheiten zu
tun haben wollte, zum Bischof von Cambrai gewählt wurde, ist unklar. Eine Er-
klärung läge darin, dass Odo genauso wie sein Gegner Walcher aus der Familie der
Avesnes stammte und man sich dadurch eine Beilegung des Konflikts erhoffte.1428
Da Walcher sich aber weiterhin in Cambrai behaupten konnte und die Unter-
stützung Heinrichs IV. und ab 1106 seines Sohns Heinrichs V. genoss, blieb Odo
der Einlass in seine Bischofsstadt verwehrt. Die Chronik von Saint-Andre du Ca-
teau und Odo selbst berichten zudem, dass er es abgelehnt habe, die Investitur von
Heinrich IV. zu empfangen.1429 Hermann von Tournai weiß zu berichten, dass Odo
daher nach Saint-Martin zurückkehrte und von dort aus ein Jahr lang sein Amt
ausübte.1430 Mitte oder Ende des Jahres 1106 scheint Odo schließlich der Einzug
non sine damno totius nostrae congregationis nobis ablatus est [...].« Zur Weihe Odos am 2. Juli 1105
vgl. I. M. Resnick, Odo of Cambrai and the Investiture Crisis, S. 92.
1426 Walcher gehörte zur Familie der Avesnes und übte ab 1086 das Amt des Archidiakons von Brabant von
der Stadt Tournai aus. Vgl. dazu I. M. Resnick, Odo of Cambrai and the Investiture Crisis, S. 87-88.
1427 Manasses wurde im Juli 1096 unter dem Schutz Graf Roberts II. von Flandern geweiht. Erst 1097
konnte er für kurze Zeit in seine Bischofsstadt einziehen. Vgl. dazu I. M. Resnick, Odo of Cambrai
and the Investiture Crisis, S. 89.
1428 I. M. Resnick, Odo of Cambrai and the Investiture Crisis, S. 92; Resnick hält es für durchaus möglich,
dass Odos Namen durch einen gewissen Archidiakon namens Tetbert zur Wahl vorgebracht wurde.
Dieser Tetbert wird später nämlich Mönche in Saint-Martin (Hermann, Liber, c. 86, S. 141); dazu Ders.,
S. 91, Anm. 45.
1429 Chronicon S. Andreae Castri Cameracensi, III, c. 22, S. 545: »Sed quia donum ab imperatore propter
excommunicatione, quaerere nolebat, intrare in civitatem minime licebat.« Odo, De blasphemia in
spiritum sanctum, Sp. 1111-1112: »Erat enim mihi tune Aquicinotus dulce refugium exsilii mei, quia
potestate regia pellebar a sede Cameracensi, quod virgam et annulum, quae consecratus ab Ecclesia
acceperam, dono imperatoris herum accipere non aquiescebam.«
1430 Hermann, Liber, c. 81, S. 135: »Vix tarnen octo dies transierant et rursum nobis quedam redditur conso-
latio, quoniam ipse rebellante ac resistente Galchero episcopo pacifice ingredi non valens Cameracum
urbem, rursum nobis ab archiepiscopo remittitur et per annum integrum nobiscum demoratur.« Wäh-
rend dieser Zeit unterstützen ihn die Archidiakone Anselm und Rudolf, vgl. Hermann, Liber, c. 86,
S. 141.
 
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