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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0032
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1.3. Wanderjahre: Ausbildung in Paris und Köln

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ganz offenkundig den Nerv der Zeit, denn dieser Abschnitt wurde in der auszugs-
weisen Überlieferung des Textes am häufigsten exzerpiert.68
Mit Armut, Mobilität, Bettel, Predigt, Seelsorge und Studium lotete Thomas
ganz programmatisch Kernbereiche mendikantisehen Lebens aus, sicherte diese
theologisch und spirituell ab und verortete sie mittels vielfältiger Geschichten in der
Lebenspraxis des 13. Jahrhunderts. Damit präsentierte er sich als energischer und
geschickter Fürsprecher seiner eigenen Ordensgemeinschaft wie auch des franziska-
nischen „Bruderordens“.69
Über den Zeitpunkt von Thomas’ Studienzeit in Köln bzw. die chronologische
Reihenfolge seiner beiden Aufenthalte in Paris und Köln wurde verschiedentlich dis-
kutiert, denn auch in diesen Punkten ist (vermeintliche) Gewissheit allein aus den
Aussagen des Autors zu gewinnen. In Abgrenzung zu der zumeist genannten Rei-
henfolge (1. Köln, 2. Paris) haben die Arbeiten von Alfred Deboutte, Robert Sweet-
man und Thomas Grzebien jedoch unter Verweis auf die Lebenswege von Albertus
Magnus und Thomas von Cantimpre überzeugend dargelegt, dass die Kölner Zeit des
Letztgenannten wohl rund um das Jahr 1250 anzusiedeln ist und somit auf seine Pa-
riser Zeit folgte.70
In Köln scheint Thomas als „Mitarbeiter“ des Albertus Magnus fungiert zu ha-
ben, indem er ihn bei der Zusammenstellung naturkundlichen Wissens unterstützte.71
Hierfür dürfte ihn seine eigene Naturenzyklopädie Liber de natura rerum empfohlen
haben; ein immerhin denkbares Durchlaufen des universitären Curriculums ist wie
im Falle von Thomas’ Pariser Aufenthalt nicht belegbar.72 Während Albertus Magnus
in den frühen Arbeiten des Thomas unerwähnt bleibt, legen die zahlreichen Hinweise
im Bonum universale de apibus nahe, dass er sich regelmäßig mit Albertus Magnus
austauschte. Gleich an mehreren Stellen benennt Thomas Albertus als Gewährsmann
oder berichtet, er habe zu bestimmten Fragen seine Meinung eingeholt (auch wenn
sich das nicht immer nachweisen lässt).73

68 Vgl. dazu die Ausführungen in Kapitel III.3.5. S. außerdem Ulpts, Die Mendikanten als Konkur-
renz sowie Lerner, Weltklerus und religiöse Bewegung.
69 Vgl. dazu Burkhardt, Die Welt der Mendikanten, Schürer, Das Exemplum, S. 161-177 sowie
Holloway, Making of an Order. S. außerdem Kapitel II.4.
70 S. Deboutte, Thomas van Cantimpre als auditor, Sweetman, Dominican Preaching, S. 11-85, be-
sonders S. 13f. sowie Grzebien, Penance, purgatory, mysticism and miracles, S. 91-98.
71 S. zum Kölner Studium Senner, Die rheinischen studia, S. 31-39.
72 S. Anzulewicz, Albertus Magnus und seine Schüler sowie Grzebien, Penance, purgatory, mysti-
cism and miracles, S. 91-98. Vgl. zum Einfluss von Thomas’ Werk auf die Arbeiten des Albertus
Magnus Aiken, The Animal History sowie Friedman, Albert the Great’s Topoi.
73 Thom. Cantimpr. BUA 11,57,22: Interrogavi super hoc supradictum magistrum Albertum, sed Ule
dissimulavit vel noluit aliquiddiffimre', ebd., 11,57,34: Similiprope modo magister Albertus, theolo-
gus,frater ordinispredicatorum narravit mihi, cpiodParisius Uli demon in specie cuiusdam fratris
apparuit, ul eum a Studio revocaret, sed mox crucis virtute discessit.
 
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