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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Editor]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0106
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II.4. Eine Region erzählen: Personen, Orte und Räume im „Bienenbuch'

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Aywieres. Mitunter findet sich der Verweis auf Brabant auch als Referenzpunkt zur
Verortung einer anderen Region.274 Beiläufige Hinweise zu Brabant und seinen Be-
wohnern vermitteln dem Rezipienten zudem, wie gut sich Thomas von Cantimpre in
dieser Gegend auskannte.275 Diesen Eindruck verstärken Bemerkungen zu Thomas’
langjährigen (und guten) Bekanntschaften mit Bewohnern Brabants.276
Besonders beredtes Zeugnis von diesem persönlichen Verhältnis und der engen
Bindung an Brabant gibt ein Exempel, das Thomas von Cantimpre in BUA 1,14,2
erzählt. Er berichtet von einem „lieben Schulgefährten“, der Priester in Brabant ge-
worden sei und dort mit enthaltsamer Lebensführung auf vorbildliche Weise als Seel-
sorger gewirkt habe. Als dieser Priester letztlich schwer an Fieber erkrankt, ereignet
sich im Moment der Sakramentsspendung ein Wunder: Vom Gesicht des Kranken
geht „ein Blitz von solcher Helligkeit auf, dass im Umkreis einer Meile und noch
darüber hinaus die Dunkelheit der Nacht in emsiges Licht getaucht wurde, als ob
hellster Tag wäre.“ Etwas Ähnliches geschieht wenig später bei seinem Tod:
Der „besagte Blitz ließ in seiner ganzen Heimat zur ersten Stunde der Nacht Licht
erstrahlen, während noch viele wachten; und von allen Seiten sahen viele Tausend
Menschen jenes ausgeschickte Licht, die beim Anblick eines solchen Wunders zum
Licht der größeren und gütigeren Erkenntnis und Wahrheit gelangten.“277
Der Tod eines gemeinsamen Vorbilds vermag in dieser Geschichte ein ganzes Land
zu verbinden, das sich konsequenterweise dann in der gemeinsamen Lehre des Ex-
empels - der vermittelten Wahrheit - vereint sieht. Auf diese Weise inszeniert Tho-
mas von Cantimpre das ihm vertraute Gebiet Brabants als eine regionale Glaubens-
gemeinschaft. Die hier aufscheinende, letztlich aus der besonderen Religiosität
resultierende Qualität dieser Region kommt auch in einer beiläufigen Bemerkung in
274 So etwa im Falle Lothringens, s. Thom. Cantimpr. BUA 11,35,1: Quid autem super hec nostro fere
tempore, secundum cpiod a fratre ordinis predicatorum audivi, in Lothoringia coniuncta Braban-
tie factum sit, audiamus.
275 S. beispielsweise Thom. Cantimpr. BUA 11,6,3, wo darauf verwiesen wird, dass zwei Adelige
aus Frankreich und Brabant „entgegen ihrer Herkunft und Gewohnheit“ zur Arbeit verpflichtet
würden.
276 S. etwa Thom. Cantimpr. BUA 11,23,5 (Vidi et ego ipse in Brabantie partibus usurarium nequam
valde, qui nobiles multos et potentes exheredaverat et pauperes spoliaverat supra modum. Hie fre-
quenter occurrens religiosis rogabat cum lacrimis pro se orari, sed in nullo penitus se correxitf
s. außerdem ebd. 11,29,8 sowie 16 und 20, ebd. 11,25,7 und ebd. 11,30,17.
277 Thom. Cantimpr. BUA 1,14,2: ... ullo interstitio coruscatio luminis tanta resplenduit, ul per unam
leucam circumquaque et eo amplius quasi dies esset clarissima in lucem sedulam noctis tenebre
verterentur. Quid miri? Illum recedere sine luce non decuit, qui multis illustratis exemplo altioris
vite volatus feliciter vendicavit. Facta est autem in morte beati viri dicta choruscatio lucis diffusa
per patriam prima hora noctis adhuc vigilantibus plurimis, et ipsum lumen emissum multa milia
hominum undequaque viderunt, qui ad maioris et gratioris agnitionis et veritatis lucem in tanti
visione miraculi profecerunt.
 
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