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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Editor]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0128
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III.3. Der Umgang mit Buch und Text

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Über solche direkten Buchzuwendungen hinaus sind natürlich auch verschiedene
Beispiele belegt, bei denen ein Exemplar des „Bienenbuchs“ aus dem Nachlass eines
Wohltäters oder Mitglieds in den Besitz einer religiösen Gemeinschaft überging.
Dass beispielsweise die umfangreiche Bibliothek des französischen Gelehrten und
Parlamentsadvokaten Simon de Plumetot (1371-1443) in die Bestände der Pariser
Abtei Saint-Victor überführt wurde, dürfte neben der Geistesgegenwart des dortigen
Abtes nach Simons Tod vor allem mit den Verbindungen Zusammenhängen, die Si-
mon während der Studienzeit zu den Viktorinern etabliert hatte.86 Noch eindeutiger
scheint der Fall bei Jean Herbillon, der von 1474 bis 1517 Domkanoniker in Metz war.
Nach seinem Tod im Jahr 1517 gingen seine Bücher, darunter auch ein Exemplar des
Bonum universale de apibus, in den Besitz der Kathedrale über.87 In ähnlicher Weise
dürfte dies bei Cornelius de Wiggere, einem Kuraten der Brüsseler Kapelle Saint
Gery, verlaufen sein, der am 11. Februar 1488 ein sorgfältiges Besitzinventar mit
Büchern erstellen ließ und darin das „Bienenbuch“ erwähnte.88
Abgesehen von Ankäufen oder Bücherlegaten wurden Bibliotheksbestände auch
über das Kopieren entliehener Exemplare erweitert. Wie ein Beispiel aus Wien zeigt,
wurde bisweilen sogar gezielt nach schwer zu erlangenden oder als selten geltenden
Schriften gesucht. Im örtlichen Dominikanerkonvent wurde Mitte des 15. Jahrhun-
dert die Komposition einer theologischen Sammelhandschrift beendet, die auch eine
Teilfassung des „Bienenbuchs“ (Buch 1) enthielt. Als Besitzer und Verantwortlicher
für die Zusammenstellung (oder Schreiber?) wird an verschiedenen Stellen ein „Bru-
der Leonhard, Lektor im Wiener Dominikanerkonvent“ angegeben - offenbar Leon-
hard Huntpichler (gest. 1478), der an der Universität Wien Theologie unterrichtete,
ein energischer Befürworter von Ordensreformen war und dessen Schriften in dem
Sammelcodex gleichfalls vertreten sind.89 Am Ende der „Bienenbuch“-Kopie findet
sich ein weiterer Hinweis, der den Blick von den Wiener Dominikanern zum Wiener
Schottenstift lenkt:
86 Paris, Bibliotheque nationale de France, cod. 14535. Ein auf fol. IHv befindlicher Vermerk, der nur
noch unter UV-Licht zu lesen ist, kennzeichnet das Manuskript als Eigentum Simons: Liber mei
Simonis de Plumetoi. S. hierzu Ouy, Simon de Plumetot, bes. S. 379.
87 Metz, Bibliotheque municipale, cod. 276. Auf fol. 198v befindet sich ein offenbar eigenhändiges ex-
libris des Johannes (Io. Herbilloiri). Zur Kennzeichnungspraxis des Johannes s. Metz enluminee,
S. 120.
88 Corpus Catalogorum Belgii IV, S. 57-58: DU es den inventarijs van allen haeffelijken goeden ge-
bleven na de doot van wijlen her Cornelijs de Wiggere, priester ende prochiaen in der kercken van
sinte Goericx binnen Bruessel, hem doen hij leefde toebehoerende. — Welke her Cornelijs aflivich
wordt den dach van februario anno LXXXVIIo. Ende yer st XIfebruario anno XIIIIc LXXXVII ten
woenhuyse des voirscreven her Cornelijs — waren bevonden die goeden hierna bescreven. Item
in tselve contoer noch vonden zekeren boeken, te wetene in den yersten: 1. Primo aurea legenda
geprent; 2. Item summa Pisana geprent. ... 8. Itemprologus libri de apibus.
89 Wien, Österreichische Nationalbibliothek cod. 4149. S. z. B. das Vorsatzblatt: Iste Uber est conu-
entus wiennensis ordinis predicatorum in Austria de Cella fratris Leonhardt lectoris eiusdem. Zu
Huntpichler s. Frank, Leonhard Huntpichler OP.
 
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