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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Editor]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0132
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III.3. Der Umgang mit Buch und Text

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Holz gebunden. Die meisten der ca. 90 untersuchten Codices weisen - abgesehen von
„erwartbaren“ Schäden, beispielsweise durch kleinere Wasserflecke, Brüche bzw.
Risse in den Seiten oder Schimmelbefall - keine nennenswerten Schäden auf.104 Für
mehrere Exemplare wurde jedoch kein erstklassiges Material verarbeitet, wie ge-
flickte Stellen im Pergament oder ein Textverlauf, der vorhandene Löcher umschrieb,
bezeugen. Dies veranlasste offenbar auch den Schreiber, der im 15. Jahrhundert im
Pariser Augustinereremitenkonvent (Convent des Grand-Augustins) das Bonum uni-
versale de apibus abschrieb, zu einem erklärenden Hinweis: hic nichil scribiturprop-
ter malum pergamenum, vermerkte er mit Blick auf das schlechte Material.105 Darü-
ber hinaus haben verschiedene Exemplare infolge von Lagen- oder Seitenverlusten
Textlücken unterschiedlichen Ausmaßes.106
In nahezu allen Handschriften ist der Text deutlich - z. B. markiert durch ein Inci-
pit bzw. Explicit - in zwei Bücher gegliedert: Buch I über die Vorsteher, Buch II über
die Untergebenen. Ganz offensichtlich wurde damit das Ordnungsschema, welches
Thomas von Cantimpre in seinem „Widmungsbrief“ vorgegeben hatte, beim Kopie-
ren des Textes berücksichtigt.107 In einigen Fällen wurde die bekannte Gliederung
jedoch modifiziert. Besonders sticht dabei eine böhmische Handschrift hervor, die in
den 1370er Jahren angefertigt wurde und heute zum Bestand des Prämonstratenser-
klosters Strahov bei Prag gehört.108 Ihr Schreiber, ein gewisser „Konrad, Sohn des
Samson aus Dietfurt“ (vgl. fol. 88v) schien den Text in insgesamt drei Teile untertei-
len zu wollen. Auf fol. 21, am Ende des üblicherweise als BUA 11,3 gezählten Ab-
schnitts, vermerkte er in roter Tinte incipit Uber tertius apum. Wo er jedoch Buch I
und II von diesem dritten Buch unterschied, ist nicht nachzuvollziehen: Die übliche
Zäsur zwischen BUA 1,25 und BUA 11,1 ist nämlich nicht durch ein Explicit bzw. ein
Incipit gekennzeichnet, vielmehr geht die Nummerierung der Kapitel weiter mit Ka-
pitel 26 (für BUA 11,1). Da die Kapitelzählung auf fol. 18v bei dem Abschnitt Secun-
da pars Warum (= BUA 11,2) mit 1 beginnt - ohne freilich explizit ein neues Buch
zu benennen -, ist anzunehmen, dass der Schreiber folgende Untergliederung im
Sinn hatte: Buch I mit den Kapiteln BUA 1,1-25 sowie 11,1; Buch II mit den Kapiteln
BUA 11,2-3 und Buch III mit den Kapiteln BUA 11,3-57. Eine ähnliche Einteilung
findet sich in dem 1460 im Kreuzbrüderkonvent von Marienfrede entstandenen
104 Eine Ausnahme bildet Wien, Dominikanerkloster (Codex Dominicanorum Vindobonensis cod. 10
[10]): diese Handschrift weist etliche Brand- bzw. verkokelte Stellen auf. Wann der Codex durch
ein Feuer in Mitleidenschaft geriet, ist nicht bekannt.
105 Paris, Bibliotheque de F Arsenal, cod. 535, fol. 4v. Einen Überblick über die frühen Bestände des
Konvents gibt Omont, Catalogue.
106 Z.B. Clermont-Ferrand, Bibliotheque municipale, cod. 103 oder Metz, Bibliotheque municipale,
cod. 276.
107 Zu Gliederungsprinzipien mittelalterlicher Bücher s. Palmer, Kapitel und Buch, besonders
S. 56-58.
108 Praha, Krälovskä kanonie premonsträtü na Strahove, cod. DB III 4. Zur Geschichte der Kloster-
bibliothek s. Weyrauch, Geschichte und Beschreibung sowie Krause, Bibliothek.
 
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