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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0144
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III.3. Der Umgang mit Buch und Text

143

Textumfang auch Kapitel IV.2.2.). Sinnhaft fügte etwa der Pfarrer der niederösterrei-
chischen Kartause Mauerbach, Nikolas Wibl (s. Kapitel III.3.2), seiner Abschrift des
„Bienenbuchs“ ein Rezept über die Herstellung von Zucker und Met hinzu, deren
wichtigste Zutat jeweils Honig war (wer zukcher wil machen der nem hewrigs honig
vnd tw ez in ain news hefen ...).142 143 Eine ähnliche thematische Ergänzung weist eine
Handschrift aus Kloster Bordesholm auf, die gleichfalls im 15. Jahrhundert angefer-
tigt wurde: Darin stellte der Schreiber dem „Bienenbuch“ Auszüge aus der Naturen-
zyklopädie De proprietatibus rerum des Bartholomäus Anglicus (gest. nach 1250)
voran, in denen Abhandlungen anderer Autoren über Bienen kompiliert worden wa-
ren (incipit textus apum secundum diversos doctores compilalus)^3
III.3.5. Intertextualität: Weiterverwenden
Das klassische Layout der Handschriften mit Spalten und farbigen Initialen wie auch
die Binnengliederung des Textes und seine Ergänzung durch ordnende Register le-
gen nahe, dass das „Bienenbuch“ in erster Linie auszugsweise verwendet und dass
gezielt bestimmte Passagen konsultiert wurden: eine Nutzung als Handbuch eher
denn als vollständiger Traktat. Es ist bezeichnend und wohl dem Umfang des Textes
wie auch der bisherigen Editionslage geschuldet, dass sich diese Situation nicht we-
sentlich geändert hat, denn auch heute zitieren Wissenschaftler vor allem einzelne
Passagen aus dem Gesamtwerk. Tatsächlich müssen aber auch die gezielte Abschrift
ausgewählter Textabschnitte durch mittelalterliche Nutzer sowie deren Einfügung in
neue Sinnzusammenhänge als spezifische Formen der Rezeption im Sinne der Wei-
terverwendung gewürdigt werden. Der recht offene Begriff „Weiterverwenden“ wird
dabei bewusst von den zuvor behandelten Formen der Textgestaltung sowie des
Kommentierens und Annotierens unterschieden: Im Gegensatz zur Ordnung und
Anpassung des Textlayouts oder des gesamten Codex geht es unter dem Schlagwort
der „Intertextualität“ hierbei um die Frage, wie mittelalterliche Rezipienten am Text
arbeiteten, warum sie bestimmte Auszüge anfertigten, wie oder wozu sie einzelne
Passagen oder auch den gesamten Text in neue Kontexte einbetteten.
Exzerptüberlieferung
Die wohl beliebteste Form der Weiterverwendung des „Bienenbuchs“ war das bereits
angesprochene Exzerpieren. Der Begriff „Exzerpt“ bezeichnet im Folgenden inhaltlich
142 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, cod. 2843, fol. Iv. S. auch Klos, Ein Beitrag zur Ge-
schichte, S. 149-151.
143 Kiel, Universitätsbibliothek, cod. Bord. 51, fol. lr-5r. S. auch Schnabel, Beschreibung Cod. Bord.
51 sowie zum Bestand der mittelalterlichen Klosterbibliothek Schnabel, Streifzug sowie Schnabel,
Liber. Zur Naturenzyklopädie des Bartholomäus s. Meyer, Die Enzyklopädie; zu Verbindungen
zwischen den Enzyklopädien des Bartholomäus Anglicus und des Thomas von Cantimpre s. Huy-
ben, Bartholomaeus Anglicus. Für einen Überblick s. außerdem Vollmann, Von Isidor von Sevilla.
 
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