III.3. Der Umgang mit Buch und Text
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Mit diesem didaktisch-adhortativen Kontext und dem zeitlichen Überlieferungs-
schwerpunkt im 15. Jahrhundert korrespondiert auch die Überlieferungssprache der
Exzerpte (s. Abb. 25). Während rund 70% der Exzerpte in lateinischer Sprache über-
liefert sind, enthalten über 20% volkssprachliche Fassungen.152
Abb. 25: Verteilung der Exzerpthandschriften nach Sprache
Lateinisch
Volkssprachlich
Ohne Angabe
78
24
11
Exzerpiert wurden unterschiedliche Passagen aus dem gesamten Text des Bonum
universale de apibus}53 Zumeist wurden einzelne Exempel entnommen, die aufgrund
der Untergliederung der Codices im Gesamttext leicht aufzufinden gewesen sein
dürften (s.o. Kapitel III.3.3.). Inhaltlich sind vor allem Zusammenhänge mit dem im
jeweiligen Sammelcodex behandelten Themenschwerpunkt oder aber mit lokalen
Kontexten erkennbar.
Ein Beispiel für einen solchen Lokalzusammenhang ist eine theologische Sam-
melhandschrift, die gegen Ende des 15. Jahrhunderts in St. Michael in Hildesheim
entstand. Zwischen verschiedenen hagiographischen Texten, von denen die meisten
einen inhaltlichen Bezug zu Hildesheim aufweisen oder dort verfasst wurden, findet
sich ein Exzerpt aus BUA 1,3,4, in dem von einer Vision Konrads II. (gest. 1249), des
Bischofs von Hildesheim, berichtet wird.154
Trotz der Streuung von Exzerpten über das gesamte Werk lassen sich gewisse
Vorlieben der mittelalterlichen Rezipienten ausmachen. Die am häufigsten exzerpier-
ten Stellen entstammen BUA 1,19, in dem Thomas von Cantimpre sich mit der An-
häufung von Pfründen {pluralitas beneficiorum) auseinandersetzte und grundlegen-
de Kritik an Vertretern des Weltklerus übte.155
tualem nostrum domus Coloniensis ordinis fratrum sancte crucis. Die Handschrift gehört zum
Bestand des 2009 eingestürzten Kölner Stadtarchivs. Das Archiv stellte freundlicherweise Digita-
lisate aller dort befindlichen Exzerpthandschriften zur Verfügung.
152 Dazu gehören Italienisch, Flämisch, Alemannisch, Deutsch, Niederländisch und Ripuarisch.
S. Rathmann, Dominikanische Exempelschriften, S. 37.
153 Erneut sei auf die Vorläufigkeit dieser Befunde verwiesen: Da die aus dem „Bienenbuch“ exzer-
pierten Textstellen nicht immer mittels eines Incipit näher zu bestimmen oder im Falle einer Rei-
hung von mehreren Exempeln voneinander zu unterscheiden sind, ist davon auszugehen, dass auch
diese Daten mittels einer Untersuchung aller Original erheblich zu korrigieren wären. S. hierzu
Rathmann, Dominikanische Exempelschriften, S. 31.
154 Hildesheim, Stadtarchiv, cod. Best. 52 Nr. 369, fol. H6v-117r. Auf die Handschrift machte mich
Prof. Dr. Martina Giese aufmerksam, wofür ihr herzlich gedankt sei. S. zur Entstehung und zum
Inhalt der Handschrift Giese, Transitus sancti Epiphanii, S. 525-529 sowie Stahl, Mittelalterliche
Handschriften, S. 63-65.
155 S. zum Hintergrund der zeitgenössischen Kritik am Weltklerus auch Ulpts, Mendikanten als Kon-
kurrenz.
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Mit diesem didaktisch-adhortativen Kontext und dem zeitlichen Überlieferungs-
schwerpunkt im 15. Jahrhundert korrespondiert auch die Überlieferungssprache der
Exzerpte (s. Abb. 25). Während rund 70% der Exzerpte in lateinischer Sprache über-
liefert sind, enthalten über 20% volkssprachliche Fassungen.152
Abb. 25: Verteilung der Exzerpthandschriften nach Sprache
Lateinisch
Volkssprachlich
Ohne Angabe
78
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Exzerpiert wurden unterschiedliche Passagen aus dem gesamten Text des Bonum
universale de apibus}53 Zumeist wurden einzelne Exempel entnommen, die aufgrund
der Untergliederung der Codices im Gesamttext leicht aufzufinden gewesen sein
dürften (s.o. Kapitel III.3.3.). Inhaltlich sind vor allem Zusammenhänge mit dem im
jeweiligen Sammelcodex behandelten Themenschwerpunkt oder aber mit lokalen
Kontexten erkennbar.
Ein Beispiel für einen solchen Lokalzusammenhang ist eine theologische Sam-
melhandschrift, die gegen Ende des 15. Jahrhunderts in St. Michael in Hildesheim
entstand. Zwischen verschiedenen hagiographischen Texten, von denen die meisten
einen inhaltlichen Bezug zu Hildesheim aufweisen oder dort verfasst wurden, findet
sich ein Exzerpt aus BUA 1,3,4, in dem von einer Vision Konrads II. (gest. 1249), des
Bischofs von Hildesheim, berichtet wird.154
Trotz der Streuung von Exzerpten über das gesamte Werk lassen sich gewisse
Vorlieben der mittelalterlichen Rezipienten ausmachen. Die am häufigsten exzerpier-
ten Stellen entstammen BUA 1,19, in dem Thomas von Cantimpre sich mit der An-
häufung von Pfründen {pluralitas beneficiorum) auseinandersetzte und grundlegen-
de Kritik an Vertretern des Weltklerus übte.155
tualem nostrum domus Coloniensis ordinis fratrum sancte crucis. Die Handschrift gehört zum
Bestand des 2009 eingestürzten Kölner Stadtarchivs. Das Archiv stellte freundlicherweise Digita-
lisate aller dort befindlichen Exzerpthandschriften zur Verfügung.
152 Dazu gehören Italienisch, Flämisch, Alemannisch, Deutsch, Niederländisch und Ripuarisch.
S. Rathmann, Dominikanische Exempelschriften, S. 37.
153 Erneut sei auf die Vorläufigkeit dieser Befunde verwiesen: Da die aus dem „Bienenbuch“ exzer-
pierten Textstellen nicht immer mittels eines Incipit näher zu bestimmen oder im Falle einer Rei-
hung von mehreren Exempeln voneinander zu unterscheiden sind, ist davon auszugehen, dass auch
diese Daten mittels einer Untersuchung aller Original erheblich zu korrigieren wären. S. hierzu
Rathmann, Dominikanische Exempelschriften, S. 31.
154 Hildesheim, Stadtarchiv, cod. Best. 52 Nr. 369, fol. H6v-117r. Auf die Handschrift machte mich
Prof. Dr. Martina Giese aufmerksam, wofür ihr herzlich gedankt sei. S. zur Entstehung und zum
Inhalt der Handschrift Giese, Transitus sancti Epiphanii, S. 525-529 sowie Stahl, Mittelalterliche
Handschriften, S. 63-65.
155 S. zum Hintergrund der zeitgenössischen Kritik am Weltklerus auch Ulpts, Mendikanten als Kon-
kurrenz.