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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Editor]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0150
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III.3. Der Umgang mit Buch und Text

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Devotio moderna geprägt worden sein, mit denen bekanntlich eine erhöhte Konzen-
tration auf Schriftlichkeit und mithin eine gesteigerte Schriftproduktion verbunden
war. Dabei scheinen für die in jener Zeit in Köln angefertigten Handschriften eine
gezielte Auswahl von Textstellen verschiedener Vorlagen und ihre Kompilation in
Sammelcodices charakteristisch zu sein.157 Dieser Befund deckt sich mit der Exzerpt-
überlieferung des „Bienenbuchs“: Im 15. Jahrhundert wurden im Kölner Kreuz-
herrenkonvent mindestens sieben Handschriften mit Auszügen aus dem Bonum
universale de apibus hergestellt.158 Bei allen Exemplaren handelt es sich um Sammel-
codices, die neben den exzerpierten Stellen auch Ausschnitte aus Viten, Exempel- oder
Dialogliteratur, Legenden, geistlicher Erbauungsliteratur oder Predigten beinhalten.
Die Exzerpte sind mehrheitlich in lateinischer Sprache angefertigt.159 Größere Unter-
schiede sind hinsichtlich der Textauswahl und der Schreiber zu erkennen: die betref-
fenden Handschriften wurden, sofern nachweisbar, von unterschiedlichen Schreibern
angefertigt und enthalten verschiedene Auszüge aus dem „Bienenbuch“. Dies korres-
pondiert mit der im Kreuzherrenkonvent nachweisbaren Auffassung des Schreibpro-
zesses als geistlicher Übung.160 Warum die jeweiligen Auszüge ausgewählt und in die
Sammelhandschriften eingefügt wurden, lässt sich dagegen nicht abschließend beant-
worten. Da in Köln verschiedene Passagen abgeschrieben wurden, vermag das Argu-
ment der auswahlweisen Verfügbarkeit des Textes nicht zu überzeugen. Stattdessen
mögen persönliche Präferenzen eines Schreibers oder das Erfordernis bestimmter
Themen für den innerklösterlichen Gebrauch den Ausschlag gegeben haben.
Einen genaueren Blick auf die Personen „hinter“ dem Codex erlaubt dagegen die
Gruppe der aus der Birgittenabtei Vadstena überlieferten Exzerpthandschriften. Mit
ihrem gut ausgebildeten Personal und dessen innereuropäischen Beziehungen, mit
ihrer umfassenden Bibliothek und ihrem Skriptorium galt die Abtei von Vadstena
schon unter den Zeitgenossen des Spätmittelalters als ein bedeutendes Zentrum für
Schriftkunde.161 Darüber hinaus trug der großen Bedeutung des Predigtwesens in
Vadstena die zunehmende Produktion von Handschriften mit Gebets-, Exempel- und
157 S. zu Köln Janssen, Kölner Kreuzbrüder, besonders S. 186-194. Zum Schriftwesen der Devotio
Moderna s. Kock, Die Buchkultur sowie Staubach, Von Deventer nach Windesheini.
158 Köln, Historisches Archiv der Stadt Köln, cod. GB fol. 86; Köln, Historisches Archiv der Stadt
Köln, cod. GB oct. 126; Köln, Historisches Archiv der Stadt Köln, cod. GB oct. 40; Köln, Histori-
sches Archiv der Stadt Köln, cod. GB quart. 169; Köln, Historisches Archiv der Stadt Köln, cod.
GB quart. 216; Köln, Historisches Archiv der Stadt Köln, cod. GB quart. 249; Wien, Österreichi-
sche Nationalbibliothek, cod. 4766. Hierzu mit einer ausführlicheren Beschreibung Rathmann,
Dominikanische Exempelschriften, S. 40-45.
159 Mit Ausnahme der Handschrift Köln, Historisches Archiv der Stadt Köln, cod. GB quart. 216,
welche die Exzerpte in niederländischer Fassung bietet.
160 Janssen, Kölner Kreuzbrüder, S. 191. Überdies wurde etwa Köln, Historisches Archiv der Stadt
Köln, cod. cod. GB quart. 249 an mehreren Orten geschrieben und erst später zusammengesetzt.
161 S. zur Bibliothek Fredriksson, Vadstena klosters bibliotek sowie Andersson, Messenger Ma-
nuscripts.
 
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