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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Editor]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0157
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156

III. Die Rezeptionsgeschichte

Untergebenen und Vorstehern und erläutert unter Verweis auf die Schriften Platons
und Augustinus’ die von Gott vorgesehene Ordnung.187
Hus’ Verweis auf das „Bienenbuch“ ist ähnlich marginal wie die Bezüge im Werk
des Johannes Pauli. Im Unterschied zu dessen Sammlung geht es aber in der Prager
Disputatio nicht einfach um eine Quellenangabe, sondern vielmehr um einen gelehr-
ten Querverweis und Ideentransfer: Offenkundig bezog sich Jan Hus nämlich auf
BUA 1,4, in dem es um die „Stachellosigkeit“ und die damit einhergehende besonde-
re Würde des Bienenkönigs geht. Die darin elaborierte Beobachtung wird bei Hus auf
einen neuen Themenbereich (= Universität) übertragen und als Argument für eine
Gedankenführung verwendet. Das „Bienenbuch“ fungiert hier als inhaltliche Autori-
tät, deren Kenntnis Hus möglicherweise voraussetzte oder auf die er zum Ausweis
seiner eigenen Gelehrsamkeit verwies.
Marienfröm m igkeit
In einem gänzlich anderen Kontext wurde das „Bienenbuch“ im oberösterreichischen
Prämonstratenser-Stift Schlägl als Autorität herangezogen. Im August 1492 errichte-
ten Probst Ulrich Seckler (1490-1493) und Prior Leonhard Viertheil (1484-1494)
eine Rosenkranzbruderschaft nach dem Vorbild der 1475 in Köln gegründeten Ge-
meinschaft.188 Die Bruderschaft sollte mittels Rosenkranzgebeten, so legten es die
beiden Prämonstratenser in der Urkunde dar, zu einer „größeren Frömmigkeit gegen-
über der Jungfrau Maria und zu deren häufigeren Verehrung gebracht werden“.189 Die
Regeln für die Gemeinschaft waren einfach: Alle Personen - Geistliche und Laien,
Junge und Alte - konnten ihr beitreten, wenn sie dreimal wöchentlich den Rosen-
kranz beteten.190
Auch für die erforderliche Gebetsform „entsprechend dem Rosenkranz oder dem
Marienpsalter“ erhielten die Beteiligten Anregungen. Passende Gebete seien nicht
nur bei Beda Venerabilis, dem heiligen Dominikus oder Vincent von Beauvais in

187 Magistri lohannis Hus Quodlibet, S. 51-52: Probleuma: Quare, ut dicit auctor in libro Apiario,
rector apum caret aculeo et comedit cum apibus non laborans? 2. M. Petrus de Policz velut Plato.
[...]. Zu Petrus de Policz oder Policzka s. Smahel, The Faculty of Liberal Arts, S. 295-97 sowie
299-302.
188 Zur Geschichte der Rosenkranzbruderschaft, die 1475 in Köln gegründet worden war und sich
daraufhin in Deutschland ausbreitete, s. Küffner, Zur Kölner Rosenkranzbruderschaft.
189 [...] ad id maxime versatur nostra intencio, vt christifideles ad maiorem deuocionem et frequenci-
orem veneracionemprecelse Dei genitricis virginis Marie [...]. Urkundenbuch des Stiftes Schlägl,
Nr. 514, S. 574-577, hier 574.
190 Ebd., S. 575: Jtaque volensfratrum et sororum numero sociari, debet omni ebdomada tria rosaria,
jd est centum Aue maria et quinquaginta cum quinque Pater noster, jntermisendo post decem Aue
Maria vnum Pater noster per se vel per alium dicere vel legere; nec oportet, quodflexis genibus
vel in ecclesia vel certa hora dicantur. [...] Isla eciam fraternitas neminem excludit, sed omnes,
scilicet religiosos, seculares, juuenes et senes suscipit. S. zum Kontext der Gründung auch Pröll,
Geschichte, S. 103-105.
 
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