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Gerhohus; Becker, Julia [Editor]; Insley, Thomas [Transl.]
Gerhoch von Reichersberg, Opusculum de aedificio Dei: die¬ Apostel als Ideal : Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Einleitung, Verzeichnisse und Edition mit Übersetzung Opusculum de aedificio Dei — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.65331#0170
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Über das Bauwerk Gottes - 11. Kapitel

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Klerikern, dass der Verfasser seiner Lebensbeschreibung bezeugt, dass von
und unter ihm die Lebensweise der Apostel und der Urkirche wiederbelebt
wurde. Hieraus kann erkannt werden, wie sehr ihm an der
gemeinschaftlichen Lebensweise lag, dass er diese, wie er sie auch selbst als
Mönch bei Mönchen erlernt hatte, so nach seiner Erhebung zum Bischof mit 5
den Klerikern nicht nur einhielt, sondern auch ihre Einhaltung in den
entlegenen Gebieten Englands befahl. Hierbei gebrauchte er die richtige
Ordnung der Unterweisung, weil er, so wie über den Herrn geschrieben
steht, anfmg, zu tun und zu lehren. Vergeblich nämlich hätte er gelehrt,
wenn er nicht zuerst selbst getan hätte, was er lehrte. Er wusste deshalb, 10
dass es für die Verbreitung dieser heiligen Ordnung sehr förderlich ist, wenn
ein Bischof zuerst in seiner Kathedralkirche unter der Regel lebt und hierauf
in den ihm unterstellten Kirchen das Leben unter der Regel einführt.
Solchermaßen unterrichtete er die Bischöfe in seinen Dekreten, dass sie
nicht Krieger als Diener haben sollten nach Art der Könige, in deren 15
Häusern die sind, die weiche Kleider tragen, sondern zufrieden sein sollten
mit allein aus den geistlich lebenden Gemeinschaften von Klerikern oder
Mönchen erwählten Kammerdienern, mit denen sie so leben sollten, dass sie
niemandem Anlass zum Klagen über sie geben würden.
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12. Auch der heilige Augustinus13 war von so großer Standhaftigkeit gegen
die Kleriker mit Eigenbesitz, dass, wenn einer der Seinen vom
gemeinschaftlichen Leben abfiel, obwohl er jenem wegen der vielen
Verteidiger, an denen es solchen, wie er klagte, nicht mangelte, nicht den
Klerikerstand nehmen konnte, dennoch dort, wo Augustinus Bischof war, 25
einem solchen Apostaten nicht gestattet wurde, Kleriker zu sein.14 Denn
derselbe heilige Vater legte dar, dass er von tausend Konzilien nicht dazu
verleitet werden könne, solchen innerhalb seines Bistums die Stellung als

13> Augustinus, Augustinus von Thagaste (* 354, f 28. August 430), Bischof von Hippo Regius
(seit 396--430), Kirchenlehrer. Zu Leben und Wirkung vgl. LANE FOX, Augustinus; ROSEN,
Augustinus, S. 113 127. | 14> Augustinus gründete 391 einKloster inHippo. Vorbild für seine
Regel war Act 4, 32-35; den Eigentumsverzicht seiner Mönche begründete Augustinus mit dem
Ideal der Gemeinschaft: vgl. SCHREINER, Ein Herz und eine Seele, S. 4-5; GÄRTNER, Augustinus
von Hippo, S. 219-238.
 
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