2.1 Entstehungszeit und -ort
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Stift Rottenbuch seit Ottos Episkopat das ständige Archidiakonat für die Freisinger
Diözese ausübte und der Freisinger Bischof die Einrichtung von Regularkanoniker-
stiften förderte.97 Gerhoch versichert im Widmungsbrief an den unbekannten Freisin-
ger Kleriker, dass er aufgrund einiger Mönche und Regularkanoniker, die an der ers-
ten Version Anstoß genommen hätten, einiges entfernt, einiges hinzugefügt und den
Text gestrafft habe.98 Der Text der zweiten Fassung scheint aber nur geringfügig über-
arbeitet worden zu sein, da die Widmung an Bischof Konrad von Regensburg und
Anlehnungen an im Jahr 1138 bereits verstorbene Persönlichkeiten wie Papst Honori-
us II. und Bischof Hermann von Augsburg unverändert stehen geblieben sind.99 Klei-
nere Ergänzungen und Nachbearbeitungen sind beispielsweise dem Kapitel 175 des
Haupttextes zu entnehmen. Hier zitiert Gerhoch aus einer Verfügung, die Papst Inno-
zenz II. (1130-1143) auf dem Konzil von Pisa im Jahr 1135 zur Regelung der Zehnten
erlassen hatte.100 Als Entstehungsort der zweiten Version des Opusculum ist mit eini-
ger Wahrscheinlichkeit das Stift Reichersberg anzunehmen, dem Gerhoch seit 1132
als Propst vorstand und das unter seiner Leitung rasch eine reiche Produktion an Ur-
kunden, Kodizes und Annalen entwickelte.101 Ein Reichersberger Exemplar der Schrift
hat sich nicht erhalten und auch die beiden frühneuzeitlichen Kataloge der Reichers-
berger Bibliothek aus dem Jahr 1595 und 1610 verzeichnen kein Exemplar von Ger-
hochs Reformschrift.102 Daher ist anzunehmen, dass Gerhoch mit seiner Widmung an
den Freisinger Kleriker und der Bitte um Weitergabe an den Freisinger Elekten, die-
sem ein Exemplar seines Werkes mitgeschickt hat. Auf der Basis dieses Exemplars
könnte dann im Stift Beuerberg, das ebenfalls zur Diözese Freising gehörte, Mitte des
12. Jahrhunderts die Abschrift des Beuerberger Exemplars (München, BSB, Clm
5129), das dieser Edition als Leithandschrift zugrunde liegt, erfolgt sein.103
2.2 Konzeption, Sprache und Stil
Den meisten seiner literarischen Schriften hat Gerhoch eine Widmungs-Vorrede be-
ziehungsweise einen Widmungsbrief vorangestellt, in dem er den Adressaten um
Lektüre, Verbreitung, eventuell um Rücksendung des Kodex und vor allem um Ver-
97 Vgl. Classen, Gerhoch, S. 22.
98 Harum et similium offensionum ante actarum non inmemores et de futuris cauere uolentes quedam
decerpendo, quedam addendo, dictamen nostrum castigatius fecimus. Gerhoch von Reichersberg,
De aedificio dei, 1. Prolog, S. 130.
99 Vgl. Classen, Gerhoch, S. 407 (Opus 1).
100 Vgl. Somerville, The council of Pisa, S. 98-114. Zum Inhalt des Dekretes vgl. MGH Const. 1,
Nr. 402, S. 577-579.
101 Vgl. hierzu Classen, Aus der Werkstatt, S. 379-430; Frioli, Per una storia, S. 177-212.
102 München, BSB, Cod. cat. bav. 2, foll. 394r-408r; ediert bei Julian Plante, Catalogue of Manu-
scripts in the Library of Stift Reichersberg, Paris 1973.
103 Hierzu ausführlich Einleitung, Kap. 4.
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Stift Rottenbuch seit Ottos Episkopat das ständige Archidiakonat für die Freisinger
Diözese ausübte und der Freisinger Bischof die Einrichtung von Regularkanoniker-
stiften förderte.97 Gerhoch versichert im Widmungsbrief an den unbekannten Freisin-
ger Kleriker, dass er aufgrund einiger Mönche und Regularkanoniker, die an der ers-
ten Version Anstoß genommen hätten, einiges entfernt, einiges hinzugefügt und den
Text gestrafft habe.98 Der Text der zweiten Fassung scheint aber nur geringfügig über-
arbeitet worden zu sein, da die Widmung an Bischof Konrad von Regensburg und
Anlehnungen an im Jahr 1138 bereits verstorbene Persönlichkeiten wie Papst Honori-
us II. und Bischof Hermann von Augsburg unverändert stehen geblieben sind.99 Klei-
nere Ergänzungen und Nachbearbeitungen sind beispielsweise dem Kapitel 175 des
Haupttextes zu entnehmen. Hier zitiert Gerhoch aus einer Verfügung, die Papst Inno-
zenz II. (1130-1143) auf dem Konzil von Pisa im Jahr 1135 zur Regelung der Zehnten
erlassen hatte.100 Als Entstehungsort der zweiten Version des Opusculum ist mit eini-
ger Wahrscheinlichkeit das Stift Reichersberg anzunehmen, dem Gerhoch seit 1132
als Propst vorstand und das unter seiner Leitung rasch eine reiche Produktion an Ur-
kunden, Kodizes und Annalen entwickelte.101 Ein Reichersberger Exemplar der Schrift
hat sich nicht erhalten und auch die beiden frühneuzeitlichen Kataloge der Reichers-
berger Bibliothek aus dem Jahr 1595 und 1610 verzeichnen kein Exemplar von Ger-
hochs Reformschrift.102 Daher ist anzunehmen, dass Gerhoch mit seiner Widmung an
den Freisinger Kleriker und der Bitte um Weitergabe an den Freisinger Elekten, die-
sem ein Exemplar seines Werkes mitgeschickt hat. Auf der Basis dieses Exemplars
könnte dann im Stift Beuerberg, das ebenfalls zur Diözese Freising gehörte, Mitte des
12. Jahrhunderts die Abschrift des Beuerberger Exemplars (München, BSB, Clm
5129), das dieser Edition als Leithandschrift zugrunde liegt, erfolgt sein.103
2.2 Konzeption, Sprache und Stil
Den meisten seiner literarischen Schriften hat Gerhoch eine Widmungs-Vorrede be-
ziehungsweise einen Widmungsbrief vorangestellt, in dem er den Adressaten um
Lektüre, Verbreitung, eventuell um Rücksendung des Kodex und vor allem um Ver-
97 Vgl. Classen, Gerhoch, S. 22.
98 Harum et similium offensionum ante actarum non inmemores et de futuris cauere uolentes quedam
decerpendo, quedam addendo, dictamen nostrum castigatius fecimus. Gerhoch von Reichersberg,
De aedificio dei, 1. Prolog, S. 130.
99 Vgl. Classen, Gerhoch, S. 407 (Opus 1).
100 Vgl. Somerville, The council of Pisa, S. 98-114. Zum Inhalt des Dekretes vgl. MGH Const. 1,
Nr. 402, S. 577-579.
101 Vgl. hierzu Classen, Aus der Werkstatt, S. 379-430; Frioli, Per una storia, S. 177-212.
102 München, BSB, Cod. cat. bav. 2, foll. 394r-408r; ediert bei Julian Plante, Catalogue of Manu-
scripts in the Library of Stift Reichersberg, Paris 1973.
103 Hierzu ausführlich Einleitung, Kap. 4.